In drei Stunden quer durchs Watt bis nach Neuwerk Hamburgs ältestes Gebäude - der Turm von Neuwerk überragt die kleine Insel schon seit Jahrhunderten. (Bild: dpa/tmn) dpa Neuwerk (dpa/tmn) - Hamburg ist von Cuxhaven aus schon zu sehen, jedenfalls ein kleines Stück davon. Denn während die Hansestadt 100 Kilometer entfernt ist, liegt hier vor der Küste der Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer.
Dazu gehört auch die Insel Neuwerk, deren Leuchtturm weithin sichtbar in den Himmel ragt. Neuwerk ist zu Fuß durch das Wattenmeer zu erreichen: Rund 13 Kilometer sind es vom Cuxhavener Stadtteil Duhnen aus. Nirgendwo sonst an der deutschen Küste gibt es eine längere durchgehende Strecke über den Wattboden.
Sogar manche Touristen, die auf Neuwerk Urlaub machen, entscheiden sich für die Anreise zu Fuß - das Gepäck kann man sich mit dem Traktor bringen lassen. Wanderungen sind mit Führer in der Gruppe, aber auch allein möglich. Zu verfehlen ist der Weg eigentlich nicht: Er ist mit «Pricken» markiert - mit Reisigbündeln, die fest im Boden stecken. Und man kann auch den Reifenspuren der Kutschen folgen, die in der Hauptsaison oft im Dutzend vom Festland auf die Insel fahren.
 Unterwegs auf dem Prickenweg - die Reisigbündel im Wattenboden sind gute Anhaltspunkte für die Wanderung nach Neuwerk. (Bild: dpa/tmn) Die Wanderung dauert - etwas Kondition vorausgesetzt - zweieinhalb bis drei Stunden. Wattwanderer müssen auf die Tide achten, damit die Flut sie nicht unterwegs überrascht. Falls das doch passiert, gibt es mehrere Rettungsbaken. Das sind große Metallkörbe auf einer Stange, in die sich Wattwanderer bei Bedarf vor dem Hochwasser retten können.
Im Watt gibt es viel zu sehen - und für die Füße viel zu fühlen. Am Anfang versinken sie bei jedem Schritt bis über die Knöchel und werden vom feuchten Matsch gekitzelt. Schlickwatt heißt dieser Boden. Sandwatt dagegen ist härter: Auf ihm läuft es sich leichter, und der Matsch spritzt nicht so die Beine hoch. Im Sandwatt sind sogar Hufabdrücke der Pferde gut zu erkennen, die die Kutschen nach Neuwerk gezogen haben. In regelmäßigen Abständen liegen auch Pferdeäpfel, die aber keine so verlässliche Spur bilden wie die «Pricken».
Austernfischer laufen über den Boden, am Horizont schiebt sich ein Containerschiff aus der Elbmündung in die Nordsee - so langsam, dass man den Eindruck hat, zu Fuß schneller zu sein. Mit der Zeit bekommt das Wattlaufen etwas Meditatives, ein Fuß setzt sich automatisch vor den anderen. Und die Unsicherheit lässt nach, ob man wohl rechtzeitig in Neuwerk ankommt. Denn am Anfang der Tour steht ein ungutes Gefühl: Wenn man sich in den Alpen den Knöchel verknackst, kommt die Bergwacht und holt einen. Passiert das im Wattenmeer, kommt die Flut.
 Bei Ebbe ragen sie weit über den Boden - solche Rettungsbaken sollen Wattwanderern in Notfällen aus der Klemme helfen. (Bild: dpa/tmn) Auf Neuwerk zieht es die Wanderer meistens als erstes an die Fußwaschstelle. «Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer» steht auf einem Schild wenige Meter entfernt. Zu Hamburg gehörte Neuwerk schon im Mittelalter, am Anfang des 14. Jahrhunderts wurde hier ein 35 Meter hoher Turm gebaut. Er diente als Seezeichen sowie als Posten für Wachleute, die auf See- und Strandräuber achten sollten. Der Turm, der 1814 ein Leuchtfeuer bekommen hat, ist heute der erste Anlaufpunkt für Besucher - vor allem für die vielen Tagestouristen.
Exakt 138 Stufen führen hinauf bis zur Spitze des Turms, der als Hamburgs ältestes Gebäude gilt. Grasende Kühe sind von dort oben zu sehen, Bauernhäuser mit Solardächern, die weiße Gischt auf den Wellen und am Horizont die Windkrafträder auf dem Festland. Auf dem Deich kann man die Insel, auf der 38 Menschen wohnen, in einer Stunde zu Fuß umrunden, die Zahl der Attraktionen ist überschaubar. Der Friedhof der Namenlosen gehört dazu, auf dem die Toten begraben liegen, die am Strand angespült wurden. Über das Leben an der Küste und die Ökologie im Watt informiert das Nationalpark-Haus.
Informationen: Nationalpark-Haus Neuwerk, 27499 Insel Neuwerk, Telefon: 04721/39 53 49, E-Mail: np-haus@wattenmeer-hamburg. de  Der Friedhof der Namenlosen auf Neuwerk - hier wurden die Toten begraben, die die Nordsee an den Strand der Insel gespült hatte. (Bild: dpa/tmn) Weitere Bilder
Weitere Reisenachrichten für Südsudan
Mehr Nachrichten für Südsudan »
Weitere Reisenachrichten in "Deutschlandreise"
Mehr Nachrichten in "Deutschlandreise" »
Noch kein Kommentar vorhanden ... |
Um Kommentare verfassen zu können, musst du dich einloggen.
|