Bollwerke des Abendlandes: Burgen im Osten ÖsterreichsVon Horst Heinz Grimm, dpa Graz/Eisenstadt (dpa/tmn) - Freunde mittelalterlichen Treibens und der Burgenromantik kommen im Osten und Südosten Österreichs auf ihre Kosten. In den Bundesländern Burgenland und Steiermark stehen gut erhaltene Festungsanlagen aus früheren Jahrhunderten.
Sie machten Geschichte als Bollwerke des christlichen Abendlandes: An ihnen scheiterten Heere der osmanischen Eroberer. Von hier aus trugen regionale und lokale Herrscher ihre blutigen Kämpfe um die Macht aus. Heute «erobern» Touristen die Rittersitze. Die schweren Tore der mächtigen Festungsbauten öffnen sich vom Frühjahr bis zum Herbst.
Besonderer Anziehungspunkt ist die Burg Forchtenstein nahe der Grenze zu Ungarn, die im Laufe der Jahrhunderte allen feindlichen Belagerungen widerstand und niemals eingenommen wurde. «Das Zeughaus gilt als größte private Waffensammlung in Europa», sagt Burgsprecherin Edeltraud Werschlein. Besitzer ist das Haus Esterházy, dessen Stammbaum sich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen lässt.
Auf einem Vulkanhügel erhebt sich markant die mehr als 850 Jahre alte Burg Güssing. Sie wurde Ende des vorigen Jahrhunderts komplett renoviert. Vom begehbaren Glockenturm blickt man weit in die Ungarische Tiefebene, ein Museum erzählt von der kriegerischen Vergangenheit dieses Gebietes, und in der Burgschenke gibt es Speis und Trank in mittelalterlicher Atmosphäre.
Mit einem internationalen Kammermusikfest unter der Leitung des Geigers Gideon Kremer wartet die Burg Lockenhaus jeden Sommer auf. «Im Rittersaal der Festung finden 600 Zuhörer Platz», erzählt der Historiker Peter Hasenstätter. Den Wissenschaftler aber interessiert anderes mehr: «Lockenhaus war angeblich eine Ordensburg des Templerordens.» Zumindest will der österreichische Autor Gerhard Volfing für diese Theorie genügend Hinweise gefunden haben, die in seinem Buch «Auf den Spuren der Templer in Österreich» nachzulesen sind.
Wie eine Kette ziehen sich die ehemaligen Wehranlagen an der heutigen österreichischen Ostgrenze von Norden nach Süden. Es ist Historikern zufolge eine der burgenreichsten Regionen Europas. Die meisten ehemaligen Festungen spielen heute für den Tourismus eine wichtige Rolle. «Auf der Burg Forchtenstein haben wir jährlich etwa 90 000 Besucher», sagt Werschlein. Auf einigen Burgen hingegen leben Privatleute und halten die Tore verschlossen.
Es gibt auch eine andere Nutzung der steinernen Zeugen aus kriegerischen Zeiten. Die einst umkämpfte Burg Schlaining bei Oberwart aus dem 13. Jahrhundert, von der aus die Ritter eine Kreuzung wichtiger Handelswege unter Kontrolle hielten, ist heute Sitz des Österreichischen Studienzentrums für Frieden und Konfliktlösung. Besucher sind allerdings willkommen und können auch das Friedensmuseum besichtigen.
Östlich von Graz, nahe der Grenze zu Ungarn und Slowenien, überragt die Riegersburg aus dem 12. Jahrhundert die Täler und Wälder. Diese «Festung der Christenheit» gehört zu den Juwelen mittelalterlicher Architektur. Türkische Heere belagerten sie auf ihren Eroberungszügen in den Westen. «Die Burg wurde aber niemals eingenommen», erklärt Christian Redl von der Verwaltung.
Ein steiler und beschwerlicher Fußweg führt zum Eingang, vorbei an hoch aufragenden Wehrmauern mit Schießscharten. Bis vor sieben Jahren kapitulierten viele Touristen vor dem Aufstieg. Seit 2003 gibt es einen Schrägaufzug. Ein Hexenmuseum gibt Einblick in eines der dunkelsten Kapitel der europäischen Geschichte. Bei Hexenverfolgungen in der Steiermark wurden zwischen 1546 und 1746 mehr als 800 Männer und Frauen des Verbrechens der Zauberei angeklagt; 300 verurteilten die Richter zum Tode - meist auf dem Scheiterhaufen.
Eine Burgentour ist ideal für Autoreisende. Im Internet sind die Termine für Veranstaltungen wie Konzerte und Ritterspiele sowie mittelalterliche Essgelage zu finden. Als Ausgangspunkte eignen sich Wien oder Graz, sowohl für Tagesausflüge als auch für mehrtägige Rundreisen.
Besonders reizvoll übernachtet man auf Burgen. Einige der ehemaligen Rittersitze bieten Gästezimmer an. Das Hotel in der Burg Bergstein im Burgenland setzt besonders auf Romantik: Altes Mobiliar in den Gemächern, Kachelöfen, kein Fernsehen und kein Telefon. Modern sind nur die Bäder. Gegessen wird im historischen Rittersaal bei Kaminfeuer und Kerzenlicht. Ein Komfort, den es für die frühen Bewohner freilich nicht gab.
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