Vier Sterne statt Almhütte: Steigende Ansprüche Keine Kniebundhosen: Die «neuen Wanderer» sind jung und haben höhere Ansprüche. (Bild: Tourismusverband Ostbayern/dpa/tmn) Von Andreas Heimann, dpa Trier/Kassel (dpa/tmn) - Mancher Wanderer braucht abends nur ein Stück Fußboden, wo er seinen Schlafsack ausbreiten kann. Aber es gibt auch Andere: Wanderer, die etwas Luxus durchaus schätzen und nicht in Jugendherbergen oder Privatzimmern übernachten wollen.
Prof. Heinz-Dieter Quack vom Europäischen Tourismus Institut in Trier unterscheidet «alte» und «neue» Wanderer: «Die alten sind eher bescheiden. Wandern ist für sie ein leichter Leistungssport, bei dem Geselligkeit zählt. » Es gebe aber auch eine ganz neue Klientel: «Sie ist prestige- und qualitätsbewusst, sie will keine sportliche Herausforderung, sondern Naturerlebnis, Ruhe und Abgeschiedenheit. »
Die «neuen» Wanderer bevorzugen Strecken von maximal 15 Kilometer am Stück sowie das Unterwegssein in der kleinen Gruppe. «Für die alten reichten ein gut ausgeschilderter Weg und abends eine Hütte mit schmalen Betten», sagt Quack. Die neuen «stellen im Wanderurlaub die gleichen Ansprüche wie beim Badeurlaub auf den Kanaren. »
Anders als früher sei Wanderurlaub nicht mehr die preisgünstige Alternative zur Flugreise, sagt Sven Büchler vom Deutschen Wanderverband in Kassel: «Heute können zwei Wochen auf Mallorca viel günstiger sein als in Deutschland. » Wer in der Eifel oder im Bayerischen Wald wandert, entscheide sich gezielt dafür. «Das ist dann oft auch mit höheren Ansprüchen verbunden. » Viele gehobene Hotels stellten sich entsprechend auf Wanderer ein.
Die gleiche Beobachtung hat Susanne Leder gemacht: «Die Ansprüche ändern sich immens», sagt die Expertin, die für die Wanderregion Müllerthal in Luxemburg arbeitet. «Es sind heute ganz andere Leute als früher, die wandern. Sie sind jünger, sie haben einen höheren Bildungsgrad, und sie geben mehr Geld aus. » Es gehe beim Wandern auch nicht mehr nur ums Baum- und Blümchengucken. «Wandern ist die Seele baumeln lassen», sagt Leder, die ihre Doktorarbeit über die «Neue Muße im Tourismus» geschrieben hat. Wichtig sei der mentale Ausgleich zur Beschleunigung im Berufsalltag. Entsprechend wollen viele Wanderer im Hotel entspannen, etwa mit Wellness-Angeboten.
Auch deshalb müssen Wanderregionen mehr bieten als Trampelpfade durch die Pampa. Dazu kann gehören, dass es direkte Erlebnisangebote gibt - von der Hängebrücke bis zum Barfußpfad, ein Konzept, das viele der neuen Premiumwanderwege verfolgen. Susanne Leder geht davon aus, dass Wandern künftig noch mehr mit Angeboten kombiniert wird, die über klassische Wellness hinausgehen: «Das kann von Yogakursen bis Personal Coaching reichen. » Für Tourismusregionen und Hotels sei das eine Chance, neue Urlauber für sich zu gewinnen.
Den Trend zum Luxuswandern sieht auch Andreas Kleinwächter, Marketingchef der Nationalparkregion Hohe Tauern Kärnten. «Die Bergwanderer sind nicht mehr die, die im Wohnmobil nächtigen und sich ein Leberkäsbrot einpacken. » Auch in Hotels seiner Region gebe es nun entsprechende Angebote: «Wanderer stören auch in Vier-Sterne-Häusern nicht. Die kommen ja nicht in Wanderstiefeln in den Speisesaal. »
Zumindest in den Alpen dürfte die Gruppe der Luxuswanderer aber überschaubar bleiben: «Beim Wandern auf dem Großteil der Höhenwege schläft man nach wie vor auf Hütten», sagt Kleinwächter. «Da gibt's gar keine Vier-Sterne-Hotels. Und da kann sich das Gepäck auch nicht mit dem Auto hochfahren lassen. Das ist ja gerade das Besondere. »
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