Da war ich ein halbes Jahr durch Australien gejoggt und an meinem letzten Tag habe ich doch tatsächlich noch jemanden gefunden, der mit mir zusammen am Morgen laufen geht. Damit ich auch ganz sicher nicht meinen Flieger verpasse, sind wir um 6:30 Uhr aufgestanden und um 7:00 Uhr ging es los. Nick hatte gemeint, dass er mir auf meiner morgendlichen Route folgen würde, weshalb ich eine letzte Möglichkeit bekam, am Opernhaus vorbei zu laufen. Wir unterhielten uns sehr nett und hatten dabei noch ein gutes Lauftempo. Ich meinte zu ihm, dass er, was meine baldige Abreise betrifft, ein bisschen spät kommt, da ich schon früher auf einen Laufpartner gehofft hatte. Am Ende, als wir wieder zurück im Hostel waren und ich nun endgültig meine letzten Habseeligkeiten in meinen Rucksack verstaute, tauschten wir noch die Facebook-Adressen aus beschlossen, dass wenn ich eines Tages in Amsterdam einen Halbmarathon laufen möchte, bzw. er einen in Berlin, dann werden wir uns gegenseitig besuchen.
Als das geklärt, ich geduscht und mein Rucksack endlich geschlossen war, verabschiedete ich mich von meinen Zimmernachbarn und checkte ein letztes Mal aus einem Hostel aus. Da ich um 10:00 Uhr mit Monica verabredet war, schloss ich mein komplettes Gepäck in einen riesigen Schrank in einem Raum hinter der Rezeption ein und machte mich dann auf den Weg zum Queen Victoria Building, wo ich mit Monica zu einem Kaffee verabredet war. Sie hatte die letzten drei Tage einen Kongress in besucht und erwartete nun die Ankunft von David am Abend, um mit ihm das Wochenende in Sydney zu verbringen. Auf diese Weise bekamen Monica und ich noch einmal die Gelegenheit uns vor meiner Abreise zu treffen, worüber wir uns sehr freuten.
Sie begrüßte mich mit den Worten, dass ich ganz anders als vor einem halben Jahr aussehe, worüber sie sehr erstaunt war. Wir tranken beide einen Latte Macchiato und natürlich erzählte ich vieles von meinen Australien Erlebnissen. Die Zeit verging so schnell, dass wir am Ende gar nicht glauben konnten, dass schon drei Stunden herum sind. Bei meiner Verabschiedung gab sie mir noch auf den Weg, dass ich alle meine Freunde und meine ganze Familie nach Australien schicken solle, über Besuch aus Deutschland würden sie sich immer freuen! Dann hieß es Abschied nehmen, was mir nicht leicht fiel, da ich ja nicht weiß, wann ich sie das nächste Mal sehen können werde.
Bevor ich zum Hostel zurück lief, wo ich um 12:50 Uhr von dem Flughafen Shuttle abgeholt wurde, kaufte ich mir noch einen Kaugummi Vorrat für den Flug, von dem ich mir versprach, dass er meine Nerven beruhigen würde. Die Fahrt zum Flughafen dauerte gute 30 Minuten, auf der ich sehr angespannt war, was sich auch auf dem Flughafen nicht änderte. Nun war es so weit, ich bekam einen Ausreisestempel in meinen Reisepass. Mit diesem Stempel im Pass gab es nun kein Zurück mehr, mein Australien Abendteuer war definitiv zu Ende, was mir ein mulmiges Gefühl in der Bauchgegend bescherte.
An dieser Stelle möchte ich ein paar Zahlen zu meiner Reise festhalten. Ich war nun also 163 Tage durch Australien gereist und habe während dieser Zeit 31815 km, in der Hauptsache mit dem Bus und dem Zug, zurück gelegt. Neben einigen Tagen und Nächten, die ich in Bussen verbracht habe, habe ich ganze zwölf Nächte im Zug verbracht und hätte für die Bahnfahrten eigentlich 1136,71€ bezahlen müssen, hätte ich nicht den sechsmonatigen Zugpass, für den ich nur 299,00€ bezahlt habe, gehabt. Dieser Pass hat es mir zudem ermöglicht, 22 Städte zu bereisen, drei Inseln und fünf National Parks zu erkunden und mich auf ein Abenteuer im Outback zu begeben zu können. Und auch wenn man über Geld eigentlich nicht spricht, möchte ich für später festhalten, dass ich ungefähr 8000€ inklusive Hin- und Rückflug in den letzten sechs Monaten ausgegeben habe. Auch wenn das alles letztlich nur Zahlen sind, helfen sie mir, ein Stück weit zu realisieren, welchen Traum ich in Australien leben durfte!
Als das Flugzeug pünktlich um 15:30 Uhr vom australischen Boden abhob, musste ich mit Tränen in den Augen begreifen, dass mein halbes Jahr in Australien nun vorbei ist. Die 7,5 Flugstunden bis zum ersten Stopp in Singapur saß ich einfach nur da und machte gar nichts, außer aus dem Fenster zu gucken. Ich las kein Buch, guckte keinen Film und unterhielt mich nicht. Ich wollte mit meinen Gedanken einfach nur alleine sein.
Nach einem halbstündigen Aufenthalt in Singapur ging es zurück ins Flugzeug, wo ich die meiste Zeit der 13 Flugstunden mit schlafen verbrachte. Ich hatte Glück, dass der Platz neben mir frei war, weshalb ich einen einigermaßen bequemen Flug hatte.
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