Schwäbischer Jakobsweg: Zahl der Pilger steigt Buchenberg ist mit 950 Metern Höhe der höchste Punkt des schwäbischen Jakobsweges. (Bild: dpa) Von Birgit Klimke, dpa Kempten/Augsburg (dpa) - Einen Pilger von einem herkömmlichen Wanderer zu unterscheiden, fällt Helma Kehrer nicht schwer. «Man sieht es den Menschen an. Von ihnen geht etwas ganz Besonderes aus», sagt die Mitarbeiterin des Verkehrsamtes in Altusried.
Die Gemeinde nahe Kempten liegt auf der ersten Oberallgäuer Etappe entlang des schwäbischen Jakobswegs. Zu Helma Kehrer kommen die Pilger, um sich ihren Pilgerpass abstempeln zu lassen. «Es werden von Jahr zu Jahr mehr», hat sie festgestellt. Die meisten hätten sich nur einzelne Etappen zum Ziel gesteckt. Hin und wieder seien aber auch Pilger dabei, die den kompletten Weg nach Santiago de Compostela in Spanien zum Grab des Heiligen Jakobus laufen wollen. Ein weiter Weg: Von Altusried aus haben sie noch knapp 2400 Kilometer vor sich.
Von Oettingen im nordschwäbischen Donau-Ries über Augsburg, durch das Allgäu bis nach Lindau am Bodensee führt der Jakobus-Pilgerweg in Schwaben. Seit 2004 ist er durchgängig mit einer Jakobsmuschel beschildert, dem Symbol der Pilger. Der Fernwanderweg auf einer Gesamtlänge von rund 300 Kilometern führt vorbei an zahlreichen Jakobskirchen und -kapellen, Wallfahrtsorten und idyllischen Dörfern.
Das Interesse daran, sich zu einer Begegnung mit Geist, Geschichte und Natur auf den Weg zu machen, hat nach Auskunft der Jakobus Pilgergemeinschaft Augsburg in jüngster Zeit rasant zugenommen. «Im Jahr 2003 haben wir 150 Pilgerpässe ausgestellt, letztes Jahr waren es 1000», sagt Vorsitzender Herbert Seitz. Das typische Pilgeralter liege bei «50 plus». Seitz ist überzeugt, dass Hape Kerkeling mit seinem Erfahrungsbericht «Ich bin dann mal weg» diese Lawine mit ausgelöst hat. «Aber das Buch allein war es nicht. Es gibt eine wachsende Sehnsucht nach der langsamen Bewegung. »
Der Augsburger Kreisheimatpfleger Professor Walter Pötzl bewertet die Entwicklung positiv. «Ich freue mich darüber, dass diese alte Tradition und damit auch die europäische Kultur wieder stärker ins Bewusstsein der Menschen rücken. » Als Historiker sieht er den in Schwaben ausgeschilderten Jakobsweg aber auch kritisch. «Dem Pilger wird vermittelt, dass er sich auf historischen Pilgerwegen befindet. Und das ist auf weiten Strecken nicht der Fall. »
Während die mittelalterlichen Wallfahrer die Handelsstraßen der damaligen Zeit benutzt hätten, habe man sich bei der neuen Routenführung weitgehend von der Natur leiten lassen. «Heute laufen die Pilger durch einsame Wälder und Wiesen. Das wäre im Mittelalter viel zu gefährlich gewesen. » Dennoch will Pötzl den Idealismus nicht dämpfen. «Das Pilgern bietet eine schöne Möglichkeit, die Hektik des Alltags hinter sich zu lassen. Und für das Gesamterlebnis ist es sicherlich nicht entscheidend, auf welchem Weg man unterwegs ist. »
Auf den zunehmenden Strom der Jakobspilger richten sich auch viele Anbieter von Unterkünften ein. «Verdient ist mit den Pilgern nicht viel. Aber ich freue mich, wenn ich ihnen ein Lager und eine Brotzeit anbieten kann, damit sie am nächsten Tag gestärkt weiterlaufen können», sagt Monika Mader. Auf ihrem Bauernhof in Buchenberg im Oberallgäu, mit 950 Meter Höhe der höchste Punkt des schwäbischen Jakobswegs, sind Pilger stets willkommen. «Wenn unsere Zimmer belegt sind, können sie im Heu schlafen. Das ist vielen sowieso am liebsten. »
Weil es immer mehr werden, die unterwegs eine Herberge suchen, will die Familie Mader in einem Gartenhaus ein Lager speziell für Pilger einrichten. «Ich mag die Leute, sie haben immer viel zu erzählen. » Hin und wieder seien besonders interessante Menschen dabei, sagt die Allgäuerin. «Einmal hatten wir einen tiefgläubigen Pilger hier, der ein mannshohes Holzkreuz mit sich getragen hat. »
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