Wo einst die Hexen tanzten: Ostharz-Wanderungen Wer nicht laufen möchte, kann fahren: Die Seilbahn verbindet Thule mit dem Hexentanzplatz. (Bild: Koglin/Stadt Thale/dpa/tmn) Von Deike Uhtenwoldt, dpa Thale (dpa/tmn) - Ein kleines Mädchen läuft fröhlich den Wanderweg entlang - so schnell, dass die Erwachsenen kaum mithalten können. Schwer atmend halten sie inne und blicken zurück: Unter ihnen rauscht wild die Bode, über ihnen erblicken sie schroffe Felsbrocken.
In Serpentinen geht es immer weiter hinauf. Der «Grand Canyon des Harzes» und das Naturschutzgebiet zwischen Treseburg und Thale scheinen die Kinder mehr anzutreiben als ihre Eltern.
Thale ist ein Wanderzentrum - aber auch eine Region der Hexen und Geister. In der Jugendherberge Thale begrüßt eine Herbergs-Hexe die Kinder und verteilt schrill grüne Gummischlangen. Die Jugendherberge lebt von Programmangeboten wie «Walpurgis» oder «Sagen und Mythen». Es sind überwiegend Schulklassen, aber zu 30 Prozent auch Familien, die Hexen, Mythen und Naturwunder entdecken wollen. Rucksack-Wanderer machen dagegen nicht mal 10 Prozent der Gäste aus, sagt Jugendherbergsleiter Ronald Krause.
 Das Bodetal ist vor allem wegen der Roßtrappe berühmt - der Kessel selbst lohnt aber auch einen Besuch. (Bild: Koglin/Stadt Thale/dpa/tmn) Doch ums Wandern kommt keiner der Thale-Gäste herum. Insgesamt 122 Kilometer Wanderwege vernetzen den Ort mit dem Hexentanzplatz hoch über der Stadt. Das Felsplateau in rund 450 Metern Höhe gilt als heilige Stätte der alten Germanen - und ist damit ein Muss für jeden Besucher. Das sind im Jahr bis zu eine Million Menschen, sagt Kathrin Friedling von der Touristinformation Thale.
Der Besucherstrom hat Folgen: am Startplatz der Harzer Hexen auf ihrem Weg zum Brocken geht es rummelartig zu. Souvenirshops stehen zwischen Hexenskulpturen, einem alten Sachsenwall und der «Walpurgishalle». Eine Rodelbahn, ein Tierpark und eines der ältesten deutschen Naturtheater gehören ebenfalls zum Angebot. Wanderer sind hier oben dagegen selten: Der Weg ist steil und steinig, da nehmen die meisten Besucher lieber Parkplatz- oder Liftgebühren in Kauf.
Ähnlich sieht es auf der anderen Talseite aus: Auf dem Weg von der Jugendherberge am Eingang des Bodetals zur Roßtrappe, einem sagenumwobenen Felsvorsprung gegenüber dem Hexentanzplatz, begegnen Besucher kaum einem Menschen. Sie können ungestört neben brodelnden Stromschnellen, funkelnder Gischt und wenig bekannten Pflanzen einherschreiten.
 Der Brocken gilt als Hexentanzplatz - mit etwas Glück können Kinder dort einer lebenden Hexe begegnen. (Bild: Harzer Verkehrsverband/dpa/tmn) Das ändert sich, sobald sie sich der Attraktion nähern, der die Roßtrappe ihren Namen verdankt: Fotografen und Glücksmünzenwerfer drängeln sich um den sagenumwobenen Hufabdruck, den das Pferd der Königstochter Brunhilde auf ihrer Flucht vor dem Riesen Bodo hinterließ. Bodo gab dem Tal, das ihm zum Verhängnis wurde, seinen Namen: Er stürzte mit der Königskrone hinab und bewacht, verwandelt als schwarzer Hund, den Schatz in den Tiefen des Bodekessels.
Soweit die Sage: Der Kessel ist aber auch ohne Krone eine Wanderung wert. Nur zu Fuß ist die schmalste Stelle der Bode zu erreichen. Wer das gewaltige Brodeln und Schäumen erleben will, startet am besten in Treseburg, rät Gästeführer Harald Watzek. «Dann kommt der schönste Teil am Schluss. » Der Lokalhistoriker hat in Thale einen Mythenweg ins Leben gerufen, der moderne Darstellungen der germanischen Götterwelt verbindet: «Wir wollen ein wenig von der Mythologie der Berge in die Stadt holen. »
Die Einzigartigkeit der 250 Meter hohen Felsenwände, die Ausblicke in tiefe Schluchten und die Entdeckung seltener Pflanzen und Tiere - das bietet nur das Bodetal selbst. «Es ist die bedeutendste Felsenklamm Deutschlands außerhalb der Alpen», sagt der Gästeführer. Noch vor 200 Jahren war sie nahezu unbegehbar und Goethe hatte es seiner Jugendlichkeit und dem trockenen Spätsommer zu verdanken, dass er das Tal bei seiner dritten Harzreise bezwang, erzählt Watzek. «Aber man weiß heute nicht, wo er in Thale übernachtete. » Zu müde sei der Dichter nach all dem Klettern und Waten gewesen, um das noch zu Papier zu bringen.
 Thale ist ein Wanderzentrum - auch wenn viele Familien wegen der Hexen und Geister kommen. (Bild: Harzer Verkehrsverband/dpa/tmn) Da haben es Besucher heute einfacher: Ein Wanderweg schlängelt sich durch die gesamte Schlucht, alternativ verbindet ein Höhenweg den Hexentanzplatz mit Treseburg. Wer beide Wege zu einer Rundwanderung verbindet, legt rund 18 Kilometer zurück. Das geht ausschließlich zu Fuß, denn weder Radfahren noch Reiten sind in der Enge der Schlucht möglich. «Aus Naturschutzgründen dürfen die Wege nicht verlassen werden», sagt Krause. Wer nicht mehr laufen mag, kann eine Strecke außerhalb der Schlucht mit dem Bus zurücklegen. Auf Wanderer mit viel Ausdauer wartet der fast 100 Kilometer lange und vom Deutschen Wanderverband ausgezeichnete Qualitätsweg «Harzer Hexensteig» von Osterode über den Brocken bis nach Thale.
Informationen: Touristinformation Thale, Rathausplatz 1, 06502 Thale, Telefon: 03947/47 00
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