Schleswig-Holsteins Ostküste - Kein WinterschlafVon Sönke Möhl, dpa Grömitz (dpa/tmn) - So manches Restaurant und Geschäft in den Küstenorten an der Ostsee hat im Winter geschlossen. Aber tote Hose ist im hohen Norden deswegen nicht. Und die Weite von Strand und Meer lässt sich nie besser erleben als an einem eiskalten klaren Wintertag.
Kalter Ostwind hat Eisschollen auf den Strand geschoben. «Das haben wir so noch nicht gesehen», sagt ein Paar aus dem Harz, das am Sehlendorfer Strand einen Spaziergang unternimmt. Die beiden haben sich die schleswig-holsteinische Ostseeküste zu dieser Jahreszeit bewusst ausgesucht, um die Weite und Einsamkeit von Strand und Meer zu erleben.
Auch wenn alle Geschäfte und Buden in dem kleinen Badeort im Kreis Plön verlassen und verrammelt sind - einen tiefen Winterschlaf gibt es zwischen Flensburger Förde und Lübecker Bucht nicht. Wer zwischen Oktober und März einen Urlaub an der Ostseeküste plant, kann wählen: Ruhig und beschaulich in kleinen Orten, in denen an mancher Tür das Wort «Betriebsferien» zu lesen ist, oder größere Orte wie Travemünde oder Grömitz, in denen immer noch etwas los ist.
Im Winter ist es zwar auch in ruhig. «Aber wir fallen nicht in einen Dornröschenschlaf», sagt der Tourismuschef des Ortes, Olaf Dose-Miekley. «Wer jetzt kommt, hat den höchsten Erholungswert.» In allen Einrichtungen gibt es sofort freie Termine, Schwimmbad und Sauna sind leer. Eine gute Alternative vor allem für Familien mit Kindern sind kompakte Ferienanlagen wie mit 1160 Wohneinheiten.
Dort sind Appartements, Ferienhäuser und Hotelzimmer nur ein paar Schritte entfernt von Attraktionen, die auch Tage mit Regenwetter aushalten lassen: Spaßbad mit einer der weltweit längsten Röhrenrutschen und kompletter Saunawelt, Abenteuerland in der Halle, Restaurants, Geschäfte und Bowlingbahnen.
Im Sommer fällt es leicht, Ausflugsziele in der Nähe zu finden. Der Hansa Park in Sierksdorf wirbt mit Achterbahnen vor allem um Kinder, Lübeck bietet seine backsteinerne Altstadt. In Kiel gibt es Kreuzfahrtschiffe zu bestaunen. Im Winterhalbjahr könnte die Wahl auf den Besuch eines - für den Osten Schleswig-Holsteins typischen - Gutshofes fallen. Das nur wenige Kilometer landeinwärts in der Nähe von Lütjenburg gelegene zeigt sich fast unverändert als historischer Ort mit Herrenhaus, Stallungen, Remise, Torhaus und verschiedenen Gebäuden, die Geschäfte, Werkstätten und Wohnungen beherbergen.
Heinrich von der Decken ist Verwalter auf Panker. Der Landwirt kümmert sich nicht nur um mehrere tausend Hektar Ackerfläche und Wälder. «Panker ist besonders wegen seiner Trakehnerzucht bekannt», sagt der 52-Jährige. Mit etwas Glück können Besucher ein paar der wertvollen Pferde auch im Winter auf der Weide sehen. Die Geschäfte haben im Winter zum Teil eingeschränkte Öffnungszeiten. Das Hotel und Restaurant «Ole Liese» aber ist ganzjährig geöffnet.
Vom Dorf führt ein kurzer Spaziergang bergauf zum Turm «Hessenstein» auf dem 128 Meter hohen Pilsberg. Quasi auf dem Dach Schleswig-Holsteins reicht der Blick bei klarem Wetter bis weit auf die Ostsee hinaus, über den Selenter See bis Kiel, zum 168 Meter hohen Bungsberg, der sogar einen kleinen Skilift bietet, und zur Insel Fehmarn. Wer den 17 Meter hohen Turm besteigen will, sollte eine Ein-Euro-Münze passend zur Hand haben. Ein Automat regelt den Zugang, wechseln kann hier niemand.
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