Eine Wanderung über das Massiv Sainte-VictoireVon Ulrike Koltermann, dpa Aix-en-Provence (dpa/tmn) - Manchmal bläst der Mistral dort oben so heftig, dass Brillenträger gut aufpassen müssen. Das eine oder andere Gestell soll vom Bergmassiv Sainte-Victoire schon ins Tal gefegt worden sein.
Wenn der Nordwestwind allzu stark durch die Provence pustet, wird das Massiv auch schon mal ganz für Wanderer gesperrt. An einem sonnigen Tag aber, von dem es in der Gegend etwa 300 im Jahr gibt, bietet sich die Hügelkette bei Aix-en-Provence für eine Tagestour geradezu an.
Der sandige Waldboden gibt angenehm unter den Schuhen nach, Vögel zwitschern, es duftet nach Pinien. Gleich am Stadtrand von Aix beginnt der Weg, der an einem tiefblauen Stausee vorbei zum Croix de Provence führt. Zwischen den Bäumen bieten sich immer wieder Aussichten auf den prominentesten Gipfel des Massivs. Und es sieht gar nicht so aus, als könne man es bis zur Mittagspause bis dort schaffen. Bevor es steil hinauf geht, liegt das Massiv wie im Querschnitt vor einem: auf der Nordseite sanft ansteigend, im Süden ziemlich steil abfallend.
Paul Cézanne, einer der berühmtesten Maler, den es in die Provence gezogen hat, hat das Massiv Sainte-Victoire dutzendfach gemalt. Es drängt sich einfach auf als Motiv, wie es sich so stolz aus der Ebene mit ihren Weingütern und winzigen Dörfern erhebt. Wer etwas länger hinschaut, sieht die Felsen wie Cézanne in Form von rosa und blauen Flecken und die Landschaft drumherum in unregelmäßigen Flächen verschiedener Terrakottatöne.
Nach einer guten Stunde werden die Begegnungen mit Joggern und Mountainbiker seltener, der Weg schmaler und steiler. Stetig geht es bergauf, der Stausee wirkt nun wie eine Tintenpfütze. Bald ist auf dem Gipfel die Kapelle der Einsiedelei zu erkennen, deren Grundmauern bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen. Gleich dahinter erhebt sich das Kreuz der Provence. Es ist nicht der höchste Punkt des Massivs, aber der markanteste und ein wunderbarer Platz zum Picknicken, am oberen Ende der Felswand, wo Raubvögel ihre Kreise ziehen.
Gegenüber liegt das Massiv Sainte-Baume, wo nach provençalischer Überlieferung die Heilige Maria Magdalena in einer Grotte gelebt hat. Es zieht noch heute zahlreiche Pilger an, die von Dominikanermönchen empfangen werden. Vom Aussichtspunkt aus geht es weiter über den Fernwanderweg GR 9, der vom Jura bis zum Mittelmeer führt. Die Markierungen sind nicht immer leicht zu finden, aber verlaufen kann man sich nicht: Es geht immer den Kamm entlang. Auf der Nordseite ist die Pflanzenwelt eher alpin, auf der Südseite mediterran, mit knorrigen Eichen und Kiefern. Die Büsche hier oben sehen alle leicht zerfleddert aus, und die Baumkronen recken sich in Windrichtung nach Süden hin. Am Horizont leuchten schneebedeckte Alpengipfel.
Bei gemächlichem Tempo mit vielen Genießerpausen steigt man am späten Nachmittag am anderen Ende des Massivs zum Örtchen Puyloubier hinunter, wo die französische Fremdenlegion einen Alterssitz für ausgediente Legionäre hat. Die Gassen sind so schmal, dass kaum ein Kleinwagen durchpasst, und die meisten Fensterläden sind lavendelblau gestrichen. Die Wanderherberge liegt in der Feigenbaumgasse, und wenn niemand da ist, dann bleibt die Tür einfach offen. Wenn Brigitte dann abends Marseiller Fischsuppe und Kaninchen nach provençalischer Art auftischt, dann geht es den müden Knochen gleich viel besser.
Informationen: Maison de la France, Zeppelinallee 37, 60325 Frankfurt; Telefon: 0900/157 00 25 für 49 Cent pro Minute; L'Office de Tourisme, 2, place du Général de Gaulle, F-13100 Aix en Provence.
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