Sopron: Wo ein Picknick Europa veränderteVon Detlef Berg, dpa Sopron (dpa/tmn) - Vor bald 20 Jahren war Sopron im Nordwesten Ungarns der Schauplatz des «Paneuropäischen Picknicks», das Hunderte DDR-Bürger dazu nutzten, um nach Österreich zu fliehen.
Die Bilder davon gingen um die Welt und trugen zu einer Kettenreaktion bei, die zum Fall der Berliner Mauer und zur Überwindung der Teilung Europas führte. Wer sich heute auf Spurensuche an die Grenze zu Österreich begibt, findet zwar nur wenig, was an die einst für unüberwindlich geglaubten Sperranlagen erinnert. Der Ausflug lohnt sich aber dennoch - gerade in dem Jahr, in dem Deutschland «20 Jahre Mauerfall» feiert.
Nur noch symbolischen Wert hat die rot-weiß-grün gestreifte Grenzschranke auf der unbefestigten Straße, die heute Fertörákos in Ungarn mit Mörbisch am Neusiedler See in Österreich verbindet. Gleich daneben befindet sich ein Stacheldrahtverhau, der einen Eindruck von den einstigen Grenzanlagen vermitteln soll. «Wir müssen den Draht immer wieder erneuern», erzählt Laszlo Nagy, einer der Organisatoren des Picknicks am 19. August 1989. «Viele Besucher schneiden sich einfach ein Stück Stacheldraht als Souvenir ab. Schließlich stand das Picknick damals ja unter dem Motto 'Bau ab und nimm mit'.»
Der originale Grenzzaun wurde rechtzeitig in Sicherheit gebracht, um ihn später in einer Ausstellung als Teil des «Eisernen Vorhangs» präsentieren zu können. Dafür steht ein Denkmal ungarischer Künstler an der Stelle des Grenzdurchbruchs - es zeigt eine sich öffnende Tür. Erhalten geblieben ist auch ein ungarischer Wachturm, von dem aus Besucher den Blick auf den Neusiedler See genießen können, der ein gutes Beispiel für einen grenzüberschreitenden Nationalpark abgibt.
Die Tier- und Pflanzenwelt des von einem breiten Schilfgürtel umgebenen Sees kann am besten auf Wanderwegen oder mit dem Fahrrad erkundet werden. Vom Wald von Szarhalmi aus führt zum Beispiel eine Route zur Kleinen Teichmühle, einem beliebten Anglertreffpunkt. An der Großen Teichmühle lockt ein Strandbad zu einem Sprung ins Wasser.
Der Radweg führt weiter zum Steinbruch von Fertörákos. Der hier gewonnene, leicht rosa schimmernde Kalkstein war einst ein beliebtes Baumaterial für Kirchen und andere Bauten in Sopron und Wien. Durch das Bohren in die hintersten Winkel des Berges entstanden bizarre Stollen und Säle, die an altägyptische Felsengräber erinnern. Wegen der guten Akustik ist das «Höhlentheater» heute ein Ort für Opern- und Theateraufführungen. Bereits Tradition haben Konzerte zum Picknick-Jahrestag am 19. August. Auch 2009 reisen Musiker aus Japan an, um Haydns G-Dur Sinfonie und Beethovens 9. Sinfonie zu spielen.
An die Grenzöffnung erinnert auch eine zehn Meter hohe Plastik aus Edelstahl. Das auf einer kleinen Anhöhe stehende Werk der Künstlerin Gabriela von Habsburg zeigt ein Stück aufgestellten Stacheldraht, das aus der Ferne die Form eines Kreuzes hat. Wer weiter in Richtung Mörbisch radelt, kommt an der römischen Mithrasgrotte vorbei. Sie wurde vor fast 200 Jahren für einen Sonnengott erbaut und kann heute besichtigt werden. Fast unbemerkt überschreiten die Radler dann die Grenze zum Burgenland in Österreich. Über Rust mit seinen vielen Storchennestern führt die insgesamt 40 Kilometer lange Route auf dem «Weinblütenweg» weiter nach St. Margarethen und zurück nach Sopron.
Die meisten Sehenswürdigkeiten der rund 60 000 Einwohner zählenden Stadt, die auf Deutsch auch Ödenburg genannt wird, liegen in der autofreien Altstadt mit dem Hauptplatz «Fö tér», der zu den schönsten Plätzen Ungarns zählt. In seiner Mitte steht eine barocke Dreifaltigkeitssäule, umrahmt von restaurierten Palästen wie dem Fabricius-Haus, hinter dessen gotischer Fassade sich mehrere kleine Museen verbergen, oder dem Storno-Haus mit einem schönen Laubengang. Viele Straßencafés und Kneipen laden in der Altstadt zur Einkehr ein.
Dominiert wird Soprons Altstadt vom 61 Meter hohen Feuerturm. «Er ist ein Symbol für die wechselhafte Geschichte unserer Stadt», erklärt der Stadtführer Alfred Krisch. «Sein Fundament stammt aus römischer Zeit, der untere Teil aus dem Mittelalter. Die toskanisch anmutenden Arkaden verkörpern die Renaissance, und der Uhrturm mit Zwiebelhelm entstand nach einem Stadtbrand im Barockstil.» Wer die 200 Stufen zur Aussichtsplattform aufsteigt, hat einen schönen Blick über die Dächer des mittelalterlichen Stadtkerns bis hin zu den Plattenbauten des Stadtteils Jerewan und den Löverek-Bergen im Umland.
Informationen: Ungarisches Tourismusamt, Lyoner Straße 44-48, 60528 Frankfurt, Kostenloses Telefon: 00800/36 00 00 00
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