Mullerthal: Bizarre Felsen in tiefen WäldernVon Bernd F. Meier, dpa Echternach (dpa/tmn) - Haben wir heute Morgen zu gut gefrühstückt? Schmal wie ein Handtuch ist der Spalt zwischen den Felsen des Goldfralay-Massivs. Gut 20 Meter ragen sie empor. Also ganz schlank machen und vorsichtig in den Durchgang hineinsteigen.
Dann ist die Engstelle passiert, und der Wanderpfad in Luxemburg führt über schmale Treppenstiegen zum Felsplateau hinauf. Wandern auf dem «Mullerthal Trail» hat etwas von Abenteuer. «Die vielen Details machen die Region einzigartig», meint Susanne Leder von der Projektgruppe des Mullerthal - sprich Müllertal - Trails. Die Route ist ein Qualitätswanderweg, insgesamt 110 Kilometer lang und setzt sich aus drei Schlaufen zusammen. Mit Längen zwischen 33 und 40 Kilometern eignen sich die Pfade jeweils für Zwei-Tagestouren. Die Strecken - durchgängig mit einem roten M gut markiert - sind von leicht über mittel bis schwer klassifiziert.
Zwölf Kilometer lang ist der Rundkurs zwischen der Consdorfer Mühle und der Heringer Mühle - eine schöne Strecke, um durch die spektakulären Felsen wie die Goldfralay oder die Eulenburg einen Eindruck von der Landschaft zu bekommen. Am Wendepunkt der Route empfängt Robi Baden an manchen Tagen in der Heringer Mühle die Wanderer. Robi ist Schreiner in Waldbillig. Mit viel Engagement hat er die schon halb verfallene Wassermühle aus dem 17. Jahrhundert restauriert und zu einem Schmuckstück gemacht. Als Freizeitmüller zeigt er, wie Brote in dem alten Steinofen gebacken werden.
Die Landschaft hier trägt den Beinamen Kleine Luxemburger Schweiz. Dieser Name stammt der Überlieferung nach von den ersten Touristen, die aus den Niederlanden kamen und die Region im Osten des Großherzogtums Luxemburg entdeckten. Wegen der charakteristischen Felsen fühlten sich die Gäste an die Schweizer Berge erinnert. «Im 19. Jahrhundert entstanden auch die ersten Hotels und Pensionen im Mullerthal», sagt Marianne Origer vom Tourismusverband der Region.
Seither gab es in der Kleinen Luxemburger Schweiz mehrere Wanderrouten. Doch erst durch den Mullerthal Trail wurde das Wegenetz miteinander verknüpft. Ein Ausflugsziel in der Region ist beispielsweise die Burgruine von Beaufort, zu der auch eine der Wanderrouten hinführt. Beim Rundgang durch die wehrhaften Mauern erleben die Besucher gruselige Momente im düsteren Folterkeller: Das Chambre de Torture zeigt den Nachbau einer mittelalterlichen Folterbank, auf der einst Gefangene qualvoll gemartert wurden.
Einer der Ausgangsorte für Wandertouren ist Echternach im Tal des Sauer-Flusses. Die Ursprünge der ältesten Stadt Luxemburgs reichen bis in die Römerzeit zurück. «Etwa 65 nach Christus entstand die Römervilla», erzählt Stadtführer Alain Muller beim Rundgang in der 5500-Einwohner-Stadt. Den Aufschwung erlebte Echternach 698 mit der Gründung des Benediktinerklosters durch den Missionar Willibrord. Am Anfang des 11. Jahrhunderts sei dann auch die romanische Basilika entstanden, erzählt Muller.
Berühmt wurde Echternach durch seine Springprozession, die stets am Dienstag nach Pfingsten stattfindet und jedes Jahr mehr als 10 000 Besucher in die Kleinstadt lockt. «Der Ursprung des religiösen, folkloristischen Umzugs liegt im Dunkeln», erklärt Alain Muller. «Schon im 8. oder 9. Jahrhundert soll es Pflichtprozessionen zum Grab des Heiligen Willibrord gegeben haben.»
Informationen: Office National du Tourisme, B.P. 1001, L-1010 Luxembourg, Telefon: 00352/42 82 82 10, E-Mail: info@ont.lu; Tourismusverband Region Müllerthal - Kleine Luxemburger Schweiz BP 152, L-6402 Echternach, Telefon: 00352/72 04 57, E-Mail: info@mullerthal.lu.
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