Eine Wanderung am Harzer WasserregalVon Matthias Brunnert, dpa Buntenbock (dpa/tmn) - Das Oberharzer Wasserregal, ein System von Teichen, Gräben und Wasserläufen, war ein Kraftwerk des mittelalterlichen Bergbaus. Noch heute prägt die Harzer Wasserwirtschaft die Region um Clausthal-Zellerfeld. Im Sommer adelte die Unesco sie nun als Weltkulturerbe.
Es ist frisch an diesem Herbstmorgen am Bärenbrucher Teich. Letzte Nebelschwaden wabern über das Wasser, der Fichtenwald reicht bis ans Ufer. «Es ist wunderbar hier», sagt ein Wanderer, der gemeinsam mit seiner Frau die Nacht in einer kleinen Schutzhütte verbracht hat. «So still».
Der Bärenbrucher Teich wirkt heute wie ein Stück urwüchsige Natur, doch einst wurde er als Teil des Oberharzer Wasserregals angelegt, um Energie für den Bergbau zu liefern. Seit die Unesco das System aus Teichen und Wasserläufen im Sommer zum Weltkulturerbe erhoben hat, strömen immer mehr Wanderer wie das Ehepaar aus Hannover in den Harz. «Es herrscht ein richtiger Run», sagt Justus Teike von den Harzwasserwerken, die für die Erhaltung des alten Wasserkraftsystems zuständig sind.
Ein guter Ausgangspunkt für eine Wanderung am Wasserregal ist der kleine Ferienort Buntenbock bei Clausthal-Zellerfeld. Kaskaden gleich reihen sich auf beiden Seiten des Ortes die künstlich angelegten Stauseen aneinander. Über Bergwiesen geht es am Sumpfteich entlang zum Ziegenberger Teich, wo in heißen Sommern Badegäste Abkühlung suchen, ebenso wie im Bärenbrucher oder im Nassewieser Teich.
Genau 143 Teiche haben die Harzer Bergleute zwischen 1536 und 1870 angelegt, erklärt Teike. Zu dem ausgeklügelten System gehörten außerdem mehr als 500 Kilometer Gräben, 18 Kilometer hölzerne Rinnen, 30 Kilometer unterirdische Wasserläufe sowie 100 Kilometer Stollen. Der Grund für den gigantischen Aufwand: «Die Bergleute brauchten Energie, um das Sickerwasser aus den Silbergruben zu befördern.»
Wasserkraft musste her für Räder und Pumpen, und zwar auch in Trockenzeiten. «Da es im Oberharz keine größeren natürlichen Wasserläufe gibt, haben die Bergleute das künstliche System angelegt», sagt Teike. In den Teichen wurde das Wasser gesammelt und dann durch Gräben und Rinnen zu den Bergwerken geleitet, wo es Pumpen und Räder antrieb. Die größten Wasserräder maßen zwölf Meter im Durchmesser. Solche Giganten sind noch heute in der Grube Samson in St. Andreasberg zu sehen.
Für Wanderer erschlossen ist das Wasserregel durch ein Netz von 22 Wasserwanderwegen mit einer Gesamtlänge von 112 Kilometern. Sie sind durch ein blaues Schild mit Wasserrad gekennzeichnet.
Wer auf dieser Route die Teiche bei Buntenbock hinter sich lässt, stößt im Wald bald auf die Quelle des Flusses Innerste und dann immer wieder auf trocken gefallene Gräben des Wasserregals. Bei der Huttaler Widerwaage treffen mehrere Gräben und die Ausgänge unterirdischer Wasserläufe mitten im Wald aufeinander. Je nach Bedarf konnte das Wasser dort mal in diese, mal in jene Richtung gelenkt werden.
Auf dem weiteren Weg in Richtung Torfhaus überqueren Wanderer eine der herausragenden Anlagen des Wasserregals: den Sperberhaier Damm. Dieses knapp 1000 Meter lange Aquädukt wurde in den Jahren 1732 bis 1734 errichtet. Durch den - heute bedeckten - Graben auf der Dammkrone kann das Wasser vom Bruchberg und vom Brockenfeld über die natürliche Wasserscheide hinweg in Richtung Clausthal fließen.
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