Nachdem der letzte Arbeitstag für diese Woche nach 7 Stunden beendet war, hatte ich nur noch ein Problem: Wo kann ich das Deutschland – Argentinien Fußballspiel sehen? Anpfiff war nach australischer Zeit um 12 Uhr Mitternacht. Da auch die letzten Fußballspiele fast alle in der Nacht stattgefunden haben und es währenddessen immer wieder zu Ruhestörungen kam, hat die Chefin des Hostels beschlossen, den Fernsehraum um 22 Uhr abzuschließen. Der Fernsehraum ist gleichzeitig auch die Küche und der Essens- und Aufenthaltsraum. Zum einen soll nach 22 Uhr keiner mehr kochen und zum anderen und das ist wohl das größere Problem, befindet sich das Schlafzimmer des Besitzerehepaares direkt neben diesem Raum. Daher stellte sich nun also die Frage, wo das Spiel sehen.
Ich beschloss dieses Problem spontan zu lösen und legte mich erst einmal schlafen. Schließlich war ich auch heute bereits um 4:50 Uhr aufgestanden, weshalb klar war, dass ich ohne Mittagsschlaf ohnehin nicht in der Lage gewesen wäre, dass Spiel zu verfolgen. Da sich mein Mittagsschlaf auch über den späten Abend ausdehnte, war ich pünktlich um Mitternacht wieder wach und bereit das Spiel zu sehen. Als ich mein Bett und somit auch das Zimmer verließ, war es muchsmäuschen still im Hostel. Niemand war zu sehen. Es schien, als würden alle bereits schlafen oder eben ausgeflogen sein. Ich lief zum Fernsehraum, um auch ganz sicher zu gehen, dass dort nicht doch der Fernseher läuft. Zwar schien kein Licht, aber irgendwie hatte ich es intuitiv geahnt, dass die beiden anderen Deutschen, die zurzeit im Hostel wohnen, die Chefin bequatscht hatten und doch noch den Schlüssel bekommen haben. Als ich versuchte, die Tür zum Fernsehraum zu öffnen, war diese abgeschlossen. Also guckte ich durch das Fenster. Und da sah ich die beiden Deutschen sitzen. Ich klopfte an die Scheibe, doch erst reagierte keiner. Dann klopfte ich noch einmal etwas energischer. Als mir Martin die Tür öffnete erklärte er mir, dass er mit der Chefin ein Abkommen hat. Nach diesem Abkommen dürfen nur die beiden gucken und zwar so, dass es kein anderer mitbekommt. Ich versicherte ihm, dass ich alleine sei und auch nicht laut sein werde, worauf er mich dann auch hinein ließ. Außer den beiden Deutschen hatte sich bereits ein Engländer dazu gesellt, der auch mehr oder weniger illegal dort das Spiel mit uns verfolgte.
Da saß ich nun also mit zwei Deutschen und einem Engländer im ganz heimlich im dunklen. Ton hatten wir natürlich auch kaum und Jubeln war schon gar nicht drin. So sieht also ein gemütlicher Fernsehabend im Workinhostel aus! Fest steht auf jeden Fall, dass ich schon mehr Stimmung während eines Fußballspiels erlebt habe. Wie dem auch sei, alles was letztlich zählt, ist dass Deutschland gewonnen hat und davon kann man bei einem 4:0 ja sprechen.