Ein Tag in der Normandie: Monet und Richard erlebenVon Christian Röwekamp, dpa Giverny/Les Andelys (dpa/tmn) - Versonnen steht sie da auf der Brücke, die junge Japanerin im cremefarbenen Leinenkleid. In der Hand hält sie einen Sonnenschirm, ein großer Strohhut bedeckt die Haare.
Lange blickt sie über den Teich, mit ausdruckslosem Gesicht - ganz so, als stehe sie Modell für einen Maler. Doch Claude Monet, der genau hier tatsächlich oft zum Pinsel gegriffen hat, ist tot - und an seinem berühmten Seerosenteich in Giverny in der Normandie brauchen die Besucher heute nicht mehr ganz so lange wie der Impressionist, um die Szene festzuhalten. Videokameras surren, Fotokameras klicken - die Reisegruppe aus Asien freut sich über ein perfekt wirkendes Bild.
Giverny ist eine Pilgerstätte für Monet-Fans. Der Künstler, der 1926 hier 86-jährig starb und im Ort auch begraben ist, verbrachte mehr als 40 Jahre in dem Dorf im Südosten der Normandie. Monets Haus mit dem großen Garten liegt an einer Straße, die längst seinen Namen trägt. Natürlich rennen erst alle Besucher zu Haus und Garten des Meisters. Zu sehen, wo Monet seine Tage und Abende verbrachte, mögen manche interessant finden - ein Höhepunkt des Besuches ist es aber nicht, die Küche mit ihren blau-weißen Kacheln zu betrachten oder Monets japanische Bildersammlung aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die überall an den Wänden hängt.
Dann doch lieber schnell raus in den Garten mit seinem farbenfrohen Durcheinander: Sonnenblumen, Kosmeen und viele andere Blumen bestimmen das Bild. In einer Ecke gackern Hühner, und über allem liegt ein babylonisches Sprachengewirr. Der berühmte Seerosenteich ist durch eine Straße vom Garten getrennt, aber ein Tunnel bietet Besuchern einen schnellen Zugang.
Die Brücke über den Teich zu finden, die Claude Monet so oft gemalt hat, ist gar nicht so einfach: Es gibt mehrere davon, und alle sind sie mit grüner Farbe angestrichen, während das Holz auf Monets Werken mehr in Blau schimmerte. Zur Sicherheit machen manche Besucher deshalb auf jeder Brücke ein Foto von ihren Lieben, wenn diese breit lächelnd oder eben verträumt-ausdruckslos über den Teich schauen. In diesem Sommer dürften Giverny und Monets Haus noch mehr Besuch bekommen als in anderen Jahren, denn die Normandie feiert ein großes Impressionisten-Festival. Geplant sind mehr als 200 Veranstaltungen, auch das im Jahr 2009 eröffnete Impressionisten-Museum in Giverny beteiligt sich mit einer Ausstellung, die bis zum 18. Juli läuft.
Wer auf dem Weg von der Kunstschau in Giverny zu der in Rouen an der Seine bleibt, kommt unweigerlich ins «normannische L.A.» - nach Les Andelys. Über der Stadt thront die Ruine von Château Gaillard. Die Festung ist am Ende des 12. Jahrhunderts errichtet worden von Englands König Richard Löwenherz, der sich damals mit seinem französischen Gegenüber Philipp August um die Vorherrschaft in der Normandie stritt. Nur acht Jahre nach dem Baubeginn war die Sache zugunsten Frankreichs entschieden. Die Burg verlor an Bedeutung und verfiel, seit dem Jahr 1862 gilt sie als ein nationales historisches Monument.
Infos Giverny & Château Gaillard Anreise: Von Paris aus am besten mit dem Auto. Über die Autobahnen A14 und A13 bis zur Ausfahrt Vernon fahren, dann der Beschilderung nach Giverny folgen. Die letzten 25 Kilometer bis nach Les Andelys führen über die Département-Straßen 313 und 316. Informationen: Atout France, Zeppelinallee 37, 60325 Frankfurt, Telefon: 0900/157 00 25 für 49 Cent/Minute, info.de@franceguide.com.
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