Oberbayerns Geheimtipp: Reit am Winkl Im letzten Winkel Deutschlands: Der Höhenluftkurort Reit im Winkl trägt seinen Namen nicht grundlos. (Bild: Verena Wolff/dpa/tmn) Verena Wolff Reit im Winkl (dpa/tmn) - Reit im Winkl liegt ziemlich versteckt - eben im hintersten «Winkl» Oberbayerns. So versteckt, dass sich sogar eine Sage darum rankt, warum der Höhenluftkurort mit seiner bekannten Winklmoosalm zu Deutschland gehört - und nicht zu Österreich.
Reit im Winkl sei wegen seiner abgelegenen Lage schlicht vergessen worden, als es 1815 beim Wiener Kongress um die Neuverteilung der Länder Europas nach den Wirren der napoleonischen Kriege ging, heißt es.
Die Landesherren von Bayern, Salzburg und Tirol entschlossen sich, den Ort ganz unbürokratisch zu vergeben - statt einen neuen Krieg um das grüne Fleckchen in den Alpen zu führen, spielten sie Karten. Bei diesem Spiel soll der Bayernkönig Max Josef I. den letzten und entscheidenden Stich mit dem Trumpf Schellunter gemacht und Reit im Winkl damit für Bayern gewonnen haben. Die Kartenfarbe Schellen - im französischen Blatt das Karo - gilt noch heute als das heimliche Wappen des Ortes. «Wie viel an dieser Geschichte dran ist, wissen wir nicht», sagt Florian Weindl, Tourismuschef des Ortes. Fest verankert in den Köpfen der rund 2500 Bewohner ist sie in jedem Fall.
 Auf der Winklmoosalm wurde Deutschlands erste High Walking Area eröffnet. (Bild: Reit im Winkl/dpa/tmn) Die Geschichte des Ortes, der bei seiner Gründung vor mehr als 800 Jahren «St. Pankraz am Eck» geheißen haben soll, reicht weit zurück und ist abenteuerlich. Denn Reit im Winkl liegt tatsächlich im allerletzten Winkel der Republik. Kaum ein paar Meter hinter den letzten Häusern der Hauptstraße, den Berg hinunter, schließt sich das österreichische Bundesland Tirol an - Kössen und der Walchsee sind nur einen Katzensprung entfernt.
Diese grenznahe Lage beschert Golffreunden in der Region ein spezielles Erlebnis - denn sie können auf Europas erstem und einzigem grenzüberschreitenden Golfplatz ihre Runden drehen. Sechs Löcher in Tirol und zwölf auf deutschem Boden - 750 Meter über dem Meeresspiegel erstreckt sich auf 70 Hektar die Golfanlage mit imposantem Blick auf die Chiemgauer Alpen und das Kaisergebirge.
Dieser Golfplatz ist eine der neuesten Errungenschaften des kleinen Ortes, der schon lange den Tourismus als Einnahmequelle hat. Alles fing an mit einem Besuch Maximilians II. , der 1858 eine Reise durch sein Bayernland unternahm und in Reit im Winkl haltmachte. Zwar waren auch vorher schon Adlige zur Sommerfrische in den idyllisch gelegenen Ort gekommen, doch mit dem Besuch des Königs ging der Fremdenverkehr so richtig los.
 Abschlag über Grenzen: Auf dem Golfplatz bei Reit im Winkl liegen einige Löcher in Österreich, andere in Deutschland. (Bild: Reit im Winkl/dpa/tmn) Die Oberbayern gründeten einen Verschönerungsverein, damit es die Prominenz, die sich in die Alpen aufmachte, komfortabel hatte. Sogar einen eigenen Bahnhof bekam das Dorf; die Waldbahn verkehrte zwischen 1923 und 1931 zwischen Ruhpolding und Reit im Winkl. Nach dem Zweiten Weltkrieg boomte das Örtchen regelrecht - sowohl bei Sommergästen als auch bei Wintersportlern waren die Wiesen und Berge, die Winklmoosalm und die Steinplatte äußerst beliebt.
Die Gemeinde im Chiemgau brachte ihre eigene Prominenz hervor - sowohl künstlerisch als auch sportlich. Maria und Margot Hellwig wissen mit Volkstümlichem noch heute ihr Publikum zu begeistern. Und «der Rosi», die «nach Garmisch geheiratet hat», trauert so mancher im Ort nach. Doch das Haus Mittermaier, gleich gegenüber der Pension Hellwig, gibt es auch heute noch - hübsch gelegen, oberbayerisch verziert mit Blick über satte, grüne Wiesen Richtung Alm, dem zahmen und dem wilden Kaiser.
Dass Rosi Mittermaier, genau wie ihre beiden Ski laufenden Schwestern Heidi und Evi, auf Skiern aufwuchsen, ist bei den Gegebenheiten kein Wunder. «Wir sind hier in einem Schneeloch», sagt Weindl. Denn Reit im Winkl liegt in einem Tal, im Süden, Osten und Norden eingekesselt von Bergen. Im Winter stauen sich dort die Wolken, und es ist schneesicher. Reit im Winkel, mit 700 Metern lange nicht der höchstgelegene Ort Deutschlands, kann alljährlich mit dem meisten Schnee in den Alpen aufwarten.
Auch das alpine Reizklima hat seine Vorteile - für Leistungssportler ebenso wie für wandernde, radelnde oder walkende Touristen. Studien belegen, dass die Höhenluft besonders bei sogenannten zivilisationsbedingten Krankheiten hilft.
Dass es mit schlichtem Wandern nicht getan ist zeigt schon die Beschilderung - auf der Winklmoosalm wurde vor einigen Jahren Deutschlands erste High Walking Arena eröffnet, für Mountainbiker sind Wege ausgewiesen. Auch die Besucher, die zwar gern Rad fahren, aber nicht mit 30 Gängen über Stock und Stein rasen müssen, kommen in und um Reit im Winkl auf ihre Kosten. Fahrräder mit Elektrobatterien, sogenannte Movelos, geben an steilen Stellen den nötigen Schub.
Informationen: Tourist-Information, Rathausplatz 1, 83242 Reit im Winkl, Telefon: 08640/800 20
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