Flugsicherheit für Kids: Kindersitz sinnvoll Nicht zu halten: Wie ein Geschossfliegen ungesicherte Kinder bei starken Turbulenzen oder Notlandungen durch das Flugzeug. (Bild: TÜV Rheinland/dpa/tmn) Von Elke Richter, dpa Köln/Düsseldorf (dpa/tmn) - Die EU-Kommission hat entschieden, dass Kleinkinder in Flugzeugen vom 16. Juli an durch einen Kindersitz oder durch einen Schlaufengurt am Gurt der Eltern gesichert werden müssen. Dieser sogenannte Loop-Belt ist jedoch hoch umstritten.
Wie werden Säuglinge und Kleinkinder bislang transportiert? Bisher gilt eine Regelung, wonach Kinder unter zwei Jahren keinen Anspruch auf einen eigenen Sitzplatz haben. Eltern müssen sie deshalb während des Flugs auf den Schoß nehmen - bei einigen Fluggesellschaften sogar dann, wenn sie einen Extra-Platz für den Nachwuchs gebucht haben. Das Problem: «Bei starken Turbulenzen oder gar Notlandungen fliegen die Kinder wie Geschosse durch die Kabine, die können sie nicht festhalten», erklärt Michael Sperber vom TÜV Rheinland in Köln. Zum Teil verwenden Fluggesellschaften deshalb heute schon den umstrittenen Schlaufengurt. Einige lassen auch Kindersitze zu.
Welche Sicherungssysteme hat die EU nun erlaubt? Die EU erlaubt in ihrer Verordnung zwei Möglichkeiten, Kleinkinder während des Flugs zu sichern. Die eine ist ein Schlaufengurt, der in den Sitzgurt der Eltern eingebunden und um den Körper des Kindes gelegt wird. Die andere ist ein geprüfter und für Flugzeuge zugelassener Kindersitz, der wie im Auto auf einem Extra-Platz angebracht wird. Beide Methoden sollen verhindern, dass die Kleinen bei einem Notfall auf den Vordersitz prallen oder durch die Kabine geschleudert werden.
Was haben Kritiker am Schlaufengurt auszusetzen? Die Bauchgurte könnten dem Nachwuchs schwere innere Verletzungen zufügen, warnt die Fluggastberatung des Deutschen Flugangst-Zentrums in Düsseldorf. Im schlimmsten Fall könnten die Kinder an den Folgen sterben. Auch Tests des TÜV Rheinlands kommen zu diesem Ergebnis: «Der Loop-Belt wandert komplett durch den Weichteilbereich des Kindes durch und bleibt an der Wirbelsäule hängen», erläutert Sperber. «Zusätzlich erdrückt der Erwachsene das Kind. » Denn dessen Körper schnappe aufgrund der enormen Kräfte wie ein Klappmesser zusammen.
Was sagen die Fluggesellschaften dazu? Die Unternehmen wollen sich in den Sicherheitsstreit nicht einmischen, sagen aber: «Den Fluggesellschaften ist bislang kein Fall in Europa bekannt, in dem ein Kind durch den Einsatz des Schlaufengurtes zu Schaden gekommen ist», wie der Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften BDF in Berlin mitteilt. Der TÜV Rheinland gibt jedoch zu bedenken, dass Unfälle von Kleinkindern meist nicht entsprechend dokumentiert werden.
Ist der Kindersitz eine sichere Alternative? «Wir raten dringend vom Loop-Belt ab und empfehlen, die Airlines nach den akzeptierten Rückhaltesystemen zu fragen und diesen Sitz dann mitzubringen», sagt TÜV-Experte Sperber. Ein Kind auf einem eigenen Sitzplatz mit einem geeigneten Rückhaltesystem habe die gleichen Chancen wie ein angeschnallter Erwachsener, aus einem Unglück herauszukommen. «Ein Kind auf dem Schoß oder im Loop-Belt hat keine Chance. »
Was sind die Nachteile des Kindersitzes? Für die Eltern ist der Sitz derzeit mit deutlichen Nachteilen verbunden. Zwar überlegen die Fluggesellschaften, Sitze zur Verfügung zu stellen. Bislang aber müssen diese selbst mitgebracht und von der jeweiligen Fluggesellschaft anerkannt werden. Nur fünf Autositze haben bis heute vom TÜV eine entsprechende Zulassung bekommen. Ein beliebiger Autositz oder eine Baby-Schale kommen nicht infrage. Außerdem müssen die Sitze auf einem Extra-Platz angebracht werden - und für den müssen die Eltern selbst in die Tasche greifen. Immerhin bieten viele Gesellschaften günstigere Tarife für Kleinkinder an.
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