USA » TraumzieleSchlitten und Schneemobile: Winter an den Großen Seen Mit Vollgas über die Hügel: Das Fahren mit dem Schneemobil ist in der Große-Seen-Region ein Volkssport. (Bild: Great Lakes of North America/dpa/tmn) Von Claudia Bell, dpa Mushing (dpa/tmn) - Da liegen sie wohlig zusammengerollt in ihren Kuhlen im Schnee und blinzeln verträumt in die kalte Wintersonne: die Huskys Rosy, Kathy, Milly, Bobby und noch 30 andere Hunde. Klirrend kalt ist es, doch die Luft ist trocken und daher nicht zu unangenehm.
Für die Hunde ist es mit etwa minus 20 Grad Celsius ohnehin genau die richtige Temperatur. Hundebesitzer und Schlittenführer John Thiel, Betreiber eines Ausflugsanbieters in Mushing (US-Bundesstaat Wisconsin) in der Nähe des Lake Superior, freut sich für seine Tiere: «Dies hier ist optimales Wetter für meine Hunde. Bei diesen Temperaturen fühlen sie sich am wohlsten und laufen am schnellsten.»
Die Tiere sind aufgeregt, wie immer vor einer Schlittenfahrt durch die verschneite Landschaft. Doch bevor Johns Huskys loslegen, dauert es einige Zeit, bis alle angeschirrt und vor die Schlitten gespannt sind. Ein ohrenbetäubendes Gebell und Gewinsel erfüllt die Luft, vor lauter Begeisterung drehen sich die Hunde mit den oft zweifarbigen Augen mehrmals um sich selbst und können kaum an sich halten.
 Prächtiger Fang: Wer vom Eisangeln mit solchen Fischen nach Hause kommt, kann sich des Lobes seiner Freunde sicher sein. (Bild: TravelWisconsin.com/dpa/tmn) Wer sich auf einen Schlitten hinter acht bis zehn angeschirrte Hunde stellt und sie durch die Landschaft spurten lässt, hört nur das hechelnde Atmen der Huskys und die Laufgeräusche der Pfoten im Schnee. Nur ab und zu dringt auch der Ruf des vorausfahrenden Hundeführers an die dick vermummten Ohren. Hoch liegt der Schnee in den Wäldern, die Seen sind zugefroren: Das sind die Eindrücke, die man von der Fahrt mitnimmt. Heißer Tee und Handwärmer sind am Ende der Fahrt dann genau das Richtige - allerdings erst, nachdem alle Hunde wieder abgeschirrt und in ihr Gehege entlassen sind.
Eigentlich ist es kaum zu glauben, dass sich diese Idylle im Wald nur wenige Autostunden von Minneapolis entfernt abspielt, der größten Stadt im Nachbarstaat Minnesota. In der Stadt mit 373 000 Einwohnern spielen andere Dinge eine Rolle, Kunst und Kultur zum Beispiel. Hier kommen die Menschen in Museen wie das Mill City Museum und pilgern in Kunstsammlungen wie das Walker Art Center. Viel Geld wurde in «Amerikas wahrscheinlich bestes Museum zeitgenössischer Kunst» - wie das US-Magazin «Newsweek» formulierte - gesteckt. Mit dem «Sculpture Garden», der größten Freiluftausstellung moderner Plastiken in den USA, bildet es einen der Höhepunkte in Minneapolis.
Die Menschen in den Große-Seen-Staaten leben gerne in Städten wie Minneapolis und seinem «Twin-Cities»-Nachbarn St. Paul. Dennoch ist einer ihrer Wesenszüge die Liebe zur endlos erscheinenden Weite der Landschaft: «Die Natur ist ein ganz wichtiger Bestandteil unseres Lebens, wir verbringen unsere Zeit am liebsten draußen», sagt die Fremdenführerin Cheryl Offerman. Im Winter sind es Aktivitäten wie Skilaufen, Schneeschuhwandern, Schneemobil- und Hundeschlittenfahren sowie das Eislaufen, die die Menschen an die frische Luft ziehen.
 Formenspiele der Natur: Diese Eiszapfen glänzen auf den Apostle Islands im Lake Superior in Wisconsin in der Sonne. (Bild: TravelWisconsin.com/dpa/tmn) Und vor allem ist es der Volkssport Nummer Eins: Eisfischen. Auf manchen Seen stehen bis zu 4000 Ice-Fishing-Hütten, vor denen die Eisfischer stundenlang auf einen guten Fang warten. Unwirtlich scheint der Sport zu sein und nichts für kälteempfindliche Gemüter. «Nein, zu kalt wird es den Eisfischern sicher nicht, sie wissen sich durchaus zu helfen», lacht Cheryl Offerman und erzählt von Heizöfen in den Hütten und gemütlichen Abenden bei kaltem Bier.
Ein anderer Volkssport ist die Fahrt mit den laut knatternden Schneemobilen. Insgesamt sind in den USA rund 1,6 Millionen Snowmobiles registriert, viele hier an den Großen Seen. Wie beim Hundeschlittenfahren gilt jedoch: Bevor man loslegt, ist jede Menge an Vorarbeit erforderlich. Dick eingepackt in Schneeanzüge und Spezialstiefel, geschützt durch Gesichtsmasken, Knieschoner und Motorradhelme, besteigen Touristen schließlich das Snowmobil - zum Beispiel in Munising am Lake Superior im Bundesstaat Michigan.
Anders als bei den Hunden geht es hier nicht um Stille. Laut ist es während der Tour über gespurte Routen, auch der Benzingeruch mag den einen oder anderen Urlauber während der rasanten Fahrt durch die Wälder stören und Zweifel daran nähren, ob das nun tatsächlich ein Naturerlebnis sein soll. Doch Bill Manson versucht die Bedenken zu zerstreuen: «Für mich ist das Snowmobiling Entspannung pur, hier kann ich richtig abschalten und mich vom Alltag erholen.» Bill trifft sich regelmäßig mit seinem Freund Bob, um durch die Landschaft zu fegen.
 Stundenlanges Warten in der Kälte: Das Eisangeln gehört im Winter zu den Lieblingsbeschäftigungen vieler Menschen in Minnesota. (Bild: Explore Minnesota Tourism/dpa/tmn) Tausende von Meilen ziehen sich die Schneemobil-Routen durch die Region, und man muss sich schon gut auskennen, um sich nicht zu verfahren. Ungefährlich ist dieser Sport nicht: «Ja, es gab schon den einen oder anderen schlimmen Unfall. Aber das lag meistens daran, dass die Fahrer viel zu unvorsichtig waren und ihre eigenen Fähigkeiten überschätzt haben», räumt Edward Klim ein, der Präsident der Internationalen Snowmobil-Vereinigung. Und bei allen Bedenken und Zweifeln: Ein hohes Maß an Faszination bietet auch dieser Sport, und er sorgt für eines: einen entspannten Tag an der frischen Winterluft.
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Infos Die Großen Seen Nordamerikas REISEZIEL: Lake Superior, Lake Huron, Lake Michigan, Lake Erie und Lake Ontario sind die fünf Großen Seen Nordamerikas. Sie werden von eingerahmt von Kanada und den US-Bundesstaaten Minnesota, Wisconsin, Michigan, Illinois, Indiana, Ohio, Pennsylvania und New York. ANREISE UND FORMALITÄTEN: Internationale Flughäfen gibt es unter anderem in Chicago, Minneapolis/St. Paul, Detroit und Philadelphia. Für Deutsche besteht keine Visumspflicht, sofern sie maximal 90 Tage in den USA bleiben. Erforderlich ist ein maschinenlesbarer Reisepass. Seit dem 12. Januar 2009 müssen sich Urlauber und Geschäftsreisende unter http://esta.cbp.dhs.gov rechtzeitig vor ihrem Abflug online anmelden. KLIMA UND REISEZEIT: Kontinentales Klima. Im Winter kann es mit Werten um minus 20 Grad häufig sehr kalt werden. Als besonders schneesicher gilt die Zeit von Weihnachten bis Ende Februar. Der Sommer ist trocken und warm, die Temperaturen erreichen oft 30 Grad. GELD: Ein Euro sind etwa 1,35 US-Dollar (Stand: Januar 2009). INFORMATIONEN: Great Lakes of North America, Schwarzbachstraße 32, 40822 Mettmann; Telefon: 02104/79 74 51
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