Schloss Mitsuko: Ein Stückchen Japan bei RostockVon Janette Heidenreich, dpa Thürkow (dpa/tmn) - Schloss Mitsuko liegt im Nordosten Deutschlands, zwischen Teterow und Rostock. Ein bisschen komisch ist das schon: Wieso beherbergt ein ehemaliges Gutshaus in der Gegend Kimonos und Utensilien für Zen-Meditation? Und was hat Kurt Masur damit zu tun?
Auswärtige würden das «Japanschloss Mitsuko» nicht gerade in dieser Gegend erwarten: Von der Landstraße 108 von Teterow nach Laage bei Rostock zweigt rund vier Kilometer hinter Thürkow rechts die alte Pflasterstraße nach Todendorf ab. Sie führt Besucher zu dem sonnengelb getünchten Gutshaus. Es wurde 1860 errichtet, nach der Enteignung 1945 wohnten dort mehrere Familien. Bröckelndes Einheitsputzgrau an der Rückseite erinnert noch an die DDR. Doch die Innenräume führen in den Fernen Osten.
2001 überließ die Gemeinde Thürkow das Haus dem Deutsch-Japanischen Freundeskreis. Ein Jahr später wurde es saniert und Mitsuko genannt - nach der Ehefrau des Initiators, Prof. Heinrich Johann Radeloff. «Auf Japanisch bedeutet Mitsuko 'die Lichtbringende'», erklärt der Vorsitzende des Fördervereins, Adolf Kotzauer. Unterstützt wird der Verein von 70 Kunstschaffenden aus Japan und Kulturbotschaftern in Deutschland - etwa von Kurt Masur, dem berühmten Dirigenten aus Leipzig. Zwei Kirschbäume schenkte er dem Verein zur Eröffnung. Heute zieren sie das Eingangsportal.
Den 1931 in Prangendorf bei Rostock geborenen Künstler Radeloff zog es mit 33 Jahren nach Kyoto, wo er seine Frau kennenlernte. Sie entstammt einem Samuraigeschlecht. «Einfachheit, Würde und Ehre», fasst Radeloff deren Wertesystem zusammen - Ideen, die ihn auch als Künstler geprägt haben. In Kyoto lernte Radeloff verschiedene Tuschtechniken und gründete eine Malschule. Es folgten Ausstellungen in den USA und England, 1988 die erste in der Rostocker Kunsthalle.
Schon lange hegte Radeloff den Wunsch, sich kulturell mehr in seiner Heimat zu engagieren. Nahe seines Geburtsortes fand er mit Schloss Mitsuko den geeigneten Ort dafür. Das japanische Haus soll für Künstler und Kulturinteressierte eine Stätte der Begegnung sein. Die Dauerausstellung zeigt Tuschbilder, Kalligrafien, Buddha-Skulpturen, kunstvolle Kimonos und Utensilien für die Zen-Meditation. Der Gewölbekeller beherbergt eine Sammlung an Porzellanfiguren und Gebrauchskeramik aus dem 20. Jahrhundert.
Ein japanisches Sonnentor eröffnet dem Besucher den Blick auf den Deutsch-Japanischen Hain. «Holzskulpturen, Trockenteiche und mehr als 5000 Steine verleihen dem Garten einen Hauch fernöstlicher Ästhetik», sagt Kotzauer. Die Steine brachten die Bewohner von den Äckern in der Umgebung. Beeindruckend ist der mannshohe Granitstein mit herausgearbeitetem Ginkoblatt. Einblicke in die traditionelle japanische Lebensart gewähren zum Beispiel Kalligrafie-Vorführungen, Ikebana- und Origami-Kurse. «Für unsere Teezeremonien wollen wir im Hain ein deutsch-japanisches Teehaus bauen», verrät die Ehefrau des Künstlers und verabschiedet sich mit einer tiefen Verbeugung.
Freundeskreis Todendorf, Adolf Kotzauer (Tel.: 039975/75 97 97, E-Mail: info@schloss-mitsuko). Öffnungszeiten von Schloss und Hain: März bis November, Samstag und Sonntag, 13 bis 17 Uhr, nach Voranmeldung auch an anderen Tagen
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