Mehr als nur eine Quelle: Der Blautopf in Blaubeuren Tief und unergründlich - der sagenumwobene Blautopf bei Blaubeuren ist eine der größten Karstquellen in Deutschland. (Bild: Stadtverwaltung Blaubeuren/dpa/tmn) Von Berit Schmidt, dpa Blaubeuren (dpa/tmn) - Grün und blau funkelt der See am Rande eines alten Benediktiner-Klosters in Blaubeuren. Der Blautopf gleicht fast einem Auge, das die Besucher aus den Tiefen der Erde anblickt.
Da wundert es nicht, dass sich um den Ort in Baden-Württemberg seit Jahrzehnten Dutzende von Sagen, Legenden, Mythen und Märchen ranken - und Besucher staunend am Ufer des Sees stehen. Schon der Dichter Eduard Mörike war von der Karstquelle fasziniert: «Dieser Teich ist einwärts wie ein tiefer Trichter, sein Wasser von Farbe ganz blau, sehr herrlich, mit Worten nicht wohl zu beschreiben; wenn man es aber schöpft, sieht es ganz hell in dem Gefäß.»
Mörikes Vorstellungen nach lebte im Blautopf eine «Wasserfrau mit langen fließenden Haaren»: «Ihr Leib war allenthalben wie eines schönen, natürlichen Weibs, dies eine ausgenommen, daß sie zwischen den Fingern und Zehen eine Schwimmhaut hatte, blühweiß und zärter als ein Blatt vom Mohn», heißt es in Mörikes «Die schöne Lau». Noch heute steht am Rand des Sees eine Stele, die an die Wasserfrau erinnert. Und noch heute soll sie an manchen Tagen in den Tiefen kurz zu sehen sein, heißt es auf der Internetseite der Stadt Blaubeuren.
Tatsächlich ist der Blautopf eine der größten Karstquellen in Deutschland. An einer Karstquelle tritt Wasser aus, das zuvor im Bereich von Flüssen und Bächen im Boden versickert ist - sehr viel mehr Wasser als bei Quellen, die aus Grundwasser gespeist werden. Der Blautopf ist etwa 22 Meter tief. Aus ihm strömen bis zu 32 000 Liter Wasser pro Sekunde heraus. Zugleich ist die Karstquelle in Blaubeuren der Zugang zu einer unterirdischen Welt von Tunneln und Gängen unter der Schwäbischen Alb. Als natürliche Kanalisation leitet das weit verzweigte Höhlensystem das versickernde Wasser zur Karstquelle des Blautopfs.
Schon im Jahr 1718 nahm der Prälat Philipp Heinrich Weißensee die erste Tiefenmessung am Blautopf vor. Doch erst 1957 gelang es zwei Münchner Tauchern, bis zum Grund des Blautopfes und damit an den Eingang zur Blautopfhöhle zu gelangen. Danach folgten unzählige Tauchgänge - immer tiefer hinein in das Höhlensystem, das teilweise auch aus luftbefüllten Räumen besteht. Das Wahrzeichen ist der «Mörike-Dom», der erst 1985 entdeckt wurde.
Die Höhlen mit ihren meterhohen Tropfsteinen sind jedoch für Touristen nicht zugänglich. Allerdings können sich Besucher in der historischen Hammerschmiede, die direkt am Blautopf steht, einen Film über die Erforschung der Karstquelle ansehen. Die Anlage der Schmiede, zu der auch ein Wasserrad gehört, kann noch heute zur Demonstration der früheren Arbeitsweise in Betrieb gesetzt werden. Dann klingt es für kurze Zeit so wie zu Mörikes Zeiten, wenn auch nicht ganz so melodisch wie in seinem berühmten Gedicht.
Informationen: Tourismuszentrale Blaubeuren, Aachgasse 7, 89143 Blaubeuren, Telefon: 07344/92 10 25
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