Esel-Wandern durch die Bergnatur der CevennenVon Andrea Löbbecke, dpa Saint-Jean-du-Gard (dpa/tmn) - Amaranth spitzt die Ohren. Noch ein Ruck am Halfter, und schon marschiert die Eseldame weiter auf dem Pfad mitten in den südfranzösischen Cevennen.
Immer wieder streifen Äste die beiden Packtaschen auf Amaranths Rücken. Das Tier balanciert die rund 30 Kilogramm geschickt aus und bringt seine Ladung sicher ins Tal. Eselwanderungen sind für die Gebirgsregion zwischen Rhône und Zentralmassiv zu einem Markenzeichen geworden. Es gibt etliche Anbieter, die die Vierbeiner verleihen oder begleitete Touren organisieren.
Die Cevennen sind eine urwüchsige Wanderregion. Typisch sind die trockenen Hochplateaus und tief eingeschnittene Flusstäler wie das der Ardèche. Oft trifft man stundenlang keine Menschen. Allerdings gibt es ein Netz von Hütten, die Wanderer aufnehmen. Mit einer guten Karte und Tipps von Einheimischen ist auch eine mehrtägige Touren kein Problem. Wer mit dem Esel unterwegs ist, braucht allerdings eine Herberge, die Futter und einen Koppelplatz bereit hält. Es ist daher ratsam, sich eine Tour vom Eselvermieter zusammenstellen zu lassen.
Zwischen drei und vier Kilometer legt ein Esel in der Stunde zurück - mit Gepäck von bis zu 40 Kilo. Alle zwei bis drei Stunden muss eine Pause auf dem Programm stehen, dann werden die Gepäcktaschen abgenommen, damit das Tier grasen und trinken kann. Dafür sollte ein langer Strick im Gepäck sein. Wie man damit einen Anbindeknoten knüpft, wird den «Esel-Besitzern auf Zeit» vor der Tour erklärt. Die Eselvermieter, die meist eine ganze Herde halten, zeigen geduldig, wie das Tier morgens eingefangen wird, wo das Halfter sitzen muss und wie Striegel und Hufkratzer richtig benutzt werden.
Auch wenn Eseltouren durch verschiedene Regionen der Cevennen möglich sind: Die ursprüngliche Route führt rund 200 Kilometer auf den Spuren des Autors Robert Luis Stevenson von Le-Puy-en-Velay nach Saint-Jean-du-Gard. Zu Stevensons weniger bekannten Titeln gehört die «Reise mit dem Esel durch die Cévennen». Darin beschreibt er sein Abenteuer an der Seite einer recht störrischen Eselstute.
Auf den Wanderungen passiert der Urlauber verlassene Bergdörfer, die aus einer Zeit stammen, als die Cevennen noch dicht besiedelt waren. Damals betrieben die Menschen Landwirtschaft und bauten unter anderem Wein, Oliven und Pfirsiche an. In den höheren Lagen wurden Kastanien geerntet und große Schafs- und Ziegenherden gehütet. Im 17. Jahrhundert gab es eine bedeutsame Seidenraupenzucht in der Region. Durch Seuchen und billige Importwaren brach diese Industrie jedoch zusammen, und immer mehr Menschen wanderten aus.
An einem Punkt der Wanderung werden Amaranth und ihre Gefährtin Vanille doch noch sehr stur: Sie wollen partout einen bestimmten Weg nicht herunter. Erst nach viel Überredungskunst stampfen sie den immer steiler werdenden Pfad hinab. So steile Wege sind ungewöhnlich für die vorgegebene Route, die der Eselverleiher in eine Karte eingezeichnet hat. Und tatsächlich: Die Wanderer sind falsch abgebogen - exakt dort, wo die Tiere nicht weiterwollten.
Informationen: Maison de la France, Zeppelinallee 37, 60325 Frankfurt, Telefon: 0900/157 00 25 (49 Cent pro Minute).
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