Stolz wie Bolle, dass ich aus dem ´Rechtsfahrerland` Deutschland den Arbeiterbus (siehe Foto) mit lauter Kerlen, die kurioserweise fast alle aus England kommen und sich daher eigentlich besser mit dem Linksverkehr auskennen als ich, fahren darf, fuhren wir pünktlich um 5:40 Uhr vom Hof. Ich folgte Cassi, in deren Bus ebenfalls nur Männer saßen, 45km durch den noch dunklen Morgen, bis wir bei der Zucchinifarm angekommen waren. Meine Feuertaufe hatte ich also überstanden und ich bilde mir ein, dass ich das ziemlich lässig hinbekommen habe. Ohne zu ahnen, dass ich später noch in Schwierigkeiten wegen des Busses geraten würde, begann ein weiterer Arbeitstag.
Nachdem wir gestern 27 Bins gefüllt hatten und zudem das bewölkte Wetter nicht sehr förderlich für das Wachstum der Zucchinis ist, hatten wir heute nur sehr wenig zu ernten. So kam es, dass wir bereits nach fünf Stunden mit allen Feldern fertig waren. Am Ende hatten wir gerade mal neun Bins gefüllt, was im Vergleich zu den 27 von gestern wirklich sehr mickrig ist.
Da nicht alle, die ich am Morgen mit dem Bus mitgenommen hatte, auch in meinem Ernteteam arbeiten, war es nun meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Gruppe auch wieder geschlossen im Hostel ankommt. Um auch David, dessen Team am längsten gearbeitet hat, einzusammeln, fuhr ich entlang der Zucchinifelder zu dem Feld, wo er arbeitet, um ihn einzusammeln. Auf dem Weg dorthin kamen wir an einer Erntemaschine vorbei, die gerade von einigen Leuten sauber gemacht wurde und daher mehr oder weniger mitten auf dem Feldweg herumstand. Rechts von mir also das Zucchinifeld, dass etwas tiefer liegt und links die Maschine. Nun musste ich es also hinbekommen, an dieser Maschine vorbeizukommen, ohne im Zucchinifeld zu landen. Eigentlich sah das auch nicht schwer aus, da relativ viel Platz war - nur leider letztlich auf der falschen Seite vom Bus. Die Kollision des Busses mit der Erntemaschine machte auf jeden Fall ein ziemlich lautes Geräusch. Da war es passiert! Ich hatte links von mir, wie ich es aus Deutschland gewohnt bin, weniger Platz gelassen als auf der rechten Seite vom Auto, weshalb es zu einer Berührung kam. Was ich wohl nie mehr vergessen werde ist, wie mich in diesem Moment alle im Bus mit ganz großen Augen angesehen haben. Was war passiert?
Mit der Erntemaschine war schon mal nichts passiert. Anders sah es mit dem Bus aus. Dieser hat nun keinen linken Außenspiegel mehr und das mit Lackfarbe bemalte Muster der Buskarosserie ist an einer kleinen Stelle etwas ramponiert. Soviel zur Schadenserfassung. Da ich in diesem Moment eh nicht mehr tun konnte, fuhren wir, nachdem einer aus dem Bus den Spiegel eingesammelt hatte weiter, um David endlich einzusammeln. Dieser bekam von den Anderen natürlich sofort berichtet, was gerade passiert war. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass es für die Männer im Bus natürlich klar war, dass dieser Zusammenstoß nur passieren konnte, weil ich eine Frau bin. Ich für meinen Teil habe einfach alles auf die Tatsache geschoben, dass ich normalerweise auf der anderen Seite des Autos sitze und fahre. Wie dem auch sei, zurück im Hostel musste ich der Chefin erst einmal beichten, was passiert war. Diese war natürlich nicht begeistert, aber den Kopf abgerissen hat sie mir auch nicht. Ich muss den Spiegel nicht einmal bezahlen.
Übrigens bin ich die 45km zum Hostel noch ganz alleine und ohne, dass Cassi vor mir hergefahren ist, zurück zum Hostel gefahren, was auch wunderbar geklappt hat. Nach dem Motto: Straßenverkehr gar kein Problem, aber wenn auf einem Feld ein einziges Fahrzeug steht, dann muss ich da natürlich gegenfahren…SUPER HINGEKRIEGT FRAU D.!!!
Das Ende vom Lied ist, dass ich das Steuer ab morgen einem Engländer überlassen muss. Von meiner Seite aus, wäre ich gerne wieder zur Arbeit gefahren, aber man bekommt im Leben halt nicht immer eine zweite Chance. Vermasselt ist Vermasselt! Und als ich später mit dem Fahrrad zum Supermarkt gefahren bin, habe ich natürlich von dem einen Typen zu hören bekommen, dass ich bitte keinen Unfall bauen soll. WAS FÜR EIN JOKE, ICH SCHMEISS MICH WEG!
Als ich am Abend Joggen gegangen bin, hatte sich bereits etwas Gras über die Sache gelegt, worüber ich nicht traurig war. Ich lief wieder entlang des Feldweges, wo ich nun schon sehr oft joggen war. Da es bereits langsam dunkel wurde, konnte ich wie eigentlich bisher jeden Abend wieder einige aufsteigende Rauchwolken in der Ferne beobachten. Diese entstehen immer dann, wenn ein Farmer in der Umgebung gerade sein Zuckerrohrfeld abbrennt, was zu dieser Jahreszeit in Ayr und Umgebung sehr häufig passiert. Im Reiseführer der Touristeninformation werden diese Feuer, die man jeden Abend beobachten kann, sogar als besondere Attraktion der Gegend beschrieben. Bisher hatte ich die Rauchwolken der brennenden Zuckerrohrfelder immer nur aus der Ferne sehen können und wenn der Wind gut stand, regnete es dann schwarze Asche vom Himmel auf mich hinab. Heute bin ich nun einmal direkt an so einem Feuer vorbeigekommen und ich muss sagen, dass das ziemlich beeindruckend aussieht. Normalerweise wäre ein Feuer in dieser Größenordnung, irgendwo in der Landschaft, eine große Bedrohung. Vor allem hier in Australien, wo es immer wieder mal Probleme mit der Trockenheit und der daraus entstehenden Waldbränden gibt. Zum einen das Geräusch, das Entsteht, wenn sich das Feuer über das Feld bewegt und zum anderen die Größe des Feuers sind wirklich sehens- und hörenswert. So endete mein Tag vor der Kulisse eines riesigen Feuers, wie ich es in der Größe noch nie zuvor gesehen habe.