Ein Hotel voller Kontraste für SehbehinderteVon Eva-Maria Mester, dpa Timmendorfer Strand (dpa) - Knallrote Sofas, königsblaue Teppiche, sonnengelbe Sessel: Im «Aura»-Hotel in Timmendorfer Strand erleichtern Farbkontraste sehbehinderten Gästen die Orientierung.
Sobald Arno Sorg aus Hamburg das «Aura»-Hotel betritt, klappt er seinen weißen Langstock zusammen. «Den brauche ich hier nicht», sagt er. Obwohl er seit zehn Jahren fast blind ist, bewegt er sich mit traumwandlerischer Sicherheit durch das Haus. Seit sieben Jahren verbringt er mehrmals im Jahr seinen Urlaub in dem Hotel, das dem Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg gehört. «Hier ist alles auf die Bedürfnisse von Sehbehinderten ausgerichtet, von der Einrichtung der Zimmer bis zum Service im Restaurant. Für mich kommt kein anderes Ferienziel mehr infrage», sagt Sorg. Neben dem Haus in Timmendorfer Strand gibt es bundesweit sieben weitere «Aura»-Hotels und Pensionen, unter anderem in Boltenhagen in Mecklenburg-Vorpommern.
«Nur etwa zehn Prozent unserer Gäste sind völlig blind. Die Mehrheit ist stark sehbehindert, kann also noch Umrisse und Hell-Dunkel-Kontraste erkennen», sagt Gästebetreuerin und Mobilitätslehrerin Katarina Seelhorst. «Deshalb setzen wir bei der Einrichtung des Hauses auf kontrastreiche Farbgestaltung, zum Beispiel mit den leuchtend roten Sofas vor hellem Hintergrund in der Eingangshalle», erläutert sie.
Viele weitere Kleinigkeiten sollen den sehbehinderten Gästen das Leben auch im Urlaub erleichtern. Riffelbleche auf dem Boden vor allen Treppen signalisieren: Vorsicht, Stufen! In der Bibliothek stehen spezielle Hörbücher im sogenannten Daisy-Format mit den passenden Abspielgeräten, es gibt Hörfilme und Bildschirmlesegeräte, damit auch sehbehinderte Gäste Postkarten schreiben können.
18 Doppelzimmer und 18 Einzelzimmer hat das Haus, das aus einem Blindenheim entstanden ist und gerade seinen zehnten Geburtstag gefeiert hat. 20 Mitarbeiter, darunter zwei besonders geschulte Gästebetreuer, kümmern sich um die Urlauber. Zum Service gehört auch, dass ihnen im Restaurant auf Wunsch die Speisekarte vorgelesen oder die Speisen auf dem Büfett erläutert werden. «Die meisten spät erblindeten Senioren sind früher viel gereist und sind schicke Hotels gewohnt», sagt Seelhorst.
Alle sieben Hotels für Sehbehinderte sind gut gebucht, wie Seelhorst versichert. «Das Gros der Gäste ist 60 Jahre und älter. Die jüngeren Sehbehinderten sind heute sehr selbstständig und mobil, die fahren einfach überall hin. Die Älteren dagegen sind unsicherer und bevorzugen eine geschütztere und sicherer Umgebung», sagt die Betreuerin.
Auch Arno Sorg hat viel von der Welt gesehen, bevor er vor zehn Jahren schlagartig erblindete. «Ein genetischer Defekt - ich war auf der Autobahn unterwegs und konnte plötzlich nichts mehr sehen», erinnert er sich. «Durch den Blinden- und Sehbehindertenverein bin ich auf das Hotel hier aufmerksam geworden - eine tolle Einrichtung», schwärmt er.
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