Teurer Treibstoff: Fernreisen auf dem Prüfstand Bald nur noch sehnsüchtige Blicke aufs Rollfeld werfen? Für manche deutsche Touristen könnten Flugreisen eines Tages zu teuer werden. (Bild: Schierenbeck/dpa/tmn) Von Christian Röwekamp, dpa Berlin/Kiel (dpa/tmn) - An die Parole «Am Urlaub wird zuletzt gespart» klammert sich die Reisebranche gerne - auch in Zeiten, in denen Treibstoff so teuer ist wie noch nie und vier Prozent Inflation gemessen werden.
Doch die vielen Sommerbuchungen für 2008 sind meist schon im Januar oder eher getätigt worden und damit in Unkenntnis der jüngsten Preisschübe. Wird der Herbst nun die Ferientrends verändern? Noch gibt es keine Antworten auf diese Frage, aber in einer Umfrage für das ARD-Morgenmagazin gaben 32 Prozent der Deutschen bereits an, sie wollten sich wegen der steigenden Preise im Urlaub einschränken. Es ist also denkbar, dass 2008 später einmal als Jahr eines klaren Einschnitts im Reiseverhalten der Deutschen in Erinnerung sein wird.
Klaus Laepple, Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV) in Berlin, hofft darauf, dass die Lohn- und Gehaltsabschlüsse nun «als Untergrenze zumindest einen Inflationsausgleich vorsehen». Denn nur mit genug Geld in der Tasche können die Deutschen so reiselustig bleiben wie bisher. Es sei zum Beispiel nicht auszuschließen, dass sich nun der Fernreisenboom abschwächt, gibt Laepple zu, auch wenn er der Meinung ist, «dass Fernreisen weiter wachsen werden». Denn bei 3000 Euro teuren Reisen in andere Erdteile werden rund 100 Euro Zuschlag weniger stark empfunden als rund 20 Euro bei Kurzreisen.
Stärker stellt sich für den DRV-Präsidenten allerdings die Frage, ob der immer beliebter gewordene Zweit- und Dritturlaub «seinen Stellenwert noch lange behalten wird. 'Brückentags-Reisen' für vier Tage an die Nordsee - das könnten sich viele Leute bald überlegen. »
Prof. Martin Lohmann, Tourismusforscher aus Kiel, ist allerdings überzeugt, dass sich an der Gesamtreisedauer zumindest kurzfristig wenig ändern wird. Statt dreimal im Jahr für eine Woche wieder nur einmal im Jahr für drei Wochen zu verreisen, sei eine von mehreren Strategien gegen steigende Mobilitätskosten.
Auch wenn über das teure Benzin geflucht wird: In den Urlaub fahren die Menschen trotzdem, sagt Lohmann, der die Spritpreise heute mit denen vor rund einem Jahr verglichen hat. Mit 1,60 Euro pro Liter liegen sie um etwa 30 Cent über dem Vorjahresniveau. Wer mit dem Auto eine 1000 Kilometer lange Strecke zum Urlaubsort und zurück fährt, habe dadurch um 60 Euro höhere Spritkosten als 2007. Das bedeute bei Inlands-Urlaubsreisen eine Verteuerung um sechs Prozent. Daran aber werde bei den meisten Menschen die Tour nicht scheitern, so Lohmann.
Reiseveranstalter haben zuletzt geringere Preissteigerungen als die an der Zapfsäule bekanntgegeben. Bei der TUI gehen die Tarife für Flugreisen mittlerer Länge im Winter um 2,9 Prozent in die Höhe, bei Alltours beträgt das Plus 4 Prozent. Aus Sicht von DRV-Präsident Laepple zeigt dies: «Die Veranstalterreise steht preislich weniger unter Druck als andere Reiseformen» - unter anderem, weil die Veranstalter wieder verstärkt feste Kontingente in den Fliegern zu günstigen Preisen einkaufen. Der Einzelplatzverkauf der Airlines werde sich daher stärker verteuern als die Flugpauschalreisen.
Treibstoffzuschläge sind inzwischen etabliert - und könnten es auch bleiben. «Unsere Gäste akzeptieren das, es gibt keine Buchungszurückhaltung», sagt etwa Hansjörg Kunze von Aida Cruises. Andere Touristiker erwarten Ähnliches: «Wer fliegt denn überhaupt Langstrecke? Das ist der Obere Mittelstand, da kommt es auf 50, 60 oder 70 Euro mehr nicht so an», meint Öger-Tours-Chef Vural Öger.
Bei vielen anderen Urlaubern aber könnten diese 70 Euro mehr aber künftig über die Frage entscheiden, ob und wo sie Urlaub machen. Dass es wegen der Kostensteigerung zur «Ent-Demokratisierung des Reisens» kommt, erwartet Prof. Lohmann zwar «nicht in einer gravierenden Form für die kommenden Jahre, aber in diese Richtung geht es».
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