Schweiz » ReiseberichteAus Vietnam auf den Gletscher: Furka-Bahn dampft wiederVon Ulrike von Leszczynski, dpa Oberwald (dpa/tmn) - Im Schweizer Wallis haben Männer ihren Kindheitstraum vom Lokomotivführer wahr gemacht. In 28 Jahren Kleinarbeit haben sie die Dampfbahn am Furkapass wieder vollständig aufgebaut - zur großen Freude aller Eisenbahn- und Hochalpen-Liebhaber.
Seit Mitte August schnauft sie wieder bergan, auf ihrer Schmalspur hinauf in die Hochalpen und vorbei am Rhônegletscher: Die Furka-Dampfbahn ist zurück. Ein Heer von ehrenamtlichen Bahnfans und viele Spender haben es möglich gemacht, dass die 1982 stillgelegte Strecke im Sommer wieder komplett befahren wird - mit gut 100 Jahre alten Dampfloks und historischen Waggons des weltberühmten Glacier-Express.
Dass die Furka-Bahn wieder von Oberwald im Wallis bis Realp im Kanton Uri dampft, ist ein Ereignis, das es bis in die Schweizer «Tagesschau» geschafft hat. Für Bahnfreunde war die vollständige Öffnung der alten Strecke sowieso der Tag des Jahres. Kaum jemand hätte gedacht, dass es ein Eisenbahnverein aus Schweizern, Deutschen und Belgiern schafft, die knapp 18 Kilometer lange Hochgebirgsbahn aus dem frühen 20. Jahrhundert wieder zum Leben zu erwecken.
Doch sie haben es geschafft, in 28 Jahren Arbeit, Stück für Stück, mit Unterstützung von Uni-Ingenieuren, Geologen, pensionierten Bahnern, Lehrlingen und vielen anderen Helfern. 15 Millionen Schweizer Franken (rund 11,5 Millionen Euro) Spendengelder seien in den Wiederaufbau der Strecke geflossen, sagt Dampfbahn-Marketingleiter Paul Güdel. Staatliche Zuschüsse bekommt die Furka-Bahn nicht. Sie ist ein Liebhaber-Projekt.
«Es ist unglaublich, wie die Bevölkerung hinter dieser Bahn steht», sagt Güdel. 7500 Vereinsmitglieder zählt die Dampfbahn Furka, die meisten gehören zur Generation 50 plus und sind Männer. Doch auch immer mehr junge Familien entdecken die Dampfzüge für sich. Denn sie rollen durch eine schöne, ursprüngliche Gebirgslandschaft, die von Massen-Skitourismus und Gondelbahnen verschont geblieben ist. Der 2436 Meter hohe Furkapass, den die Dampfbahn im Tunnel unterquert, gilt dazu als einer der am schönsten gelegenen Alpenpässe der Schweiz - mit direktem Gletscherblick.
Die Bahn hat das Leben in die Dörfer an der Strecke zurückgebracht. Seit 1982 fahren der Glacier-Express und die Matterhorn-Gotthard-Bahn durch einen 15 Kilometer langen Tunnel durch die Berge. Für die Reisenden ist dieser Tunnel ein Segen, weil die Züge samt Autowaggons auch im Winter passieren können. Für die Ortschaften an der alten Furka-Bahn war er ein Fluch. Sie wurden mit der Stilllegung der Bergroute zu Geisterdörfern.
Doch heute herrscht in Gletsch am Fuße des Rhônegletschers wieder Trubel im Gasthof. Es duftet nach Raclette. Nicht mehr nur aus Realp kommen nun Dampfzüge an. Sie schnaufen auch wieder die fünf Kilometer lange Steilstrecke von Oberwald hinauf. Zahnräder halten die Züge bei 396 Metern Höhendifferenz im Gleis, und wenn die Bahn schrill pfeifend über den steinernen Viadukt rollt, unter dem die junge Rhône rauscht, applaudieren die Fahrgäste.
Mit Blick auf wilde Abgründe und Alpenblumen erzählen sie sich Geschichten über die Dampfbahn: Die imposanten Loks «Gletschhorn» und «Furkahorn», Baujahr 1913, hat der Verein aus Vietnam zurückgeholt. Dorthin hatte die Schweiz sie 1947 verkauft, als sie ihre eigenen Strecken elektrifizierte. Völlig verrostet holte der Verein sie 1990 zurück und brachte sie wieder in Schuss, Schraube für Schraube.
Infos Furka-Bahn Anreise: Reisezeit: Übernachten: Preise: Informationen:
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