Von Silber zu Plastik: 130 Jahre Bahn-SpeisewagenVon Ira Kugel, dpa Nürnberg (dpa) - Silberlöffel und weißes Porzellangeschirr - die meisten denken dabei eher an Gourmetrestaurants als an die Speisewagen von Zügen. Zugegeben, es ist auch viele Jahre her, dass der «Silberputzer» an Bord das Poliertuch schwang und für glänzendes Besteck sorgte.
Die Zeit überdauert haben dagegen die Speisewagen. Deshalb würdigt die Deutsche Bahn (DB) in diesem Jahr das 130-jährige Bestehen der Verpflegungsstationen - die heute modern «Bordrestaurants» genannt werden - mit einer Sonderausstellung im Nürnberger DB Museum (29. Januar bis 11. April).
Anhand Dutzender Tassen, Teller und Speisekarten illustriert die Schau die Entstehung der ersten Speisewagen im Jahr 1880 bis hin zum heutigen Trend der Fertiggerichte. Denn damit alles schnell geht und die Qualität gleichbleibt, kommen die einzelnen Portionen zwischenzeitlich aufgewärmt aus dem Beutel, erklärt der Kurator des Deutschen Technikmuseums Berlin, Alfred Gottwaldt. «Die Tütchen zeigen wir natürlich nicht, damit wird die Illusion gewahrt, dass das alles frisch ist», sagt er mit einem Augenzwinkern.
Nur wenig berichtet die Ausstellung über die vielen Anekdoten, die sich um die Speisewagen ranken. So erzählt beispielsweise der 71-jährige Günther Lehmann bei der Eröffnung der Schau von seiner Arbeit als Koch: «1960 wurde noch alles frisch zubereitet.» Auf einem richtigen Holzofen sei das Fleisch damals gebraten worden. Gelagert wurde alles in mit Eis gefüllten Kisten, weil es an Bord keine Kühlschränke gab. «Da ist schon so manches mal ein Etikett von der Weinflasche abgefallen.» Und wenn er mehrere Tage mit dem Zug durch Europa unterwegs war, konnte es passieren, dass ein Gast einen Sonderwunsch hatte und er bei einem längeren Aufenthalt in Amsterdam ausstieg und extra einkaufen ging, erzählt Lehmann.
Seither hat sich in den Speisewagen viel geändert: Nicht nur der Herd wurde später auf Gas- und schließlich auf Elektrikbetrieb umgestellt. Mitte der 70er Jahre wurde auch erstmals Kaffee in Plastikbechern ausgeschenkt. Der Grund: Das Unternehmen wollte sich Spülkräfte sparen, erzählt Gottwaldt. Damit spiegelt die Schau auch so manche wirtschaftliche Entwicklung wider.
Ein kurzes Stelldichein in den Zügen hatte in den 90er Jahren eine Fastfoodkette, die allerdings nur wenige Monate lang Burger servierte. «Aber die wollten Geld verdienen», sagt Robert Etmans, Vorstand Personal und Bord Service der DB Fernverkehr AG, und fügt lächelnd hinzu: «Aber das ist unmöglich!» Die 250 Bordrestaurants seien lediglich ein Marketinginstrument, um den Fahrgästen das Reisen angenehmer zu gestalten. Nicht nur deshalb sei schon oft beschlossen worden, die Speisewagen abzuschaffen. Im Schnitt stünden sie alle zehn Jahre zur Diskussion - doch bisher haben sie immer irgendwie überlebt.
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