Sigrid Bernhard reist mit Kindern ins MittelalterVon Stephanie Lettgen, dpa Stade (dpa) - In nur wenigen Minuten verwandelt sich Sigrid Bernhard in die Schiffersfrau Johanna aus dem mittelalterlichen Stade. Die 40-Jährige schlüpft in einen braunen Rock und eine schwarze Weste, verbirgt ihr Haar unter einer weißen Haube und packt einen Korb voller kleiner Überraschungen.
Dann macht sie sich zusammen mit «Bademutter Ursula» (Sabine Herrmann) auf den Weg zum Museum Schwedenspeicher. 25 Kinder im Grundschulalter sollen die Gästeführerinnen heute mit auf eine Zeitreise nehmen und ihnen eineinhalb Stunden lang spielerisch die Geschichte der Hansestadt nahebringen. Diese neuen öffentlichen Rundgänge bietet die Tourismus GmbH jungen Besuchern zunächst nur während der Sommerferien an.
Bernhard ist Hausfrau und zweifache Mutter, mit den Erlebnis-Führungen verdient sie sich etwas dazu. «Ich bin immer ein wenig nervös vorher», verrät Bernard lächelnd, während sie auf die Gruppe zugeht. «Ich bin Johanna, eine Schiffersfrau. Und wer seid Ihr?», ruft Bernhard ihnen zu. Doch die Kinder schauen die fremde Frau in dem historischen Gewand nur schüchtern an. Erst zögerlich nennen sie ihre Namen und ihren Heimatort. Nun ist Bernhard ganz in ihrer Rolle, die moderne Welt ist vergessen. «Seid ihr zu Fuß hergelaufen?», fragt sie. «Wir sind mit dem Flugzeug gekommen», sagt der sechsjährige Josef Höpfinger aus Oberbayern. «Was ist das denn, kenne ich nicht», antwortet ihm die Schiffersfrau kopfschüttelnd.
Bernhard und ihre Kollegin wissen, wie wichtig es ist, die Kinder von Anfang an miteinzubeziehen. Sie stellen ihre Körbe auf einen runden Steintisch am Hafen, ziehen zahlreiche Papierrollen heraus. Aus ihnen soll auch Maximilian Soremba aus Thüringen ein rotes «Fernrohr» basteln. Aufmerksam hält der Achtjährige damit Ausschau nach einem großen Baumstamm im Wasser und erfährt: Dieser diente im Mittelalter in der Hafeneinfahrt als Sperre, bis alles richtig verzollt war.
Der Weg führt die Kinder durch die Stader Altstadt, vorbei am historischen Rathaus und einem spätmittelalterlichen Kaufmannshaus. Die Führung lebt dabei von den humorvollen Dialogen der beiden Laien-Schauspielerinnen. Die Jungen und Mädchen kichern, als die Schiffersfrau und die Bademutter erzählen, dass auch Kinder früher Bier getrunken haben. Spontanität ist gefragt. So bezeichnet Bernhard ein Auto, für das die Kinder Platz machen müssen, als einen «schnellen Ochsenkarren». Die Gästeführerinnen lassen kreativ die Vergangenheit lebendig werden: Sogar «Blutegel» finden sich in ihren Körben - auch wenn es sich in Wahrheit nur um in schwarzem Tee gekochte Nudeln handelt.
«Es macht Spaß, die Kinder mitzureißen und ihnen ein Stück Mittelalter zu vermitteln», sagt Bernhard nach dem Rundgang. Am 26. und 31. Juli wird sie bei den nächsten öffentlichen Erlebnis-Führungen für Kinder erneut für eineinhalb Stunden die Schiffersfrau Johanna mimen. «Dann werde ich wieder ein paar neue Requisiten ausprobieren», sagt sie lachend.
Weitere Reisenachrichten für Südsudan
Mehr Nachrichten für Südsudan »
Weitere Reisenachrichten in "Reiseberichte"
Mehr Nachrichten in "Reiseberichte" »
Noch kein Kommentar vorhanden ... |
Um Kommentare verfassen zu können, musst du dich einloggen.
|