USA » ReisetippsOkefenokee-Sumpf: Alligatoren im warmen Regen Meilenweit nur Wasser, Seerosen und schlanke Bäume: Das Okefenokee-Sumpfgebiet ist etwa doppelt so groß wie Berlin. (Bild: Röwekamp/dpa/tmn) Von Christian Röwekamp, dpa Waycross (dpa/tmn) - Dass Joe Jones ein höflicher Mensch ist und früher lange in der US-Armee diente, ist kaum zu überhören: In fast jedem Satz, den er sagt, kommt das Wort «Sir» mindestens einmal vor.
An den Wochenenden führt Jones Touristen durch den Okefenokee-Sumpf im US-Bundesstaat Georgia. Das Labyrinth aus Moorflächen, Teichen voller Alligatoren und engen Kanälen für Kanufahrer gilt als größtes zusammenhängendes Sumpfgebiet im Süden der USA. Gelegen auf der Grenze zu Florida, lockt die Okefenokee-Wildnis viele Urlauber wohl auch wegen ihres eigentümlichen Namens an. Doch selbst wenn der Sumpf langweiliger heißen würde: Einen Besuch samt Bootstour wert wäre er auch dann.
«Sir, das Wort Okefonokee stammt aus der Sprache der Ureinwohner und heißt übersetzt 'Land der zitternden Erde', Sir», erklärt Joe, während er den Außenbordmotor seines kleinen Bootes startet. Die «zitternde Erde» erklärt sich dadurch, dass der weiche Boden kräftig nachgibt, wenn man ihn betritt - was aber nur an wenigen Stellen in dem Gebiet von der doppelten Größe Berlins überhaupt möglich ist.
 Im langsam fließenden Wasser der Wildnis fühlen sie sich wohl: Im Okefenokee-Sumpf leben 15 000 bis 20 000 Alligatoren. (Bild: Röwekamp/dpa/tmn) Drei Orte bieten Zugang zur Wildnis. In Fargo und Folkston machen sich vor allem Kanufahrer auf den Weg. Möglich sind tagelange Touren, denn im Sumpf gibt es mehrere Plattformen zum Übernachten. Bis zu zweistündige Ausflüge, die ein Hineinschnuppern in die urtümliche Landschaft ermöglichen, starten dagegen im «Okefenokee Swamp Park» bei Waycross. Dort ist Joe Jones einer von mehreren Bootsführern.
Das Wasser, durch das der kleine Kahn tuckert, ist an den meisten Stellen nur gut einen Meter tief - und es ist pechschwarz. Die Färbung hat es von den vielen verrotteten Pflanzenteilen, die darin schweben. «Im Glas sieht das aus wie Schwarzer Tee, Sir», sagt Jones. «Wenn es viel regnet, ändert sich die Zusammensetzung: Das Wasser wird dann immer klarer, und dann kann man es sogar trinken. »
Fast 200 Kilometer Kanupfade führen durch den Sumpf, in dem etwa 15 000 bis 20 000 Alligatoren leben. Insgesamt sind in der Wildnis bereits 721 verschiedene Pflanzen- und 234 Vogelarten bestimmt worden. «Vieles von dem, was es hier gibt, hat heilende Wirkungen - anderes kann Dich töten», sagt Joe und macht ein ernstes Gesicht. Fünf Arten Giftschlangen gibt es, dazu kommen Panther und etwa 1200 Schwarzbären. «Aber die bekommt man so gut wie nie zu Gesicht, Sir. In 48 Jahren, die ich jetzt mit Booten durch den Sumpf fahre, habe ich weniger als ein Dutzend Bären gesehen. » Das kann er von den nervigen gelben Fliegen nicht behaupten, die im Sommer in großen Schwärmen im Sumpf unterwegs sind und beißen können. Saison haben diese Plagegeister aber nur von Mitte Mai bis August.
 Joe Jones zeigt seinen Begleitern Teile des Okefenokee-Sumpfes, in denen es im Sommer 2007 schwere Buschbrände gab. (Bild: Röwekamp/dpa/tmn) Nicht weit entfernt vom Ablegeplatz im «Okefenokee Swamp Park» führt die Fahrt durch ein Spalier von schwarzen, toten Bäumen, denen die Kronen fehlen. Während eines Buschbrandes von April bis Juli 2007 wurden zwei Drittel des Sumpfes in Mitleidenschaft gezogen, «aber in ein paar Jahren ist das alles hier wieder grün. Die Farne sind schon wieder zurück, Sir», sagt Jones und zeigt auf die Vegetation am Rande der Bootsroute. Dort liegt auch ein Alligator auf der faulen Haut und hebt nicht einmal die Schnauze, als das Boot vorbeizieht.
Nach einer Stunde Fahrt ist der Wendepunkt erreicht. Ausgerechnet hier - so weit entfernt von der nächsten Unterstellmöglichkeit wie nur möglich - beginnt es in Strömen zu regnen. Hemd und Hose sind rasch durchnässt, zum Glück ist es ein warmer Tag - wie die meisten im Süden Georgias. Doch schon bald ärgert der Wolkenbruch nicht mehr, für einen Moment fühlt man sich eins mit der ungebändigten Natur links und rechts. «Was für ein schöner Tag, Sir», sagt Joe und lacht.
Informationen: Georgia Tourism, Horstheider Weg 106a, 33613 Bielefeld, Telefon: 0521/986 04 25
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