Wenn das Handy Geheimtipps gibt: Digitale ReiseführerVon Felix Rehwald, dpa Hamburg (dpa/tmn) - Bücherschleppen könnte sich für Urlauber bald erledigt haben. Wie Romane wird es künftig auch Reiseführer als App fürs Smartphone oder den Tablet-Computer geben. Doch der gedruckte Führer bleibt - auch weil er seinen virtuellen Brüdern noch einiges voraus hat.
Urlaub fängt nicht erst mit der Ankunft im Hotel an. Viele Touristen planen gerne voraus: Sie schmökern zu Hause voller Vorfreude in Reiseführern, lesen sich Hintergrundwissen zum Urlaubsland an und überlegen sich Ausflüge und Besichtigungen. Doch während der Reise würde mancher Urlauber die kiloschweren Wälzer am liebsten zu Hause lassen. Eine leichte und platzsparende Alternative können multimediale Reiseführer als Applikation fürs Smartphone sein.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Das Smartphone ist leicht, handlich und ohnehin immer dabei. Reiseführer lassen sich einfach darauf installieren. Und sie bieten Zusatzfunktionen, die der gedruckte Reiseführer nicht hat: etwa Navigation und Umkreissuche.
Der Michael Müller Verlag hat je einen seiner City- und Wanderführer digitalisiert für iPhone, iPad und iPod touch herausgebracht. «Ein digitaler Reiseführer muss mehr bieten als ein Buch zum Blättern und Suchen», erklärt Verlagschef Michael Müller. Also habe man die Karte mit den Reiseführer-Informationen verlinkt: Durch einen Klick auf die Karte im Display erhält der Reisende alle Informationen zu diesem Punkt.
Der Vorteil des iPhones ist, dass Besitzer dank des integrierten GPS-Empfängers und Kompasses immer ihren Standort kennen. «Geheimtipps» wie Restaurant- oder Café-Empfehlungen sollen sich so noch einfacher finden lassen. Den Wanderführer «Münchner Ausflugsberge» und den Cityführer «Florenz» gibt es als Pilotausgabe für 11,99 Euro beziehungsweise 3,99 Euro. Eine abgespeckte Version ist noch umsonst.
Der Verlag Mairdumont bietet seit etwa einem Jahr eine Auswahl der Städteführer aus der Marco-Polo-Reihe als App für 3,99 Euro an. Ein erster Reiseführer über Berlin fürs iPad ist seit Ende Juli erhältlich. Er kostet 9,95 Euro. «Wir sind in der Laborphase», erläutert Geschäftsführer Uwe Zachmann. Man erwarte aber nicht, dass demnächst ein großer Hype einsetzen wird.
Der Michael Müller Verlag will die App-Sparte auf jeden Fall ausbauen. «Langfristig müssen da die ganzen Reiseführer rein», sagt Müller. Dass Apps die gedruckten Reiseführer irgendwann verschwinden lassen, glaubt er aber nicht: «Der klassische Reiseführer wird seine Nische behalten.» Reisende würden Apps eher als Ergänzung zur Reiseliteratur nutzen.
Das legen auch Zahlen nahe, auf die der Börsenverein des Deutschen Buchhandels verweist. Denn anders als vielleicht zu erwarten wäre, stieg die Titelproduktion im Bereich Geografie und Reise von 2600 Erstauflagen im Jahr 2007 auf 2825 im Jahr 2009.
Auch Torsten Kirstges, Professor für Tourismuswirtschaft an der Jade Hochschule in Wilhelmshaven, rechnet mit einer Koexistenz der gedruckten und digitalen Reiseführer: «Um eine Reise zu Hause in Ruhe vorzubereiten, ist der Printbereich nach wie vor überlegen.»
«Gedruckte Reiseführer haben gegenüber elektronischen Reiseführern viele Vorteile», sagt Angelika Trippe von Iwanowski's Reisebuchverlag: «Sie brauchen keinen Strom, vertragen Stürze, Hitze, Kälte, Sand und in Maßen Feuchtigkeit.» Außerdem könne man Bücher auf dem Strandtuch liegen lassen und baden gehen, ohne einen Diebstahl fürchten zu müssen.
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