Gedenkstätte Mittelbau-Dora: Ein KZ unter der Erde Das ehemalige KZ Mittelbau-Dora im heutigen Thüringen ist zu einem wichtigen Anlaufpunkt für Besucher der Region geworden. (Bild: Heimann/dpa/tmn) Von Andreas Heimann, dpa Mittelbau-Dora (dpa/tmn) - Einen Besuch lohnt Mittelbau-Dora auf jeden Fall, ein angenehmes Ausflugsziel ist es nicht. Das ehemalige Konzentrationslager am Südharz im heutigen Thüringen ist dennoch zu einem wichtigen Anlaufpunkt für Besucher der Region geworden.
Rund 65 000 Besucher kommen jedes Jahr. Nicht zuletzt die neue, 2006 eröffnete Ausstellung zur Geschichte des Lagers trägt dazu bei. Berühmt-berüchtigt ist Mittelbau-Dora als das KZ, in dem die sogenannten V-Waffen produziert wurden, die «Vergeltungswaffen» mit Raketentechnologie, die laut der Propaganda des Nazi-Regimes die Wende im Zweiten Weltkrieg bringen sollten. Geforscht wurde daran zunächst in der Raketenversuchsanstalt in Peenemünde im heutigen Mecklenburg-Vorpommern. Nachdem britische Bomber die Anlage im August 1943 schwer getroffen hatten, fiel die Entscheidung, die Produktion unterirdisch fortzusetzen.
Die Wahl fiel auf das Stollensystem, das es in der Nähe von Nordhausen bereits gab. Ende August 1943 wurde dafür ein Außenlager des KZ Buchenwald eingerichtet. Kurz danach kamen die ersten 100 Häftlinge. Mehr als 60 000 waren es bis zum Ende des Krieges, aus mehr als 40 Ländern. Rund 20 000 von ihnen kamen ums Leben, die meisten als Arbeiter in den sogenannten Baukommandos.
 Von den «Wunderwaffen» des Dritten Reiches ist nicht mehr übrig geblieben als rostiges Altmetall. (Bild: KZ-Gedenkstätte Mittelbau Dora/Claus Bach/dpa/tmn) Bei den Führungen wird unter anderem der Appellplatz gezeigt, auf dem die Häftlinge vor und nach der Arbeit antreten mussten. Fast täglich gab es dort Hinrichtungen von Häftlingen, denen Sabotage vorgeworfen wurde oder die bei Fluchtversuchen gefasst worden waren. Die Gleise der Schmalspurbahn, mit der Kohlen und Nahrungsmittel ins Lager transportiert wurden, sind noch zu sehen, genau wie die Rampe des Lagerbahnhofs, an dem die neuen Häftlinge ankamen und entkräftete ins Sterbelager nach Nordhausen gebracht wurden.
Das Besondere war allerdings das heute noch gespenstisch wirkende Stollensystem. Das unterirdische KZ war eine Welt für sich - allein die Größe hatte etwas Erschreckendes: Die Stollen sind zum Teil mehr als zehn Meter breit und fast ebenso hoch. Zwei Fahrstollen, in die Loks einfahren konnten, sind rund 2,8 Kilometer lang. In jedem der «Schlafstollen» waren anfangs 1200 Häftlinge untergebracht, bei Temperaturen von neun Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 90 Prozent.
Das Mörderische war, dass die Häftlinge unter diesen Bedingungen beim Ausbau des Stollensystems und bei der Produktion der Raketen auch noch arbeiten mussten: Die erste «V2» wurde Ende 1943 gebaut. Das Ziel war, jeden Monat 1500 der «Wunderwaffen» zu produzieren, aber 700 war das Maximum, das je erreicht wurde. Auch 6000 «V1»-Raketen wurden fertiggestellt. Auf dem Weg durch die Stollen sind immer noch Teile von V1-Metallschrott zu sehen.
 Die Ausstellung im Museum Mittelbau-Dora zeigt, wie Kriegswirtschaft und Zwangsarbeit verflochten waren. (Bild: KZ-Gedenkstätte Mittelbau Dora/Claus Bach/dpa/tmn) Die Geschichte des KZ wird im viel gelobten Museum Mittelbau-Dora beleuchtet, zu dem auch ein Archiv und eine Fachbibliothek gehören. Die Ausstellung zeigt am Beispiel einzelner Opfer und Täter, wie Kriegswirtschaft, Waffenproduktion und Zwangsarbeit verflochten waren. Auch das macht den Besuch in Mittelbau-Dora nicht wirklich angenehm, aber unbedingt lehrreich.
Informationen: KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora, Kohnsteinweg 20, 99734 Nordhausen, Telefon: 03631/495 80 Weitere Bilder
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