Rotterdam lockt mit Architektur und Party an die MaasVon Thomas Burmeister, dpa Rotterdam (dpa/tmn) - Tor zur Neuen Welt, größter Hafen Europas, Kunsttempel und eine besondere Architektur: Für eine Reise nach Rotterdam gab es immer gute Gründe. Wer die Stadt an der Maas besucht, hat aber vielleicht noch etwas im Sinn: die äußerst aktive Partyszene.
Wer ein hypermodernes, junges, lautes, trendiges, ja avantgardistisches Holland erleben will, muss am Ticketautomaten auf dem Amsterdamer Hauptbahnhof nur «R» wie Rotterdam tippen und 13,50 Euro löhnen - und nach gut einer Fahrtstunde taucht er ein ins Leben einer aufregenden Hafenstadt.
Die zweitgrößte Stadt der Niederlande ist zwar auch ohne den Umweg über Amsterdam eine Reise wert. Aber Rotterdamer lieben den Vergleich mit der eleganten Hauptstadt und kultivieren die Konkurrenz. Man muss nicht erst den Fußballklassiker Feyenoord Rotterdam gegen Ajax Amsterdam erleben, um zu begreifen, wie der Mix aus gegenseitiger Ab- und Zuneigung aussieht. Holland-Plaudereien mit Einheimischen bei ein paar «Biertje» oder «Wijntje» werden rasch leidenschaftlicher, wenn der Fremde durchblicken lässt, er komme gerade aus Amsterdam. Oder - schlimmer noch - er wolle demnächst dorthin weiterreisen.
«Wir mussten uns halt alles ein wenig härter erarbeiten als die Amsterdamer», sagt Jesse Kazemier. Der junge Bootsbauer ist im Oude Haven anzutreffen. Hier verschmelzen holländische Gemütlichkeit mit der Kühnheit, für die das ganze Land durch seine Seefahrer berühmt wurde: Kuschelige Cafés stehen vor der mutigen, kantigen Architektur der Kubushäuser, die der Architekt Piet Blom hier 1984 hinsetzte.
An Wochenenden frönt Jesse Kazemier seiner Leidenschaft, Kanus in Handarbeit herzustellen. Gern gibt er auch Touristen Auskunft, aber eine Pause macht er dafür nicht. «Schließlich sind wir in Rotterdam», sagt Jesse. «Unser Motto lautet 'Niet lullen maar poetsen!'» - frei übersetzt: «Nicht labern, sondern rackern». In Rotterdam, so sagt man, werden Hemden immer gleich mit aufgerollten Ärmeln verkauft.
So es ist kein Wunder, dass Fleiß und ein gesunder maritimer Geschäftssinn hier den mit Abstand größten Hafen Europas heranwachsen ließen. Erkunden können ihn Besucher bei Touren mit den modernen Spido-Booten oder bei Radwanderungen entlang der Kais, für die man aber mindestens einen halben Tag einplanen sollte.
«Niet lullen maar poetsen» - es war auch diese Einstellung, die den Rotterdamern half, schwere Zeiten nach den verheerenden Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg nicht nur zu überstehen, sondern wie Phönix aus der Asche daraus hervorzugehen. «Die Zerstörung wurde als Möglichkeit gesehen, unsere Stadt als moderne weltoffene Metropole neu zu erfinden», sagt der junge Architekt Marcel Geerding. «Von den Stadtvätern gefördert, und dank großer Talente wie Rem Koolhaas wurde Architektur neben dem Hafen zu einem zweiten Standbein.» Gern führt Geerding im Nebenjob für ein Tourunternehmen Besucher zu den städtebaulichen Glanzlichtern seiner Heimatstadt.
Die Palette reicht von der ikonenhaften Erasmus-Brücke über das World Port Center von Sir Norman Foster und die «schräge» Zentrale des Telekom-Konzerns KPN von Renzo Piano bis hin zu den beiden neuesten Wolkenkratzern, dem «New Orleans» von Alvaro Siza und dem «Rotterdam» von Rem Koolhaas. Sie rahmen das altehrwürdige Hotel «New York» ein, einst das Hauptquartier der Holland-Amerika-Linie.
Den schönsten Blick über das «Manhattan an der Maas» bietet der Euromast. 1960 zur Eröffnung der Gartenschau Floriade fertiggestellt, punktet der Turm im europäischen Vergleich zwar nicht unbedingt mit überragender Höhe - es sind 185 Meter bis zur Spitze. Aber die Lage ist traumhaft, mit Blicken bis zur Nordsee. Unten geht man am besten zum nahen Pier der Wassertaxis. Diese oft von alten Hafenarbeitern gesteuerten, gelb-schwarzen Flitzer rasen in einem Wahnsinnstempo über die Wasserstraßen. Ein häufiges Ziel ist dabei ein Ozeandampfer: Die «SS Rotterdam» beförderte seit dem Jahr 1958 gut betuchte Gäste nach New York und später bei Kreuzfahrten zu exotischen Zielen. Nach einer millionenschweren Renovierung liegt sie nun für immer fest vertäut am Kai: als Hotel, Museum, Gastronomie- und Partytempel.
Bei Partyfreunden beliebt ist auch die Bar- und Gourmetmeile Witte de Withstraat, wo von erstklassiger italienischer Küche bis hin zu Imbissgerichten aus indonesischen Kochstuben alles zu haben ist. Auch die Club-Szene der Stadt trägt maßgeblich dazu bei, dass Rotterdam als Metropole der Jugend und immerwährenden Dance-Floor-Innovation gilt. Zu den Hotspots gehören die Großraumdisco «Off Corso» oder der Live-Band-Club «Rotown». Auch hier gilt: Man schaut mit einem Auge nach Amsterdam, um es möglichst noch eine Spur toller zu machen.
Dem ständigen Drang nach Neuem war 2008 auch die Eröffnung der ersten «Öko-Disco» der Welt zu verdanken. «We want your energy» heißt der Slogan des «Club Watt», in dem ein Teil des Energiebedarfs durch die Gäste erzeugt wird, indem sie die elektromechanische Tanzfläche kräftig bearbeiten. Wie viel das gerade bringt, zeigen Leuchtdioden an. Auch hier heißt es also: «Niet lullen maar poetsen!».
Infos Rotterdam Reiseziel: Rotterdam ist die zweitgrößte Stadt der Niederlande und liegt rund 30 Kilometer von der Nordseeküste entfernt in Südholland. Anreise: Rotterdam ist über Autobahnen von Deutschland aus gut zu erreichen. Vom Ruhrgebiet und Rheinland aus geht es zum Beispiel zunächst über die deutsche Autobahn A40 bis Venlo und dann über Eindhoven, Breda und Dordrecht in die Hafenmetropole. Weiter nördlich führt eine Route über Arnheim, Utrecht und Gouda. Rund 70 Kilometer nördlich von Rotterdam liegt der Flughafen Amsterdam-Schiphol, der von mehreren deutschen Städten aus täglich angeflogen wird. Geld: In den Niederlanden wird mit Euro bezahlt. Sprache: Niederländisch. Englisch wird fast überall verstanden, viele Niederländer sprechen außerdem Deutsch. Informationen: Niederländisches Büro für Tourismus, Postfach 27 05 80, 50511 Köln, E-Mail: info@niederlande.de; Tourist Information Rotterdam, Telefon von Deutschland: ++31/10/271 01 20.
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