Urlaub wird im Winter teurer und individueller Fliegen wird teurer - dass die Deutschen nun im großen Stil auf Urlaub verzichten, erwarten Experten aber nicht. (Bild: Schierenbeck/dpa/tmn) Von Christian Röwekamp, dpa Berlin (dpa/tmn) - Vieles wird teurer, das Reisen macht da keine Ausnahme: Unter dem Druck steigender Energiekosten haben zahlreiche Veranstalter zur Wintersaison 2008/09 die Preise erhöht, vor allem für Flugreisen zu Zielen wie den Kanaren und in Nordafrika.
Bei der Vorstellung der neuen Kataloge waren die meisten Anbieter jedoch bemüht, dieses Thema nicht in den Vordergrund zu rücken. Lieber wurde über einen anderen Trend gesprochen: Veranstalterreisen werden immer individueller.
«Zum Teil deutlich unterhalb der aktuellen Inflationsrate» liege der Preisanstieg - nicht nur TUI-Deutschland-Chef Volker Böttcher versuchte mit solchen Äußerungen, die Urlauber zu beruhigen. Bei der TUI werden Flugreisen auf der sogenannten Mittelstrecke im Schnitt um 2,9 Prozent teurer. FTI legt bei Zielen wie der Türkei, Ägypten und Spanien 1 bis 4 Prozent drauf, bei Alltours sind es im Schnitt 4 Prozent. Thomas Cook Reisen erhöht seine Preise um 3 bis 5 Prozent. Und bei Neckermann gibt es nach Ende der Frühbucherfrist im Vergleich zum Vorjahr einen Aufschlag von 2,3 Prozent.
Wenn der Euro nicht so stark wäre, würde sich Urlaub aber wohl noch mehr verteuern, denn der Kostenfaktor Flugbenzin hängt vom in US-Dollar abgerechneten Ölpreis ab. Außerdem hilft die Dollarschwäche den deutschen Veranstaltern gerade bei den Fernreisen: In Nordamerika, Australien oder Südostasien können sie zu günstigen Kursen Hotelkapazitäten einkaufen und die höheren Ausgaben für Kerosin dadurch ausgleichen.
Was bedeutet das alles für die Reisetrends im Winter 2008/09? Für Prof. Karl Born, Tourismusforscher an der Hochschule Harz in Wernigerode, zeichnet sich bereits ab, «dass es weniger Kurz- und Städtereisen geben wird», und auch Fernreisen «werden nicht mehr in dem gleichen Maße wachsen wie in den vergangenen zwei, drei Jahren».
Nachdem Fluggesellschaften wie Air Berlin, Germanwings, Tuifly und Ryanair ihre Flugpläne ausgedünnt - oder dies zumindest angekündigt - haben, «besteht die größte Schwierigkeit im Moment für Veranstalter und Touristen darin, genug günstige Flüge zu bekommen», beobachtet Torsten Schäfer vom Deutschen Reiseverband (DRV) in Berlin. Daher sei im Winter auch keine Preisschlacht mit günstigen Last-Minute-Offerten zu erwarten.
Dass es einen signifikanten Rückgang der Reiselust geben könnte, fürchtet der DRV aber nicht: Urlaub habe bei den Deutschen weiterhin einen «sehr hohen Stellenwert», sagt Schäfer. Für die Veranstalter richten sollen es dabei auch diesmal die vielen Frühbucherrabatte, die für Buchungen etwa bis Ende September oder Ende Oktober gewährt werden. Die Systeme unterscheiden sich aber unter den Veranstaltern, und es wird immer schwieriger, den Überblick zu behalten.
Die Pauschalreise als Urlaubsform erlebe insgesamt eine «Renaissance», meint DRV-Sprecher Schäfer. Auch Prof. Born ist sich sicher, «dass die Pauschalreise die stärkste Reiseform in Deutschland bleiben wird. Sie war es immer, die Veranstalter haben in den vergangenen Jahren nur vergessen, Werbung für sie zu machen. »
Auch jetzt weisen die Veranstalter lieber auf neue individuelle Angebote hin: Bei TUI sind jetzt fast alle 6700 Vertragshotels auch einzeln buchbar, Neckermann hat ebenfalls seine «Reise-Bausteine» ausgebaut. Mit «Reiseleicht» und «Tjaereborg indi» lassen die TUI und die Rewe-Pauschaltouristik zwei neue Marken auf die Kundschaft los, bei denen Hotels und Flüge zu tagesaktuellen Preisen zu Paketen zusammengefügt werden.
Die Stärkung der Pauschalreise und die immer individuelleren Angebote scheinen auf den ersten Blick nicht zusammenzupassen. Für beides gibt es aber eine große Zielgruppe, sagt Born. Mit den individuellen Programmen zielten die Veranstalter gar nicht darauf ab, Pauschalurlauber für diese Form des Reisens zu begeistern, «sondern es geht eher darum, Gäste zu gewinnen, die bisher ganz ohne einen Veranstalter unterwegs sind. »
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