Nachhaltig reisen im Zeichen der Krise Fahrradurlaub im Grünen: Anbieter umweltverträglicher Reisen achten zum Beispiel auf die CO2-Emission pro Gast. (Bild: Bayern Tourismus Marketing/dpa/tmn) Von Andreas Heimann, dpa Bonn/Kiel (dpa/tmn) - Rücksicht auf die ökologischen und sozialen Folgen zu nehmen, ist bei vielen Touristen inzwischen im Bewusstsein. Aber: Nachhaltiges Reisen ist oft teurer als das Schnäppchen- Pauschalpaket.
Angesichts zunehmender wirtschaftlicher Verunsicherung wird auch am Urlaub gespart. Kommt die Nachhaltigkeit im Tourismus deshalb unter die Räder? «Es ist klar, dass 2009 für die Reisebranche ein schwieriges Jahr wird», sagt Prof. Torsten Kirstges. «Es wird spät gebucht, und es gibt einen Trend zu günstigen Reisen», so der Tourismusexperte von der Fachhochschule (FH) Wilhelmshaven. Aber das gelte stärker für den touristischen Massenmarkt. Veranstalter von nachhaltigen Reisen müssten sich wenig Sorgen machen: «Sie haben eine stabile Zielgruppe, die sich sehr bewusst entscheidet.» «In der Regel ist das ihr Haupturlaub», sagt Rolf Pfeifer vom Forum Anders Reisen (FAR), einem Verband kleinerer Veranstalter, der für umwelt- und sozialverträglichen Tourismus eintritt. «Deshalb sind wir weniger betroffen.»
«In wirtschaftlich schwierigen Zeiten schauen die Leute natürlich stärker auf ihr Urlaubsbudget», sagt Studiosus-Geschäftsführer Mario Kubsch. «Preiswerte Regionen wie die Türkei werden bei uns dann besser gebucht, andere Mittelmeerländer wie Italien schlechter.» Dass sich das Reiseverhalten langfristig ändert, glaube er aber nicht.
Eine entscheidende Frage werde sein, wie sich die Bereitschaft der Reisekunden entwickelt, mehr für etwas ohne direkten Mehrwert zu zahlen, sagt Ury Steinweg, Geschäftsführer von Gebeco in Kiel. Von der wirtschaftlichen Entwicklung seien alle sozialen Schichten betroffen. «Auch unsere Kunden, die eher überdurchschnittlich verdienen», sagt Steinweg. Unwahrscheinlich sei jedoch, dass am Standard oder bei den Inhalten Abstriche gemacht werden.
Auch Prof. Wolfgang Strasdas von der FH Eberswalde hält es für denkbar, dass Veranstalter, die auf Nachhaltigkeit setzen, davon profitieren: «Das ist eine Möglichkeit, sich von anderen abzusetzen.» Kein Wunder also, dass die Veranstalter aus dem Forum Anders Reisen Nachhaltigkeit als Unterscheidungsmerkmal noch deutlicher machen wollen: Bei der Reisemesse ITB in Berlin (11. bis 15. März) erhielten die ersten 15 FAR-Veranstalter das neue CSR-Siegel, vergeben von einem unabhängigen CSR-Zertifizierungsrat. CSR steht für Corporate Social Responsibility, erklärt Rolf Pfeifer. Kriterien für Nachhaltigkeit seien etwa die durchschnittliche CO2-Emission pro Gast und Tag oder der Anteil des Reisepreises, der in der Region bleibt.
Für seine Bemühungen, mit dem Siegel einen Standard für Nachhaltigkeit zu etablieren, wurde das Forum Anders Reisen bei der ITB sogar ausgezeichnet: Es erhielt einen Sonderpreis im Rahmen des europaweiten Wettbewerbs «First European Award on Corporate Responsibility». Laut Pfeifer sollen bis 2011 nur FAR-Mitglieder zertifiziert werden. «Danach wird das Siegel auch an Veranstalter außerhalb unseres Verbands vergeben.» Langfristig werde das Thema Nachhaltigkeit beim Reisen in jedem Fall wichtiger, auch wenn es vielleicht vorübergehend in den Hintergrund rückt. «Aber wenn ein sehr heißer Sommer oder ein sehr warmer Winter kommt, dann erinnern wir uns wieder daran.»
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