Zeugnisse vieler Völker prägen Sofia Architektur als Spiegelbild der Stadtgeschichte: Das Nationaltheater von Sofia stammt aus der Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg. (Bild: Frank/dpa/tmn) Von Alexandra Frank, dpa Sofia (dpa/tmn) - Hoch über den Autokolonnen thront die Sofia. Die Skulptur im wallenden Kleid steht auf der Spitze einer Säule und blickt auf die Stadt, die den gleichen Namen trägt wie sie selbst.
Sie schaut auf protzige Sowjetbauten und goldene Kirchkuppeln, auf steinerne Arkaden, spiegelnde Hochhausfassaden und Straßen, unter denen Ruinen aus der Römerzeit liegen. Gilt die Skulptur, die seit 2001 eine Kreuzung im Zentrum ziert, mit ihrem jungen Gesicht als modernes Symbol der bulgarischen Hauptstadt, so befinden sich nicht weit entfernt die Zeugnisse der Vergangenheit.
Nur eine Straßenecke weiter steht Ventseslav Nikolov. Der hochgewachsene Mann zeigt auf einen schlichten Brunnen: «Das ist der Grund, warum Sofia an dieser Stelle errichtet wurde», sagt er und meint den heißen Wasserstrahl, der sich in das Becken ergießt. Schon in der Antike war der Ort für seine Mineralwasserquellen bekannt. Sie zogen viele Völker an: den Stamm der Serdi, die Römer und Bulgaren, die Byzantiner und Osmanen. Jedes Volk hinterließ Spuren, zerstörte, überbaute und schuf neue Bauwerke. Das ist auch heute noch so. Nicht umsonst heißt der Werbespruch der Stadt «Wächst, aber altert nicht».
Besonders spiegelt sich das Kommen und Gehen der Kulturen in den Gotteshäusern wieder. Hinter dem Brunnen erhebt sich das Minarett der Banya Baši-Moschee, die im 16. Jahrhundert von den Türken errichtet wurde. Wenig weiter stoßen Besucher auf die sephardische Synagoge von 1909. «Man muss nur ein paar Minuten spazieren gehen und kann Kirchen aller Religionen und Zeiten besichtigen», sagt Nikolov. «Es ist wie ein Gang durch unsere Geschichte. » Dann biegt er um eine Ecke und zeigt auf den Markt, der sich ein paar Straßenzüge von Moschee und Synagoge entfernt erstreckt: «Auf diesem Markt kaufen die Sofioter ein. Hier trifft man arme Leute und Zigeuner, hier schreit man viel und feilscht um die Ware, hier bekommt man ein Gefühl vom Orient. »
Einige Marktfrauen standen schon zu sowjetischen Zeiten hier, um sich durch den Verkauf von Gemüse und Obst aus dem eigenen Garten etwas Geld zu verdienen. Zwischen den Ständen voller Obst und Gemüse, preiswerter Kleidung und Honig, Gewürzen, Olivenöl und Schafskäse stehen auch Holzstände voller Keramik. Längst gibt es die Schüsseln, Teller und Tassen mit dem typischen bulgarischen Muster aus feinen Ringen und Tropfen nicht nur in Braun, sondern in sämtlichen Farben.
Ein ganz anderer Markt befindet sich vor der Aleksander-Nevski-Kathedrale, einem Kuppelbau, der um 1900 errichtet wurde. Auf einer kleinen Grünanlage bieten Händler antiken Schmuck, Ikonen, Orden, Feldflaschen, Kameras und Büsten feil. Auch Waren, die an dunkle Zeiten erinnern, sind dabei: Anstecker aus der Nazizeit und Orden, die einst an den Uniformen sowjetischer Offiziere steckten.
Die Stadt wächst, die Preise steigen. Wem es in Sofia zu hektisch ist, der kann in weniger als einer Stunde auch auf einem Gipfel stehen. Wie die Sofia-Skulptur schaut Nikolov nun in die Ferne und erblickt die Silhouette des nahe gelegenen Vitoša-Gebirges. Bulgariens Hauptstadt ist ein guter Ausgangspunkt für Ausflüge. «Das ist einer der größten Schätze Sofias», sagt Nikolov - ein Schatz, der der Stadt in allen Zeiten trotz wechselnder Herrscher erhalten blieb.
Informationen: Bulgarisches Fremdenverkehrsamt, Eckenheimer Landstraße 101, 60318 Frankfurt, Telefon: 069/29 52 48; Stadtführungen auf Deutsch: Odysseia-in, Telefon von Deutschland: 00359/2/989 05 38
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