USA » TraumzieleDen Blues im Blut: Mississippis neuer Musik-Pfad Wenn Gitarristen wie Big Jack Johnson aufspielen - hier in der «Red's Lounge» in Clarksdale -, ist die Tanzfläche schnell gefüllt. (Bild: Röwekamp/dpa/tmn) Von Christian Röwekamp, dpa Clarksdale (dpa/tmn) - John Lee Hooker, Muddy Waters, Ike Turner: Sie alle hatten den Blues im Blut, und sie alle kamen aus dem Nordwesten des US-Bundesstaates Mississippi.
Die Region heißt «Delta» - es ist eine flache Landschaft voller Baumwollplantagen und Armut, und sie wird von Urlaubern aus Europa eher selten besucht. Der Mississippi ist hier hinter hohen Deichen versteckt, und auch sonst gibt es zunächst einmal wenig zu sehen. Musikfans aber pilgern auf den Spuren ihrer Idole in Kleinstädte wie Clarksdale und Greenwood. Ein neuer Blues Trail soll das Interesse bei Touristen noch steigern.
Auf den ersten Blick wirkt die Kreuzung der Highways 49 und 61 wie viele in den USA: Einen Reifen- und einen Möbelhändler gibt es, einen Schnapsladen und einen Schnellimbiss. Über dem Asphalt schaukeln die Verkehrsampeln im Wind. Doch dies ist kein Platz wie jeder andere, die großen Blechgitarren an einem Mast in der Kreuzungsmitte machen es deutlich. Dieser Ort in Clarksdale symbolisiert «The Crossroads» - jene Kreuzung im «Delta», an der Robert Johnson dem Teufel seine Seele versprochen haben soll, damit er besser Blues singen kann.
 Er wurde nur 27 Jahre alt: Das Grab des Musikers Robert Johnson an der Little Zion Church gehört zu den meistbesuchten Blues-Attraktionen in Greenwood. (Bild: dpa/tmn) Ob diese Legende stimmt - wer weiß das schon? Johnson starb 1938 als begnadeter Musiker in jungen Jahren. Und der Teufel lässt sich heute in Clarksdale nicht blicken, obwohl es für ihn hier weiterhin viele «arme Seelen» zu holen gäbe. «Clarksdale und Umgebung ist die ärmste Region im ärmsten Staat der USA», sagt Panny Mayfield, eine Blues-Fotografin aus dem Ort. «Es ist schwer, gute Leute zu finden, die hier arbeiten wollen. »
Rund um die Stadt liegen große Mais- und Baumwollplantagen, immer wieder unterbrochen von Kapellen der «Missionary Baptist Church». Zum Feiern kamen die Arbeiter einst am Wochenende nach Clarksdale, bis heute ist die Stadt eine gute Adresse dafür: Zwei Blues-Festivals im April und August sind die Höhepunkte im Veranstaltungskalender.
In und um Clarksdale hat die Mississippi Blues Commission mehrere «Blues-Marker» errichten lassen. Sie kennzeichnen Stationen des neuen Blues Trails, der sich durch den Staat zieht. Ende September gab es 43 Marker. «Bis Ende 2009 sollen 140 fertig sein. Für so viele haben wir derzeit das Geld», sagt Luther Brown von der Delta State University, der ein Mitglied der Kommission ist. Jeder Marker erzählt dabei eine Geschichte. Manchmal handelt sie von Musikern, manchmal von besonderen Ereignissen. «Einer erinnert zum Beispiel an den großen Deichbruch von 1927, bei dem hier viele Menschen starben», erzählt Brown. «Etwa 25 Bluessongs wurden darüber geschrieben. »
 Für viele Fans der eigentliche «Geburtsort des Blues»: Die alte Plantage Dockery Farms liegt etwas außerhalb von Cleveland im US-Bundesstaat Mississippi. (Bild: dpa/tmn) Zu hören ist Livemusik in Clarksdale nicht nur zu Festivalzeiten: Überall gibt es Bars und Cafés, in denen Gitarren und Schlagzeuge strapaziert werden. Zu den bekanntesten Treffpunkten zählt der «Ground Zero Club». Der Name hat nichts mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in New York zu tun: «Der Club hieß schon vorher so», erzählt Miteigentümer Bill Luckett. «Die Definition von 'Ground Zero' ist 'Der Ort, an dem etwas beginnt'. Und das kann man von Clarksdale und dem Blues ohne weiteres behaupten. » Die Erben von Muddy Waters heißen Big Jack Johnson, Robert Belfour oder «Super Chikan and the Fighting Cooks». Sie treten in Clarksdale regelmäßig auch in Clubs wie «Red's Lounge» oder «Messenger's» auf.
Wer mehr über die Geschichte des Delta-Blues erfahren will, kann das Delta Blues Museum besuchen. Hierhin sind zum Beispiel die Reste der Holzhütte gebracht worden, in der Muddy Waters seine Kindheit verbrachte. Sie stand einst am Rand einer Plantage in der Nähe von Clarksdale und wurde 1987 von einem Tornado beschädigt. Der ZZ-Top-Gitarrist Billy Gibbons baute danach aus den Trümmern des Hauses die «Muddywood Guitar», die ebenfalls im Museum gezeigt wird.
Wer auf dem Highway 61 nach Süden fährt, kommt nach Cleveland, wo etwas östlich der Stadt ein weiterer wichtiger Ort für Mississippis Musikgeschichte zu finden ist: Dockery Farms. Manche Experten sagen, die Plantage sei «der eigentliche Geburtsort» des Blues. «Früher lebten hier 2500 Leute», erzählt William Lester, Direktor der Dockery-Farms-Stiftung. «Abends standen dann 400 bis 500 Menschen zwischen den Holzhäusern und hörten den Musikern zu. Das Leben war hart in den 1920er Jahren, und es gab damals keine andere Unterhaltung. » Auch Dockery Farms hat längst einen «Blues Marker».
 Wo das Delta auf den Blues trifft: Clarksdale in Mississippi gehört zu den Orten, an denen die Musikrichtung einst entstanden ist. (Bild: Röwekamp/dpa/tmn) Und Robert Johnson, der Mann, der dem Teufel seine Seele versprach? Auch zu ihm führt der neue Blues Trail. Johnsons Grab liegt an der Little Zion Church etwas nördlich von Greenwood und ist «die meistbesuchte Blues-Attraktion in der ganzen Stadt», sagt Paige Hunt vom örtlichen Tourismusbüro. Bunte Perlenketten schmücken das Grab, eine Flasche Gin steht neben dem Stein. «Das bringen Bluesfans hierher. » Auch Besäufnisse am Grab sollen immer wieder mal vorkommen - irgendwie ja kein Wunder, wenn der Teufel seine Hand im Spiel hat.
Informationen: Staatliches Verkehrsbüro Memphis & Mississippi, Horstheider Weg 106a, 33613 Bielefeld, Telefon: 0521/986 04 20 Weitere Bilder
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