Zu den Murmeltieren: Auf dem Osttiroler AdlerwegVon Christian Röwekamp, dpa Virgen (dpa/tmn) - Mit dem Auto dauert es nur ein paar Minuten, um von Obermauern nach Hinterbichl zu kommen. Urlauber können sich für den Weg aber auch zweieinhalb Tage Zeit nehmen.
Diese Tour führt von Hütte zu Hütte auf dem Osttiroler Ableger des Adlerweges, der seinen Namen vor allem wegen seiner Form auf Tirols Landkarte trägt. Die Strecke im Nationalpark Hohe Tauern führt in Höhen von fast 2800 Meter, bietet sehr gute Ausblicke auf die Dreitausender Lasörling und Großvenediger - und auch vielen Murmeltieren kann man dort begegnen.
Tag eins: Von Obermauern zur Bonn-Matreier-Hütte Für Walter Zörer ist der Adlerweg eine leichte Trainingsstrecke. Mehr als 60 Mal stand der 38-jährige Bergführer schon am Gipfel des Großglockners, drei Achttausender in Asien hat er bereits bezwungen. Da sind die fast 1350 Höhenmeter, die an diesem Tag zu schaffen sind, keine große Herausforderung. Die Strecke führt zunächst durch einen dichten Lärchenwald, und es geht richtig steil los. Doch Zörer hat genug Luft, um vom Tiroler Adlerweg zu erzählen, den Touristen in zwei verschiedenen Varianten laufen können: Nah an der Talsohle auf einer «Wanderroute» oder - mit den Hütten-Übernachtungen - auf der «Bergsteigerroute». Auf einen Führer können sie auch dort zwar in der Regel verzichten. Ganz ohne alpine Erfahrung geht es jedoch nicht.
«Im Norden Tirols ist man oft in schroffem Kalkgestein unterwegs. Hier ist die Landschaft lieblicher», sagt Zörer über die Osttiroler Adlerweg-Strecken. Das beweist zum Beispiel die Gottschaunalm nahe der Baumgrenze, wo sich die Kuhweiden in alle Richtungen ausbreiten. In den Brunnen vor der Hütte rinnt Wasser, mit dem der Senner die Milch kühlt - genau die richtige Stärkung vor dem nächsten Anstieg.
In Serpentinen geht es nun bergauf, immer wieder tönt das Pfeifen der Murmeltiere durch die Luft, die jetzt spürbar dünner wird. Die Schritte werden langsamer, das Terrain schwieriger - Geröll und große Steinplatten treten an die Stelle des schmalen Erdpfades, bevor die Bonn-Matreier-Hütte in 2750 Meter Höhe erreicht wird. In der Stube bullert der Kachelofen. Hüttenwirt Wolfgang Heinz schenkt einen Obstler ein, zum Topfenstrudel serviert er eine heiße Schokolade. «Wenn mindestens 15 Gäste über Nacht bleiben, gibt es das Abendessen als Büfett», kündigt er an. Schade, heute werden es nicht so viele: Die Auswahl unter den 18 Betten und 50 Matratzenlagern bleibt groß.
Tag zwei: Von der Bonn-Matreier- zur Sajathütte Der Wind bläst jetzt kräftiger, über Nacht ist auch etwas Schnee gefallen. Heute werden wohl wieder nicht viele Wanderer aufsteigen, schätzt Wolfgang Heinz, «ich werd' mir einen gemütlichen Tag vor dem Herd machen». Walter Zörer packt seine Skimütze und Handschuhe aus. «So eine Kaltfront kann hier immer kommen», sagt er, «selbst im Juli oder August. Auf den Höhenwegen kann es dann null Grad haben, und wer keine warme Kleidung dabei hat, muss ganz schnell ins Tal absteigen.»
Der Weg führt im Zickzack auf den 2663 Meter hohen «Eselsrücken» und weiter ins Timmeltal, ein Seitental des Virgentals, das tief in die Bergflanke einschneidet. Nicht weit nach der Eisseehütte reicht der Blick am Aussichtspunkt «Fenster» weit über das Virgental bis zum 3098 Meter hohen Lasörling. In der Nähe treiben Hirten gerade ein paar Schafe zusammen, und schon wieder pfeifen die Murmeltiere.
Das Tagesziel ist die Sajathütte, eine der jüngsten Schutzhütten in diesem Teil der Alpen. Eine Lawine hatte 2001 den Vorgängerbau hinweggefegt, das Bruchholz wurde noch im vergangenen Jahr verfeuert. Durch den Wiederaufbau ist die Hütte größer und deutlich komfortabler geworden. Es gibt zum Beispiel eine 8,5 Meter hohe Kletterwand im Treppenhaus und einen Seminarraum. Von den 60 Betten stehen 12 in Zimmern mit eigener Dusche - in 2600 Metern Höhe ein seltener Luxus.
Tag drei: Von der Sajathütte über die Johannishütte nach Hinterbichl Gleich am Beginn dieser Etappe steht der schwierigste Teil an, der Aufstieg zur Sajatscharte. An einigen Stellen geben Stahlseile Halt beim Vorwärtskommen. Beim Abstieg aus 2750 Metern Höhe ins benachbarte Hinterbichler Dorfertal zeigen sich endlich auch die Murmeltiere: Bis auf zehn Meter lassen sie die Wanderer an sich heran. Die ungeteilte Aufmerksamkeit bekommen die Nager aber nicht. Dafür sorgt der 3667 Meter hohe Großvenediger mit dem vergletscherten Gipfel am Horizont. Zusammen mit dem blauen Himmel, an den Flugzeuge im Zehn-Minuten-Takt Kondensstreifen malen, bildet er eine prächtige Kulisse.
Am Tag drei der Hüttentour ist der Rhythmus gefunden, das Wandern wird fast zum meditativen Erlebnis. Nach drei Stunden ist es deshalb fast schade, vor der Johannishütte zu stehen. Sie ist eine der ältesten Hütten der Ostalpen, wurde 1857/58 gebaut und zuletzt 1999 renoviert. Hier wartet das «Hüttentaxi» für die letzten Kilometer nach Hinterbichl. Weit weg war die Zivilisation also nie, auch wenn es manchmal den Anschein hatte. Und so kommt es, dass die Reise von Obermauern nach Hinterbichl doch im Auto endet, wenn auch zweieinhalb Tage später, als es auf dem direkten Wege möglich gewesen wäre.
Informationen: Osttirol Werbung, Albin-Egger-Straße 17, A-9900 Lienz, Telefon von Deutschland: 0043/ 50/ 21 22 12; Nationalparkregion Hohe Tauern Osttirol, Telefon von Deutschland: 0043/ 4875/ 65 27 10; Virgentaler Hüttentelefon, Telefon von Deutschland: 0043/ 4877/ 51 00
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