Urlaub im Grenzland: Zwischen Göttingen und Heiligenstadt Frauenfigur mit Kultstatus - vor dem Göttinger Rathaus steht seit gut 100 Jahren die «Gänseliesel». (Bild: Heimann/dpa/tmn) Von Andreas Heimann, dpa Göttingen/Heiligenstadt (dpa/tmn) - Göttingen selbst ist bereits eine Reise wert - die Universitätsstadt in Süd-Niedersachsen bietet sich aber auch als Ausgangspunkt für interessante Abstecher an.
Das Weserbergland etwa ist nicht weit, zum Harz ist es ein Katzensprung. Und auch die ehemalige deutsch-deutsche Grenze ist schnell erreicht: Der frühere Grenzstreifen bietet sich heute zum Wandern geradezu an.
Stadtführungen durch Göttingen beginnen traditionell im Rathaus. Im Mittelalter war es ein Multifunktionsgebäude mit Markthalle und Festsaal. Gerne wird Besuchern der alte Ratsherrensaal gezeigt, dessen massive Holztür effektvoll mit einem riesigen Schlüssel geöffnet werden muss. Weil mittelalterliche Häuser meist feucht und kalt waren, hatte der Raum eine ausgeklügelte Heizung: Aus zwölf Löchern im Boden strömte warme Luft direkt zu den Senatorenplätzen.
 Viele beeindruckende Kirchen wie St. Marien mit ihrem Barockgarten erinnern an die Geschichte von Heiligenstadt. (Bild: Touristinfo Heiligenstadt/Stitz/dpa/tmn) Vor dem Rathaus steht seit gut 100 Jahren das Wahrzeichen der Stadt: die «Gänseliesel». Die Frauenfigur auf dem Brunnen hat Kultstatus. Es ist offiziell verboten, sie zu küssen. Das klingt absurd - denn warum sollte das jemand tun? Doch seit Jahrzehnten gehört es zur Studenten-Tradition, mindestens im Fall einer Promotion über den Brunnenrand zu klettern und der «Gänseliesel» einen Kuss zu geben. Manche Studenten begleiten den neuen Doktor mit dekorierten Umzugswagen. «Ein Orientalist ist nach seiner Promotion einmal auf einem Kamel gekommen», erzählt Stadtführerin Nora Kost. Besorgte, aber wenig kluge Stadtväter haben den Brauch allerdings vor langer Zeit verboten - und ihn damit erst richtig populär gemacht.
Von der deutsch-deutschen Grenze östlich von Göttingen ist heute nicht mehr viel zu sehen. Nur die Betonplatten des «Kolonnenwegs» sind geblieben, der den Fahrzeugen der Grenztruppen vorbehalten war. Heute ist er Teil eines Wanderweges. Die Absperrungen, die 40 Jahre lang die Menschen in Ost und West trennten, hatten in ökologischer Hinsicht sogar positive Auswirkungen: Das «grüne Band», ein Streifen kaum berührter Natur, schlängelt sich entlang der alten Grenzlinie.
Bei dem Ort Ecklingerode gibt es heute Seggen- und Nasswiesen links und rechts des Kolonnenwegs. Braunkehlchen und Wiesenpieper brüten hier, Moorfrosch und Ringelnatter sind dort zu Hause. Gut eine Viertelstunde ist es zu Fuß bis zum West-Östlichen Tor, das seit 2002 auf einer Anhöhe die Landschaft überragt. Es besteht aus zwei hohen Eichenstämmen, die am Boden durch eine Edelstahlschwelle verbunden sind - «verschweißt aus einem westlichen und einem östlichen Teil» und Symbol der gemeinsamen Gegenwart nach 40 Jahren Teilung.
 In der Nähe von Ecklingerode verlief bis 1989 die deutsch-deutsche Grenze. (Bild: Heimann/dpa/tmn) In Richtung Südosten ist von Göttingen aus nach gut 25 Kilometern Heiligenstadt erreicht. Der Landrat dort hat seinen Sitz im alten Kurmainzer Schloss - die Region gehörte fast 900 Jahre lang zum Erzbistum Mainz. Heiligenstadt galt schon früh als «Hauptstadt des Eichsfeldes», im Hochmittelalter war die Stadt mit 3500 Einwohnern für damalige Verhältnisse sogar ziemlich groß. Viele Kirchen erinnern daran - St. Aegidien etwa mit einem barocken Hochaltar, der aus der Stiftskirche in Quedlinburg importiert wurde. Die Martinskirche mit einer ungewöhnlich schönen Rosette ist die älteste des Eichsfeldes.
Den Dichter Theodor Storm verbinden viele mit Husum, aber er hat auch acht Jahre in Heiligenstadt gelebt. «Er hat sogar elf Novellen hier geschrieben», sagt Stadtführer Stefan Wippermann. Zu seinem 100. Todestag 1988 hat er in der Stadt ein Denkmal bekommen, und das «Mainzer Haus», in dem er damals wohnte, wurde ein Literaturmuseum.
Informationen: Eichsfeld Touristik, Bahnhofstraße 22, 37327 Leinefelde; Telefon: 03605/50 36 60.
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