Hügel und Kalkstein: Westfalens Norden entdecken Immer dem «H» nach: Die Wanderung auf dem Hermannshöhenweg ist 220 Kilometer lang. (Bild: Projektbüro Hermannshöhen/dpa/tmn) Von Claudia Bell, dpa Tecklenburg (dpa/tmn) - Mit dem Grüßen ist das so eine Sache in Westfalen. Wer als fremder Wanderer in die Gegend nördlich von Münster kommt, wird von Wirtsleuten herzlich aufgenommen, unterwegs von Entgegenkommenden aber skeptisch beäugt und zurückhaltend behandelt.
Wer die Wanderstiefel schnürt, der sucht jedoch nicht die große und laute Unterhaltung, sondern Natur, Ruhe, Abgeschiedenheit und Erholung. Und die findet er auf dem 220 Kilometer langen und seit 2004 unter dem Namen «Hermannshöhenweg» bekannten Weg zwischen Rheine und Marsberg an der Diemel durchaus.
Auch wenn einige Kilometer im Teutoburger Wald noch auf asphaltierten Wegen und Schotterpfaden sowie entlang kleinerer Straßen verlaufen: Die Ausblicke auf das Tecklenburger Land beim Begehen der Höhenzüge und Kämme entschädigen für diesen kleinen Makel, den zu beheben sich die Verantwortlichen vorgenommen haben.
 Weiter Blick über den Teutoburger Wald: Vom Luisenturm bei Borgholzhausen ist es nicht mehr weit bis Bielefeld. (Bild: Projektbüro Hermannshöhen/dpa/tmn) Vor knapp vier Jahren wurden die jeweils rund 100 Jahre alten ehemaligen Handelswege «Hermannsweg» und «Eggeweg» zusammengelegt. Eine gute Mischung aus Natur und Kultur soll der Weg den Wanderern nun bieten. Der nördlich gelegene Hermannsweg-Abschnitt bringt ihnen mit der Grotenburg, dem ehemaligen Zisterzienserkloster Gravenhorst, der Schwedenschanze und der Hünenburg sowie dem Fachwerkstädtchen Tecklenburg die Kultur und Geschichte jener Gegend nahe.
Der Eggeweg ist dagegen ein Naturweg fernab jeder Zivilisation, ohne das störende Geräusch laufender Motoren und vor allem ohne die Rennradfahrer, die einem im nördlichen Abschnitt an schönen Wochenendtagen hordenweise und in einer atemberaubenden Geschwindigkeit entgegenkommen.
Heute durchquert die Route 25 Orte, sieben Kreise und mit Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen zwei Bundesländer. Nicht alle Beteiligten sehen das Projekt so positiv wie die Initiatoren: «Manche Wandervereine tun sich noch ein bisschen schwer mit dem neuen Namen und der Tatsache, dass der Weg über eine gemeinsame Projektleitung vermarktet und betreut wird», sagt Susanne Westermann vom Projektbüro in Bielefeld. Ein typisch westfälischer Charakterzug ist es wohl, dass jeder am liebsten «sein eigenes Süppchen kochen» möchte.
 Alte Fachwerkstadt: Tecklenburg liegt im Norden des Hermannshöhenweges von Rheine bis Marsberg an der Diemel. (Bild: Projektbüro Hermannshöhen/dpa/tmn) Auch Waldbesitzer, durch deren Grund der Weg zum Teil verläuft, freuen sich nicht unbedingt über ihre neuen Gäste und die dadurch entstehende Verantwortlichkeit und Haftung. «Das können nur ein paar hundert Meter sein, doch wenn der Waldbesitzer oder Anrainer nicht möchte, dass der Weg über seinen Grund läuft, dann scheitert es eben manchmal genau daran», sagt Westermann.
Auf dem Abschnitt zwischen Rheine und Tecklenburg ganz im Norden ist es ein heller, feiner Boden, auf dem massenweise Wacholderbüsche und Blaubeerstauden gedeihen. Charakteristisch für den Streckenteil sind auch die mitunter plötzlich hinter Wegbiegungen auftauchenden Felsformationen mit Bezeichnungen wie «Doktors Loch» und «Kaiserei». Die in den Felsen gehauenen Höhlen boten im Zweiten Weltkrieg Schutz vor Bomben und Artilleriegeschossen. Auch die zahlreichen im Wald liegenden Ehrenfriedhöfe erinnern an die Schrecken des Krieges und jagen Wanderern selbst bei Sonnenschein einen Schauer über den Rücken.
Ab Bevergern verläuft der Hermannshöhenweg zunächst kilometerlang auf einem Kamm und vorbei am Riesenbecker, Lager und Birgter Berg. «Berg» klingt nach steilen Anstiegen, doch die Höhenunterschiede halten sich hier in Grenzen und sind auch für weniger geübte Wanderer machbar. Eine der höchsten Erhebungen auf der Strecke zwischen Bevergern und Tecklenburg sind die 40 Meter hohen und mit seltenen Moosarten und ungewöhnlichem Flechtenschleier überzogenen Dörenther Klippen. Von hier und von der von Legenden umrankten Felsformation «Hockendes Weib» genießt man bei gutem Wetter eine Sicht bis Münster.
 Wer dem Hermannshöhenweg weiter in Richtung Süden folgt, landet am 1875 vollendeten Hermannsdenkmal. (Bild: Projektbüro Hermannshöhen/dpa/tmn) Weiter geht es durch Fichtenwälder und entlang an großen Kalksteinbrüchen. Im Norden Westfalens werden große Mengen des Rohstoffs zur Zementherstellung abgebaut, Aussichtsplattformen bieten Einblicke in die tiefen Krater. Den kleinen Schrecken bei diesem Anblick kann der Wanderer am Ende des Tages in der direkt am Wanderweg liegenden Traditions-Gastwirtschaft «Malepartus» bei dem Ort Lienen mit einem Bier verdauen. Das Lokal besteht schon seit dem 19. Jahrhundert und wird von Wirtsleuten aus Bayern geführte. In dem Biergarten herrscht bajuwarische Gemütlichkeit - und mitten in Westfalen wird hier oft auch sehr laut und herzlich gelacht.
Informationen: Projektbüro Hermannshöhen, Jahnplatz 5, 33602 Bielefeld, Telefon: 0521/967 33 25
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