Gipfelstürmer mit Kontrabass: Das Dolomiten-FestivalVon Daniela David, dpa Trento (dpa/tmn) - Musiker schleppen ihre schweren Instrumente auf Wanderwegen durch die Berge. Wer nicht Bescheid weiß, mag sich wundern. Immerhin versuchen Bergsteiger gewöhnlich, das Gewicht ihrer Rucksäcke so gering wie möglich zu halten.
Doch beim Musikfestival «I Suoni delle Dolomiti» («Die Klänge der Dolomiten») gehört der Aufstieg zum Programm. Musiker und Publikum gelangen nur per pedes zu den Konzertorten mitten in der Bergwelt der italienischen Alpen. Etwas außer Atem sind einige Konzertbesucher, als sie nach einer mehrstündigen Wanderung vom Fassatal aus im Val de Dona ankommen. Die «Konzerthalle» unter freiem Himmel ist erreicht: Ein Hochplateau weit jenseits der Baumgrenze, mit einem Rundumblick auf die imposanten Gipfel der Dolomiten. Eine mit Blumen übersäte Almwiese dient als Konzertbestuhlung.
Die Brotzeit, aufblasbare Sitzkissen und Decken werden ausgepackt, manch einer legt sich gleich der Länge nach ins Gras. Am frühen Nachmittag beginnt das Konzert: Die Klänge der Musik, die Melodien, der weite Blick auf das Berggestein und ein leise säuselnder Wind vermischen sich mit dem Muhen einer Kuh in der Ferne.
«Für mich ist es hier wie im Musikparadies», sagt Isabella Costa. Die Italienerin besucht jeden Sommer gleich mehrere Konzerte des Festivals. «Ich glaube inzwischen, selbst die Instrumente sind froh, im Freien zu spielen.» Auch Antonella, Isabellas Tochter im Teenageralter, gefällt die unmittelbare Nähe zu den Musikern. Die Zuhörer sitzen einfach um sie herum, einen trennenden Orchestergraben gibt es nicht.
Die Künstler kommen aus verschiedenen Ländern. «Jedes Jahr werden andere Musiker eingeladen», erklärt Paolo Manfrini von der Festivalleitung. Ihr Spektrum reicht von der Klassischen bis zur Welt-Musik. Auch Jazz-Musiker und Liedermacher kommen zum Auftritt in die Berge. Mario Brunello, ein bekannter italienischer Cellist, ist als einziger Künstler immer mit dabei. In diesem Sommer unternimmt er wieder ein mehrtägiges Trekking - mit seinem Cello auf dem Rücken. Am Gipfel des Monte Castellazzo begrüßen dann 24 Cellos die Morgensonne mit Mozart.
Wenn der Berg ruft, folgen auch Musiker aus Deutschland. Für die Solisten der Berliner Philharmoniker, die als Ensemble Berlin auftreten, könnte der Kontrast von der deutschen Hauptstadt zur Bergwelt kaum größer sein. Wie alle Teilnehmer kommen auch sie hoch hinaus. Die Konzerte finden zwischen 1200 und 3000 Meter über dem Meeresspiegel statt.
«Seit dem Start unseres Festivals 1995 steigt die Zahl der Besucher», erzählt die künstlerische Leiterin, Chiara Bassetti. Pro Konzert sollen es zwischen 100 und 5000 Musikliebhaber sein. Im vergangenen Jahr kamen insgesamt rund 50 000 Gäste, die Hälfte davon Italiener. Der Rest kommt aus aller Welt. «Musik ist eine universelle Sprache und die Berge sind ein universeller Ort», sagt Bassetti. «Das gehört für uns zusammen.» Und so wundert sich in den Dolomiten inzwischen kaum einer mehr, wenn ein Kontrabass den Gipfel erklimmt.
Infos Klänge der Dolomiten Das Musikfestival findet im Jahr 2010 vom 20. Juni bis zum 27. August statt. Alle 35 Konzerten sind kostenlos. Die Wanderungen reichen von einfachen Spaziergängen bis zu mehrtägigen Bergtouren. Es empfiehlt sich, eine Sitzunterlage und Sonnenschutz mitzubringen. Bei Regen werden die Konzerte an einen anderen Veranstaltungsort verlegt.
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