Heute war ich von 8:30-10:30 Uhr zum Zucchini ernten eingeteilt und somit war mein Arbeitstag ganze zwei Stunden lang. Ich hatte mir vorgenommen, mit neuer Motivation in diesen Tag zu starten, damit ich auch noch morgen Zucchinis ernten „darf“. Meine Taktik war es, noch schneller zu arbeiten, damit ich es irgendwie schaffe, mit der Maschine mitzuhalten. Zudem kann man es nur so verhindern, dass der schwere Eimer die ganze Zeit an einem dran hängt und den Rücken schrottet. In gewisser Weise ging diese Taktik auch auf. Ich schaffte es, fast die ganze Zeit auf der Höhe der Maschine zu bleiben. Das Problem war allerdings, dass mein schnelles arbeiten dazu führte, dass ich Zucchinis übersah, die der Supervisor mir dann eimerweise hinterhertrug. Außerdem hatte ich zum einen kleine schwarze, bereits verdorbene Zucchinis übersehen und wiederum grüne, noch unreife Zucchinis als verdorbene identifiziert und mit aufs Band der Maschine gelegt. Wegen all dieser Dinge kam der Supervisor also zu mir angelaufen und hielt mir eine Predigt. Da ich von seinem schnellen und zudem sehr unfreundlichem Gerede nur die Hälfte verstand, bewirkte das wiederum, dass ich mir nur dachte, halte mich nicht auf, ich muss der Maschine folgen. Also nickte ich bei allem was er sagte und dann arbeitete ich weiter. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich die Zucchinis wirklich nicht mit Absicht im Feld gelassen habe, ich habe sie schlichtweg übersehen.
Kurz bevor ich endlich von Katharina abgelöst wurde, stand der Supervisor bereits wieder mit einem vollen Eimer hinter mir. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich bereits so sehr in Rasche gearbeitet, dass ich nicht mehr an mich halten konnte. Meine freundliche Tonlage hatte zudem bereits Feierabend gemacht, als der Supvervisor mir wieder eine Zucchini vorhielt, die ich falsch aussortiert hatte. Bevor ich geplatzt wäre sagte ich zu ihm, dass die Zucchini für mich schwarz sei und ich sie nicht als grüne erkannt habe. Natürlich weiß ich, dass solche Diskussionen zu nichts führen, außer, dass man am nächsten Tag zu Hause bleiben kann. Da an diesem Job aber nicht meine weitere Zukunft hängt, gönnte ich mir den Luxus das zu sagen, was ich dachte. Schade nur, dass mein Englisch nicht besser ist. In diesem Moment hätte ich nämlich liebend gerne noch viele Dinge gesagt.
Im Nachhinein weiß ich auch eigentlich gar nicht mehr so genau, was eigentlich der Auslöser für das Ganze war. Auch bin ich nicht stolz darauf. Ich denke, ich hatte innerlich beschlossen, dass ich diesen Job nicht machen will und dann war es keine Schwierigkeit mehr, ihn loszuwerden. Warum kann ich auch nicht einfach im Supermarkt arbeiten? Zucchinis zu verkaufen liegt mir eindeutig besser, als Zucchinis zu ernten! Umso länger ich mich hier mit der Jobsuche beschäftige, desto mehr vermisse ich meinen Verkäuferjob in Deutschland. Zur Erklärung: Die Supermarktjobs werden ausschließlich an einheimische Studenten vergeben, weshalb wir Backpacker leider keine Chance haben, einen solchen Job zu bekommen.
Schon während der Rückfahrt hatte ich mich wieder abreagiert. Als wir im Hostel ankamen, befand sich mein Name, wie schon erwartet, nicht mehr auf der Liste für Annas Farm. Querulanten können bei der spaßigen Zucchiniernte eben nicht gebraucht werden.
Zum Glück gibt es seit zwei Tagen Arbeit auf einer dritten Farm, wo ich nun meine zweite Chance wahrnehmen konnte. Ich bereitete mich also seelisch darauf vor, am nächsten Tag Squash (eine Kürbisart) zu ernten. Ganz nach dem Motto, neues Gemüse, neues Glück!
Vor dem Abendbrot fuhren Katharina und ich dann noch einmal mit dem Fahrrad zu der Chilifarm ganz in der Nähe des Hostels, wo uns am Freitag ein Mann den Tipp gegeben hatte, am Anfang der Woche noch einmal vorbei zu kommen. Dieser Mann war nach eigener Aussage der Onkel des Mannes, der seit kurzem der Chef auf der Farm sei. Wenn uns jemand einen Job geben könnte, dann also er. Wir ließen unsere Fahrräder wieder an der Straße stehen und liefen zu Fuß über das Feld. Uns kam bereits ein Mann entgegen, von dem wir ausgehen, dass das der besagte Neffe ist, als wir von einer Frau abgefangen wurde, die uns dezent aber bestimmt erklärte, dass sie hier der Boss ist. Wir trugen also unser Anliegen vor, worauf wir zu hören bekamen, dass sie mit einem anderen Workinghostel unter Vertrag steht und uns daher keinen Job geben könne. Das war dann wohl Pech. Und somit hatte sich wieder einmal eine Hoffnung zerschlagen!