Leipzig feiert 600 Jahre UniversitätVon Detlef Berg, dpa Leipzig (dpa/tmn) - Goethe und Leibnitz haben hier studiert, ebenso wie Lessing und Richard Wagner. Das Studentenverzeichnis der Universität Leipzig liest sich wie ein «Who is Who» deutscher Geistesgrößen.
In Deutschland ist sie nach Heidelberg die zweitälteste Hochschule. Seit 600 Jahren wird an ihr ohne Unterbrechung gelehrt und geforscht. Die Gründung geht auf den böhmische König Wenzel IV. zurück. Er griff im Januar 1409 per Dekret in die Verfassung der Prager Universität ein. Bis dahin waren dort die «nationes» der Böhmen, Bayern, Sachsen und Polen gleichberechtigt.
«Wenzel teilte der nichtdeutschen böhmischen Nation mehr Stimmen zu als den deutschen, was dazu führte, dass aus Protest alle deutschen Magister und Studenten die Universität Prag verlassen haben und zum größten Teil nach Leipzig gegangen sind», erzählt der Historiker Detlef Döring. Die Ratsherren und auch die Herren der Markgrafschaft Meißen, zu der Leipzig gehörte, waren klug genug, sie mit offenen Armen zu empfangen. Sie schenkten ihnen Häuser und zwei Kollegien, in denen sie wohnen und studieren konnten.
Am 2. Dezember 1409 wurde die neue Universität feierlich eröffnet. Der Studienbetrieb startete mit 46 Magistern und Doktoren und 369 Studenten. Zum Jubiläumsjahr gibt es die Ausstellung «Erleuchtung der Welt. Sachsen und der Beginn der modernen Wissenschaften», die noch bis zum 26. Dezember im Stadtgeschichtlichen Museum zu sehen ist.
Schwerpunkt der Schau ist die Epoche der Aufklärung. Gezeigt werden unter anderem Exponate wie die erste Tageszeitung der Welt, die 1650 in Leipzig erschien, und ein Nachbau einer Vakuumpumpe von Jakob Leupold. Der Gelehrte brachte damit 1709 nicht nur den sächsischen König August den Starken zum Staunen. Heute können Besucher ihre Muskeln beim Versuch spielen lassen, die beiden evakuierten Metallkugeln auseinanderzuziehen.
Bemerkenswert ist auch ein anderes Ausstellungsstück - es beherrscht die vier Grundrechenarten und das Wurzelziehen. Mit seiner 1673 erfundenen Rechenmaschine schuf Gottfried Wilhelm Leibnitz die Grundlagen heutiger Computertechnik. «Was kaum einer weiß: Die Aufklärung in Deutschland begann in Sachsen. Leipzig war sogar Motor dieser Entwicklung», stellt Kustos Rudolf Hiller von Gaertringen fest. «Kluge Köpfe wie Gottsched, Goethe, Leibnitz, Leupold und Ernesti erleuchteten mit ihren Erkenntnissen von hier aus die Welt.»
Heute ist wieder Aufbruchstimmung in Leipzig. Mit der Neugestaltung des Campus am Augustusplatz erhält die Universität, an der mehr als 31 000 Studenten an 14 Fakultäten und 150 Instituten studieren, ein neues Gesicht. Plattenbauten aus der DDR-Zeit mussten weichen oder wurden saniert. Insgesamt sechs Gebäude gruppieren sich rund um einen Innenhof, das Leibnitzforum. Noch im Entstehen ist das Paulinum. Es tritt an die Stelle der 1545 geweihten Universitätskirche St. Pauli, in der Martin Luther predigte und die Matthäus-Passion von Bach uraufgeführt wurde.
«Das Ding muss weg», hatte der DDR-Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht 1968 befohlen. Eine Kirche, noch dazu mit diesen Traditionen - das passte nicht zur sozialistischen Kaderschmiede, die zu DDR-Zeiten Karl-Marx-Universität hieß. Am 30. Mai 1968 wurde das Gotteshaus gesprengt. Pläne zu einem originalgetreuem Wiederaufbau ähnlich der Dresdner Frauenkirche scheiterten am Widerstand der Universitätsleitung. Nur Giebel, Spitzbogenfenster und Rosette sowie ein Andachtsraum werden die Erinnerung an die Universitätskirche wachhalten. Auch wenn das Paulinum nicht wie geplant fertig wird: Das Jubiläum zum 600-jährigen Bestehen der Universität wird am 2. Dezember mit einem großen Festakt gefeiert.
Informationen: Leipzig Tourismus und Marketing, Richard-Wagner-Straße 1, 04109 Leipzig; Telefon: 0341/710 42 75.
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