Rheinsteig: Zwischen Wald und Weltkulturerbe wandernVon Arved Gintenreiter, dpa Wiesbaden (dpa/tmn) - Wo der Rheinsteig verläuft, scheint sich der Fluss etwas mehr Zeit zu lassen. Gemächlich mäandert er, immer wieder von kantigen Felsen in die Enge gezwängt, in weiten Bögen durch die Kulisse aus sanften Hängen und Weinbergen.
Im dunklen Wasser spiegeln sich wie Farbtupfer die Fachwerkdörfer am Ufer. Wie um Zeit zu schinden, um selbst die Aussicht zu genießen, schlägt der Strom Haken oder macht - wie bei Boppard - in einer langgezogenen Schlinge noch einmal kurz kehrt. All das bekommen Wanderer zu sehen, die in der UNESCO-Welterberegion unterwegs sind. Ein geschwungenes R auf blauem Grund dient ihnen als Richtschnur: die Rheinsteig-Markierung.
Einer der eindrucksvollsten Abschnitte auf dem rechtsrheinischen Steig ist das Tal zwischen Rüdesheim und Lahnstein. Enge Pfade gehen hier in großzügigen Wanderwegen auf, die sich kurvenreich durch Nebentäler schlängeln, hunderte Meter hinab, über einen plätschernden Bach, um später als steiler Steig Kurs zu nehmen auf den nächsten Gipfel. Nur beim quälenden abendlichen Abstieg in die verträumten Dörfer am Ufer bekommt die Idylle Risse: Gerade hier, am beliebtesten Teil des Steigs, ist die Tour auch eine Gratwanderung zwischen Anmut und Tristesse, zwischen der Naturschönheit und schleichendem Zerfall.
Die oft trostlosen Orte im Oberen Mittelrheintal können kaum verbergen, dass ihre Glanzzeiten Geschichte sind. Nicht zu übersehen sind die vielen «Zu verkaufen»-Schilder an manchmal maroden Häusern. Kleine Geschäfte, Metzger und Bäcker geben nach und nach auf. Für den Wanderer heißt das: Beim Proviant vorsorgen! Andererseits bieten auch Hotels Lunchpakete oder locken mit «Wanderer erwünscht»-Schildern. Überraschen kann manch alteingesessenes Lokal mit regionaler Küche.
Das Rheinsteig-Büro schätzt die Zahl der Wanderer pro Jahr auf bis zu 250 000. Dennoch ist man über weite Strecken allein in der Natur - abgesehen von Abschnitten wie der 22 Kilometer langen «Königsetappe» um den Loreley-Fels zwischen Kaub und St. Goarshausen. «Die meisten machen den Rheinsteig Stück für Stück in Etappen», sagt Frank Gallas vom Rheinsteig-Büro. Für die 320 Kilometer benötigt man bei raschem Schritt knapp zwei Wochen, gemütlich werden es drei und mehr.
Von Wiesbaden aus lässt der Wanderer bald den Kurort Schlangenbad hinter sich, kreuzt das aus dem Film «Im Namen der Rose» bekannte Kloster Eberbach, wandert durch Weinterrassen weltweit geachteter Rieslinge zum Niederwalddenkmal und quert hoch über dem Rhein die Dörscheider Heide. Dann windet sich der Weg hoch zu den Burgen Katz und Maus. Zwischen Kestert und Osterspai steigt er zum kleinen Ort Lykershausen an und schlängelt sich durch dichten Wald zur Marksburg. Von der Festung Ehrenbreitstein bei Koblenz geht es weiter den Limeslehrpfad entlang in den Westerwald und flussabwärts auf das Siebengebirge zu. Dort ist nach dem steilen Anstieg zum Drachenfels das Ziel, das Zentrum von Bonn, schon in der Ferne zu sehen.
Informationen: Rheinsteig-Büro, 56346 St. Goarshausen, Telefon: 01805/64 83 28 (14 Cent/Minute)
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