Auge in Auge mit den Walen an Südafrikas KüsteVon Christoph Strotmann, dpa Hermanus (dpa/tmn) - Auf das dunkle, durchdringende Signal haben die beiden Urlauber aus Hannover lange gewartet. Schnell rennen sie - wie viele andere Touristen - vom Marktplatz zur Steilküste, das Fernglas griffbereit.
Erwartungsvoll starren alle auf das offene Meer hinaus. Denn das Hornsignal in dem kleinen Küstenort Hermanus in Südafrika bedeutet: Die Wale sind da. Und Pasika Noboba, der wahrscheinlich einzige Walwächter.
Zwei riesige Grauwale schwimmen langsam an den staunenden Menschen vorbei, drehen um und strecken ihre Schwanzflossen wie zum Gruß aus dem Wasser. Der Mann mit dem gekrümmten Horn in der Hand und dem auffälligen Hut hat in der Wal-Saison von August bis November nur eine Aufgabe: Die Wale vor der Küste zu sichten und die Urlauber per Hornsignal darauf aufmerksam zu machen. Schließlich sind die Säugetiere die größte Attraktion des Ferienortes an der berühmten «Garden Route», der rund 120 Kilometer von Kapstadt entfernt ist.
«Bis zu 25 Wale kommen in der Hochsaison nach Hermanus», erzählt Noboba. Die Weibchen bringen dort ihre Jungen zur Welt und bleiben ein paar Wochen, bis diese stark genug sind, um mit den erwachsenen Tieren weiterzuziehen. «Ich sorge dafür, dass alle mitbekommen, wie viele Wale wo gesichtet wurden», erklärt der 30-Jährige. Dafür wandert er an sechs Tagen in der Woche jeweils sieben Stunden lang den Klippenpfad entlang und bläst bei einer Sichtung in sein Horn.
Walwächter sei sein Traumjob, sagt Noboba, der im Sommer 2008 die Aufgabe übernommen hat und sich vorstellen kann, diesen Job bis zur Rente zu machen. Vorher hatte er im Auftrag der Stadtverwaltung Affen aus Wohngebieten verscheucht. «Das war eine richtige Plage, und bevor die Anwohner die Tiere erschießen, haben wir die Affen lieber mit viel Lärm vertrieben.» Danach hat er bei Bootsausflügen zur Walbeobachtung als Touristenführer gearbeitet und seine Liebe zu den riesigen Säugetieren entdeckt.
Neben seinem großen Signalhorn setzt Noboba aber auch moderne Kommunikationsmittel ein. Sein Handy ist die offizielle «Wal-Hotline». Täglich gehen bis zu 15 Anrufe von Reiseveranstaltern und Hotelbesitzern ein, die für ihre Gäste fragen, wo heute Wale zu finden sind. Auch jetzt meldet sich gerade ein Reiseunternehmen aus Kapstadt und fragt, ob es sich lohnt, nach Hermanus zu fahren - eine Gruppe Neuseeländer will sich gleich die Grauwale anschauen.
Die Hotels und Restaurants in Hermanus profitieren im südafrikanischen Winter fast ausschließlich vom Wal-Tourismus: «250 000 Besucher aus aller Welt kommen jedes Jahr zu uns», erklärt Storm Kreusch, die Leiterin des örtlichen Fremdenverkehrsamts. «Und die Zahl steigt kontinuierlich mit der Zahl der Wale.»
Pasika Noboba sagt, er liebe seinen Job an der frischen Luft und freue sich immer wieder, wenn er Menschen eine Freude machen kann. Insofern ist heute ein guter Tag: Einer der beiden Grauwale taucht auf und springt ein kleines Stück aus dem Wasser. Einige Touristen kreischen vor Begeisterung und klatschen. Noboba bläst kräftig ins Horn, laut und durchdringend. Er hat seinen Job für heute getan.
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