Südafrika kämpft nach Gewaltausbruch ums Image Einwanderer aus Mosambik kehren Südafrika den Rücken. Nach dem Gewaltausbruch fragen sich viele Touristen, ob sie das Land meiden sollten. (Bild: dpa) Von Ralf E. Krüger, dpa Johannesburg (dpa) - Brennende Hütten, knüppelnde Township-Bewohner, traumatisierte Opfer, schießende Polizisten - zwei Wochen jagte ein mordlüsterner Mob afrikanische Zuwanderer und drosch damit zugleich auf Südafrikas Regenbogen-Image ein.
Verängstigte Ausländer drängen sich in Kapstadt in Vierteln, die bei Touristen hoch im Kurs stehen. Kann man da noch Urlaub machen in diesem Land, das 2010 die Fußball-WM ausrichtet? «Man kann», sagte Moeketsi Mosola, Chef des Tourismusamts SA Tourism. Aber auch er muss zugeben, dass die Situation zur Zeit problematisch und Kommunikation wichtig ist.
Südafrika erwartet zur ersten Fußball-Weltmeisterschaft des Kontinents bis zu 400 000 WM-Touristen und hat bisher einen neuen Tourismusrekord nach dem andern verbucht. 2007 reisten mit 9,07 Millionen Urlaubern 8,3 Prozent mehr als im Vorjahr ein. Der Kap-Staat lag damit erneut über dem weltweiten Durchschnitt von sechs Prozent Zuwachs. Im WM-Jahr 2010 hofft Südafrika auf 10 Millionen Besucher. Aber die jüngste Gewalt droht die Pläne zumindest zu beeinträchtigen. Die Fernsehbilder, die um die Welt gingen, vermittelten das Bild einer gewalttätigen, fremdenfeindlichen Gesellschaft. Doch das Bild trügt.
Zwar stöhnt Südafrika bereits seit Jahren über extrem hohe Kriminalitätsraten. Doch die Kriminellen sind eine Minderheit, die die große Masse der Gesellschaft übertönt. Land und Leute am Kap locken mit Traumlandschaften und kultureller Begegnung der Spitzenklasse - zu günstigen Preisen und abseits von terroristischer Gewalt, die andere exotische Urlaubsregionen plagt. Doch wie in allen Schwellen- oder Entwicklungsländern wohnen Erste und Dritte Welt hier Tür an Tür. Und ähnlich wie etwa in Brasilien ist gelegentlicher Funkenflug bei derartiger Ausgangslage absehbar.
Im jüngsten Fall konzentrierte sich die Gewalt auf die Townships, wo die Ärmsten der Armen übereinander herfielen. Sie richtete sich vor allem gegen Afrikaner, Pakistanis, Inder und Chinesen. Doch damit schwebt über dem bisher populären Township-Tourismus erst einmal ein großes Fragezeichen. Die Siedlungen, einst Epizentren im Kampf gegen die Apartheid, ziehen pro Jahr rund 1,8 Millionen Besucher an - ein entscheidender Faktor bei der Armutsbekämpfung dort.
Sollte man sich als Tourist noch dorthin wagen? Die selbst aus Johannesburg stammende Deutschland-Chefin der Tourismusbehörde SA Tourism, Theresa Bay-Müller, rät dazu. Aber sie empfiehlt, nicht auf eigene Faust in die Viertel zu reisen, sondern auf organisierte Reiseveranstalter zu setzen: «Die wissen, wie es dort ausschaut und können die Lage einschätzen. »
Politische Beobachter weisen zudem darauf hin, dass ausgerechnet das frühere «Kopfschmerz-Township» Soweto - ein Kernstück des Township-Tourismus - dieses Mal so gut wie keine Schlagzeilen bei der Gewaltorgie machte. Die spielte sich in anderen Vierteln ab, die für Touristen ohnehin tabu sind.
Bleibt die Frage, wie sich Südafrika-Urlauber richtig verhalten. In Reisebüchern und -magazinen finden sich oft Checklisten: «Knöpfchen runter und Autofenster bis auf einen Spalt geschlossen halten», «nie Anhalter mitnehmen», «Nachtfahrten meiden», «an Ampeln die Umgebung nach potenziellen Angreifern absuchen» lauten die Tipps darin zum Beispiel.
Doch Musterantworten gibt es nicht - selbst nicht für die Touristen-Metropole Kapstadt, die trotz ihres guten Rufes ebenfalls zunehmend mit Kriminalität zu kämpfen hat. Ein waches Bewusstsein, ein Gefühl für die Umgebung, der Verzicht auf Wertsachen beim Bummeln - «das Übliche» reicht nicht aus für denjenigen, der sich etwa im Großstadtdschungel Johannesburgs amüsieren möchte.
Diese Erfahrung machte auch der Praktikant Matt Radler aus den USA. Er beschrieb in der Zeitung «The Star«, wie er überfallen wurde - einen Tag, nachdem er selbst über Tipps zur Vermeidung solcher Überfälle geschrieben hatte: «In meinem ersten Artikel erörterte ich, wie ich als in Südafrika studierender und lebender Amerikaner den gleichen Regeln folge wie ich es nachts in Chicago tue: Augen aufhalten, nichts Wertvolles dabei haben. Doch der Überfall belegt recht gut meinen anderen Punkt: ich fühle die Risiken hier nicht in der gleichen Weise wie die Südafrikaner!» Ein kaltblütiger Überfall bei Tag auf einer belebten Hauptstraße gelte in Chicago als undenkbar.
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