«Yeah, yeah, yeah!»: Als die Beatles nach Hamburg kamenVon Andreas Heimann, dpa Hamburg (dpa/tmn) - Am Beatles-Platz im Hamburger Stadtteil St. Pauli ist am Samstagabend schwer was los. Scharenweise ziehen die Kiezbesucher vorbei an den Silhouetten aus Edelstahl, die am Rand des Platzes stehen.
Die Figuren erinnern an die Band, die hier am Rand der Reeperbahn ihre Karriere begonnen hat. Das erste Mal kamen die Jungs aus Liverpool im Sommer vor 50 Jahren in die Hansestadt. Damals kannte sie noch keiner, aber in Hamburg starteten sie so richtig durch. Heute gibt es Führungen auf den Spuren der Beatles.
Den Beatles-Platz direkt am Eingang zur Großen Freiheit, der berühmtesten Nebenstraße der Reeperbahn, gibt es erst seit 2008. Links daneben steht das «Café Möller», in dem die Beatles oft Gäste waren. Aber viele berühmte Orte, in denen sie aufgetreten sind, sucht man inzwischen vergeblich: Der «Star Club» etwa brannte Mitte der 80er Jahre ab. Dennoch gibt es noch viel zu sehen und viel zu zeigen.
Letzteres übernimmt nicht zuletzt Stefanie Hempel. «Ich bin selbst riesengroßer Beatlesfan», erzählt die Sängerin und Songwriterin. Seit sechs Jahren bietet sie Führungen zu dem Thema an: «Eine Zeitreise in die 60er Jahre, als viele Bands aus Liverpool nach St. Pauli kamen und hier das Livespielen lernten.» Seit 2008 moderiert sie die «Magical History Tour», bei der es im Bus durch die Stadt geht. Dann spielt Stefanie Hempel Beatles-Songs auf der Ukulele oder Gitarre und erzählt von Ringo, George, Paul und John.
Für die Beatles war St. Pauli die wichtigste Station zu Beginn ihrer Karriere: Rund 1500 Stunden haben sie auf Hamburger Bühnen gerockt, im «Kaiserkeller», «Star Club», «Indra» oder im «Top Ten». «Sie haben 281 Konzerte gegeben und damals fast jede Nacht gespielt», sagt Stefanie Hempel. «Mehr als in Liverpool.» Aber vor allem: In Hamburg haben die Beatles musikalisch zu sich selbst gefunden. Ringo Starr kam erst in Hamburg zu der Band. Hempel ist sich sicher: «Ohne Hamburg hätte es die Beatles echt nicht gegeben.»
John Lennon hat es mal so formuliert: Er sei zwar in Liverpool aufgewachsen, aber in Hamburg erwachsen geworden. Als die Jungs aus England Mitte August 1960 in Hamburg ankamen, waren sie eigentlich noch Jugendliche. «In Liverpool konnte man mit Live-Musik damals nicht viel Geld verdienen», sagt Stefanie Hempel. Deswegen kamen so viele Bands nach Hamburg. «Die Beatles waren vierte Wahl.»
Erzählt wird die Frühgeschichte der Beatles nicht zuletzt im «Beatlemania»: Das Beatles-Museum an der Reeperbahn ist direkt neben dem Beatles-Platz zu finden. Viele Schwarz-Weiß-Fotos aus den 60ern gibt es zu sehen oder auch den ersten Plattenvertrag - unterschrieben von John Lennon. Sogar zwei Postkarten hängen dort, die Ringo Starr seiner Oma geschrieben hat, mit vielen Grüßen aus Hamburg: «Das Wetter ist hier so schlecht wie zuhause, aber die Clubs sind besser.»
Direkt an der Reeperbahn steht Deutschlands vielleicht bekanntestes Polizeirevier, die Davidwache. Paul McCartney hat dort im Dezember 1960 eine Nacht in einer Zelle verbringen müssen - nach einer Anzeige wegen Brandstiftung, an der nicht viel dran war.
In der Straße Große Freiheit, die am Beatles-Platz beginnt, stehen heute noch wichtige Musikclubs: Die «Große Freiheit 36» und darunter der «Kaiserkeller», in dem schon die Beatles dem Publikum einheizten. Ein Stück weiter sind gleich zwei Clubs mit großem Namen zu finden: das «Grünspan» und das «Indra». Hier traten die Beatles am 17. August 1960 erstmals in Hamburg auf. Wer Musik mag, ist auf der Reeperbahn auch heute noch richtig: Rund 30 Clubs gibt es hier.
Falls die Nacht lang geworden ist, bietet sich ein morgendlicher Abstecher zum Fischmarkt von St. Pauli an, den auch die Beatles oft besucht haben. Es gibt sogar die Geschichte, nach der John Lennon auf dem Markt einmal ein kleines Schwein gekauft und es an der Leine auf der Reeperbahn spazierengeführt hat.
Literatur zum Thema: Ulf Krüger, Beatles in Hamburg. Ein kleines Lexikon, Ellert & Richter, 9,95 Euro, ISBN-13: 978-3-8319-0272-9.
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