Unterwegs im Schlemmerparadies Emilia Romagna Eines der bekanntesten Bauwerke Bolognas: Der Neptunbrunnen stammt aus dem 16. Jahrhundert. (Bild: Fototeca ENIT/HDemi/dpa/tmn) Von Hanns-Jochen Kaffsack, dpa Bologna/Parma (dpa/tmn) - Manche nennen es Schlemmerparadies, andere den «Bauch Italiens». Und jedem läuft dabei das Wasser im Mund zusammen. Willkommen auf der Gourmet-Geraden in der Emilia Romagna.
Die Straße führt von Bologna nach Parma - ein Land vieler Köstlichkeiten, zu denen die aromatischen weißen Trüffel ebenso gehören wie der aufwendig hergestellte Balsamico-Essig aus Modena.
Vor den Toren Bolognas ist Luftholen angesagt, und zwar im doppelten Sinne: Versteckt im hügeligen Grün liegt südlich der Stadt der Ort Grizzana Morandi. Hier lebte lange der Maler Giorgio Morandi, nach dem sich der Ort werbewirksam benannt hat. Heute lädt hier Giovanni Sabetta, in seinem Gasthof auch der Koch, dem Besucher gleich einen Einführungskurs auf den Teller: als Antipasto also Speck, Parmaschinken, Mortadella, Bresaola, Salami und Culatello. Und auch wenn das schon dicke reichen könnte, war es das noch nicht. Zumindest die Polenta mit Steinpilzen muss probiert werden.
 Von den drei Millionen Tonnen Parmigiano Reggiano, die pro Jahr hergestellt werden, essen die Italiener den größten Teil selbst. (Bild: Fototeca ENIT/HDemi/dpa/tmn) Für seinen Gast, der schon Bologna entgegen fiebert, pflückt Giovanni noch rasch einen kleinen Strauß mit schmalen Peperoncini und führt ins Küchen-Italienisch ein - dort steht der «dragoncello» (Estragon), der Thymian heißt «timo». Gut, «Rosmarino», das konnte man sich denken. Dann aber auf nach Bologna, dieser einst führenden europäischen Universitätsstadt mit den eleganten Baudenkmälern, dem bekannten Neptun-Brunnen und den «Due Torri», jenen beiden schmalen Türmen aus dem Mittelalter mit bedenklicher Schräglage. Doch bei diesem Besuch geht es weniger um die lebendige Altstadt, denn Bologna heißt auch «La Grassa», die Fette, und dies führt gleich zur Küche.
Vor allem in der Via Drapperie biegen sich die Tische der Verkaufsstände unter dem, was die Natur an Obst und Gemüse, Fisch und Fleisch zu bieten hat. Und gleich zu Beginn der Via Drapperie prangt das Schild «Tartufi bianchi fresci» - die legendäre weiße Trüffel aus norditalienischen Wäldern ist hier zu haben, fünf Gramm der Knubbel, und das für schlappe 35 Euro. Das hält kein Reise-Budget aus.
Die Trüffel ist also zu teuer, der Appetit aber geweckt. Für nur ein paar Euro gibt es etwa in der «Bar Jazz» im Herzen von Bologna Tortellini al Ragù - auf Bologneser Art, wie man im Deutschen sagt, was den Bolognesi aber nicht über die Lippen kommt. Auch Bologneser Wurst dürfte hier kaum jemandem ein Begriff sein - hier heißt das einfach Mortadella. Die gehört in der Tat zum Schlaraffenland Emilia Romagna, das in Bologna zum Abschluss noch feine Schokolade oder ein Törtchen mit Walderdbeeren offeriert.
 Einen Besuch der Piazza Maggiore mit ihren mittelalterlichen Bauten lässt in Bologna kaum ein Tourist aus. (Bild: Fototeca ENIT/HDemi/dpa/tmn) Rund 40 Kilometer sind es bis ins nordwestlich gelegene Modena. Auch in dem Geburtsort des Anfang September 2007 gestorbenen Startenors Luciano Pavarotti ist der Wohlstand nicht zu übersehen, der Italiens Norden vom ärmeren Süden so scharf abgrenzt. Klar ist, dass die Bürger von Modena am liebsten auch ihr «schwarzes Gold» zum Unesco-Weltkulturerbe erklären lassen möchten, was sie für ihre Piazza Grande mit dem Dom und den Torre Civica schon geschafft haben.
Klar ist aber auch, dass sich ein Ristorante wie «Enzo» in der Via Coltellini auf Gerichte spezialisiert hat, die alle nicht einfach mit Balsamessig gewürzt sind, sondern mit «Aceto Balsamico Tradizionale di Modena». Der ist mindestens zwölf Jahre gereift und dickflüssig wie Sirup. Ein paar Tropfen davon machen die Fleischsauce wunderbar und runden als Duft- und Geschmackskrönung sogar ein Vanilleeis ab. Über Jahre und manchmal Jahrzehnte eingedickter Most ist es, der diesen Zauber verströmt. Doch auch hier heißt es, ganz stark den Geldbeutel im Auge zu behalten, kostet die kleine Phiole mit 100 Millilitern in Delikatessengeschäften doch leicht 40 Euro.
Die nächste Station könnte den Beinamen «Die Saubere» tragen - wie geleckt kommt die Stadt daher. Sie ist ein Radfahrerparadies und liefert mit der großen Piazza della Pace ihren Studenten einen geradezu idealen Campus. Ebenfalls eine Feinschmeckerhochburg, hat Parma zunächst einmal dem weltweit bekannten Schinken seinen Namen gegeben, der, schön in Reih und Glied, in den Delikatessengeschäften von der Decke baumelt. Ein Anlaufpunkt ist etwa die «Salumeria Verdi», die in der nach dem Komponisten benannten Straße liegt und mit «Prosciutto» jeder Art vollgestopft ist. Da hat man die Qual der Wahl, ganz wie beim Käse.
 Fünf Gramm für 35 Euro: Trüffel gelten als einer der bekanntesten kulinarischen Genüsse der Emilia Romana. (Bild: Fototeca ENIT/Alexala/dpa/tmn) Parmigiano Reggiano heißt die Krönung der Käsesorten Italiens, der so hergestellt wird, dass möglichst keine Löcher oder Risse die Laibe verunzieren. Der überraschte Tourist erfährt, dass nur ein Bruchteil der jährlich mehr als drei Millionen Tonnen Parmigiano Reggiano das Land verlassen - die Italiener wissen also selbst, was gut ist.
Informationen: Italienische Zentrale für Tourismus ENIT, Neue Mainzer Straße 26, 60311 Frankfurt, Telefon: 069/23 74 34 Weitere Bilder
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