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Auf Stroh gebettet: Kornfeld-Hotel in Unterfranken

Alexandra Stahl, dpa

Bad Kissingen (dpa) - Von einem Bett im Kornfeld schwärmte schon Schlagersänger Jürgen Drews in den 1970er Jahren. In Bad Kissingen können sich Gäste seit einigen Jahren tatsächlich auf Stroh betten und den Sternenhimmel betrachten - in einem Hotel im Kornfeld.


Weizenähren wiegen sich im Sommerwind, darüber leuchtet der Sternenhimmel: Es klingt wie ein Klischee, aber es war tatsächlich Schlagersänger Jürgen Drews, der Monika Fritz auf die Idee gebracht hat, ein Hotel im Kornfeld zu gründen. «Im Sommer 2000 habe ich überlegt, wo ich Urlaub machen soll, als im Radio 'Ein Bett im Kornfeld' lief. Und da habe ich mich gefragt, wieso ich noch nie im Kornfeld geschlafen habe.»


Aus diesem Gedanken reifte schnell ein Projekt, das Fritz schon im folgenden Sommer verwirklichte - auch wenn ihr Umfeld sie für ein wenig verrückt hielt. Fritz hat ihr Hotel dann doch eröffnet - für zwei Wochen im Sommer, denn danach werden die Kornfelder abgeerntet. Im Bad Kissinger Stadtteil Hausen können die Gäste auf Stroh gebettet in freier Natur übernachten.


Neun Jahre nach der Eröffnung kann die studierte Ökotrophologin nicht über Gästemangel klagen. «Am Anfang war es ein absoluter Geheimtipp, aber es gibt immer noch Leute, die jedes Jahr wiederkommen.» Rund 400 Buchungen gibt es bisher für dieses Jahr - die 20 Schlafplätze sind besonders an den Wochenenden begehrt. In den Schlafplätzen finden bis zu vier Gäste eine Schlafgelegenheit, pro Nacht ist ein Preis zwischen drei und sieben Euro fällig.


«Es ist natürlich auch immer wetterabhängig», sagt die 42 Jahre alte Hotelchefin. Besonders Hartgesottene - wie einmal ein Pärchen aus Mailand - würden aber auch bei Regen auf dem Feld bleiben. Die quadratischen Strohliegeflächen seien durch ein Pavillondach geschützt.


«Die Naturerlebnisse ziehen die Leute an», sagt Otto Funck, Vorsitzender des Vereins «NaTour & GAST», der als Träger des Freilufthotels fungiert. Gemeinsam mit Fritz betreibt der 66-jährige Landwirt das 2001 gegründete Hotel auf einem seiner Felder. Am Morgen wird er dann zum Zimmermädchen, wenn er die Strohlager mit dem Rechen zurechtmacht.


Für die Gäste der Hochzeitssuite - ein Strohbett umrahmt von einem goldenen Bettgestell - besorgt er Sekt und Blumen. Im Kornfeld-Hotel könne man den Besuchern die Natur nahebringen, meint der Vater von acht Kindern. «Wann riecht der Mensch schon mal Stroh und Erde?»


«Es ist einfach schön, draußen zu schlafen», sagt auch Hanna Buchmann. Die ganzen zwei Wochen will die Zwölfjährige mit ihrer Freundin Sini unter freiem Himmel verbringen. Auch der elf Jahre alte Schüler Manuel Müller schätzt die frische Luft. «Im Zimmer ist es oft stickig. Außerdem kann man hier die Tiere hören», sagt der Gymnasiast.


Regina Hahn freut sich derweil über die Naturbegeisterung ihres Sohnes Yannick, der ebenfalls eingecheckt hat: «Da sieht man, dass man zur Unterhaltung keine Elektrogeräte braucht.»


Hotelbesitzer in der Umgebung betrachten den zur Schlafstätte umfunktionierten Acker nicht als Konkurrenz. «Ich finde das gut. Das belebt Bad Kissingen», sagt Hotelier Heinz Stempfle, Kreisvorsitzender des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes (BHG) für den Landkreis Bad Kissingen.


Dass viele Menschen eine Nacht im Kornfeld verbringen wollen, wundert beim Verband niemand. «Es gibt durchaus einen Trend dahin, dass viele Leute etwas Besonderes erleben wollen. Viele suchen etwas Exotisches», sagt Sprecher Frank-Ulrich John.


Tatsächlich stehen einige andere Hotels dem unterfränkischen Kornfeldlager in Sachen Exotik nicht nach: Auf der Zugspitze kann man im Iglu-Hotel auf Eis schlafen, im Allgäu können Schwindelfreie an Karabinerhaken befestigt die Nächte in einem Hochsitz verbringen, und in der sächsischen Gemeinde Neißeaue befindet sich Deutschlands angeblich einziges Baumhaushotel.



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