Unter Tage im Revier - Bergbau-Museum in Bochum Das Bergbau-Museum in Bochum gilt als das bedeutendste seiner Art weltweit - jedes Jahr kommen rund 400 000 Besucher. (Bild: Stadt Bochum/dpa/tmn) Von Andreas Heimann, dpa Bochum (dpa/tmn) - Den besten Blick über Bochum gibt es von der Plattform des Fördergerüsts Germania. Die Kirchtürme, Schornsteine und Kraftwerke der Stadt sind von hier oben aus 62 Metern Höhe genauso zu sehen wie das Stadion vom VfL.
Bei gutem Wetter reicht die Sicht sogar bis zur Villa Hügel nach Essen. Aber der Blick von oben interessiert die meisten Besucher nur am Rande. Das Fördergerüst Germania gehört seit 1973 zum Deutschen Bergbau-Museum (DBM). Und das beschäftigt sich vor allem mit der Welt unter Tage.
Es gilt als das bedeutendste Bergbaumuseum der Welt und ist mit rund 400 000 Besuchern eines der beliebtesten Museen Deutschlands. Als sich anderswo viele Stadtväter noch gar nicht vorstellen konnten, dass Industriekultur Platz in einem Museum haben könnte, beschlossen die Stadt Bochum, die Westfälische Berggewerkskasse und mehrere Bergbauunternehmen, selbst eines zu gründen. Das war 1930. Seit 1976 heißt es Deutsches Bergbau-Museum - was ein Hinweis darauf ist, dass dort nicht nur regionale Geschichte erzählt wird.
 Bergbaugeschichte ist Technikgeschichte - in Bochum sind auch riesige Maschinen wie dieser Doppelwalzenlader zu sehen. (Bild: DBM/dpa/tmn) Und so geht es nicht nur um den Abbau von Steinkohle im Ruhrgebiet, sondern um die Techniken im Bergbau insgesamt, egal ob Feuerstein, Salz, Eisenerz oder andere Metallerze gewonnen werden sollen. Was den Reiz des Museums ausmacht, ist nicht zuletzt ein Schaubergwerk, in das die Besucher gelangen, indem sie mit dem Fahrstuhl 15,40 Meter tief fahren. Das ist zwar lächerlich im Vergleich zu dem, was die Kumpels auf dem Weg zur Arbeit im Stollen auf sich nehmen mussten. Aber es ist spannend und anschaulich.
Bergbaugeschichte ist auch Technikgeschichte. Denn für die erschwerten Bedingungen tief unter der Erde mussten sich Ingenieure immer wieder etwas einfallen lassen. Und so sind in Bochum eine ganze Reihe ungewöhnlicher Maschinen zu sehen. Manche davon kommen Nicht-Bergleuten vor wie Science-Fiction aus einer Nachbargalaxie. Dabei sind viele schon museal: Ein Tunnelfräser Baujahr 1967 gehört dazu, ein mehr als 14 Meter langes Monsterteil, 80 Tonnen schwer, konstruiert dafür, sich unerbittlich durchs Gestein zu fräsen.
Zentimeter für Zentimeter arbeitet es sich vorwärts. Gerade einmal fünf Meter in der Stunde schafft die gigantische Fräse. Hunderte von Metern unter dem Erdboden ist vieles eben doch komplizierter und gefährlicher. Manchmal auch lauter - für den Bohrwagen und Bohrhammer, Baujahr 1955, gilt das zum Beispiel: Wenn er startet, kommt er auf das Lärmniveau eines Düsenjägers. Schon eine kurze Demonstration zeigt überzeugend, warum Bergleute bei solchem Gerät besser einen Ohrenschutz trugen.
 Zum Bergbau-Museum gehört auch das Fördergerüst Germania - von dessen Plattform aus bietet sich den Besuchern ein Blick über ganz Bochum. (Bild: Heimann/dpa/tmn) Presslufthämmer waren ab 1920 im Einsatz - Schwerhörigkeit war bei den Bergleuten nicht selten. Um sich davor zu schützen, schoben sich die Kumpel mit Fett eingeschmierte Schafwolle in die Ohren - viel geholfen hat das nicht.
Ein Job als Kohlenhauer war aber auch in anderer Hinsicht kein Vergnügen. Die Arbeit war körperlich hart, der Tagesbedarf lag bei 7000 Kalorien. Und die Arbeit mit Presslufthämmern machte zwar einiges einfacher, war aber eine enormen Belastung, die oft gesundheitliche Schäden zur Folge hatte. Arbeitsschutz spielte in früheren Jahrhunderten eine viel geringere Rolle als heute. Manchmal ging es den Tieren unter Tage besser als den Menschen: Pferde gab es dort lange Zeit, vor allem zum Ziehen der Förderwagen. Das letzte Grubenpferd in Bochum hieß Tobias. Es war 17 Jahre alt, als es 1966 in Rente ging - nach einem Leben unter Tage im Herzen des Reviers.
Informationen: Deutsches Bergbau-Museum, Am Bergbaumuseum 28, 44791 Bochum; Telefon: 01805/87 72 34.
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