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Pamir-Highway: Höhenstraße zum «Dach der Welt»

Pamir-Highway
Gastfreundschaft wird in den Bergen Tadschikistans groß geschrieben: Direkt nach dem Melken bekommen Besucher frische Yak-Milch gereicht. (Bild: Lieber/dpa/tmn)

Von Angela Lieber, dpa

Chorog (dpa/tmn) - Die Luft schmeckt nach Staub, aus dem Lada tönt tadschikische Volksmusik. Mit Tempo 30 und sieben Passagieren holpert das Fahrzeug über den Pamir-Highway in Zentralasien.


In der Höhe thronen Gletschermassive, vereinzelt sind Jurten in die Steinwüste gesprenkelt. Die Strecke gilt unter Bergfreunden noch als Geheimtipp: Während sich im benachbarten Himalaya die Besucher tummeln, hat der Pamir-Highway von Touristenmassen bislang wenig mitbekommen.


Mit einer Durchschnittshöhe von 4000 Metern ist der Pamir das zweithöchste Gebirge der Welt. Der zentrale Teil befindet sich in der ehemaligen Sowjetrepublik Tadschikistan, Ausläufer reichen bis China, Kirgistan und Afghanistan. Viele Gipfel sind mehr als 7000 Meter hoch. Der Highway verläuft durch das Herz des Massivs. In den 30er und 40er Jahren von Sowjetsoldaten in den Fels geschlagen, ist die Asphalt- und Schotterpiste der einzige Zugang zum Dach der Welt.


Pamir-Highway
Alltag im Hochgebirge - entlang des Pamir-Highway leben viele Menschen noch in traditionellen Jurten. (Bild: Lieber/dpa/tmn)

Zahlreiche Händler und Missionare reisten jahrhundertelang durch die Hochgebirgslandschaft. Später kämpfte sich das sowjetische Militär durch die dünne Höhenluft, um an den Grenzen der Union präsent zu sein. Noch immer zeugen verfallene Armeestützpunkte, Forts und Karawansereien von der turbulenten Vergangenheit. Auch Marco Polo durchquerte im 13. Jahrhundert den Pamir und beschrieb die Unwegsamkeit und Abgeschiedenheit der Region in seinen Tagebüchern.


Heute ist das Reisen im Pamir einfacher. Zwar ist das Hochplateau noch immer dünn besiedelt, doch gibt es regelmäßigen Lastverkehr und öffentliche Transportmittel. Als Alternative zur Hauptroute von Osch in Kirgistan nach Duschanbe in Tadschikistan bietet sich eine etwa 1500 Kilometer lange Rundreise an. Sie führt durch den entlegenen Osten des Pamir und durchquert das Wachan-Tal an der Grenze Afghanistans. Für die Tour ist mindestens eine Woche anzusetzen.


Von Osch geht es per Geländewagen an grünen Hochweiden, Jurten und Schafherden vorbei. Kurz vor dem Grenzübergang öffnet sich der Blick auf das vergletscherte Massiv des mehr als 7100 Meter hohen Lenin-Gipfels. Dann schraubt sich der Geländewagen höher und höher die Pässe hinauf. Die Luft wird trockener, das Atmen fällt schwerer. Alle zwei Kilometer muss Kühlwasser nachgefüllt werden. Steile Felswände und versalzte Talsohlen verdrängen das Grün, ein langer Holzzaun bildet die Grenze zum menschenleeren Westen Chinas.


Tadschikistan Karte
Der Pamir-Highway verbindet Kirgistan und Tadschikistan und kommt dabei auch den Grenzen zu China und Afghanistan nahe. (Bild: Hauschildt/dpa/tmn)

Eines der Etappenziele ist der Karakul-See, der höchstgelegene Salzsee Zentralasiens. Neugierige Pamir-Bewohner stoppen den Wagen und laden zu frischer Yak-Milch und Fladenbrot ein. Übernachtet wird in Murgab, einem ehemaligen Sowjet-Militärposten. Seit einigen Jahren vermittelt hier eine lokale Organisation Übernachtungen in Jurten und traditionellen Pamir-Häusern und verschafft den Bewohnern so ein kleines Zusatzeinkommen. Geschlafen und gegessen wird auf dem Boden, die Toilette ist draußen. Gegen einen knappen Aufpreis bieten fast alle Unterkünfte einen Eimer heißes Wasser zum Duschen an.


Nächste Station ist Chorog, die Hauptstadt der autonomen Provinz Gorno-Badachschan, die sich als grüne Oase mit Maulbeerbäumen und Pappelweiden erweist. In der Nähe zweigt die Rundtour vom Highway ab und folgt dem afghanischen Grenzverlauf ins Wachan-Tal, das jahrhundertelang ein Drehkreuz von Kulturen und Völkern war. Berühmt sind vor allem die alten Felszeichnungen und Höhlengemälde, die aus der Steinzeit stammen. Noch heute ist das Tal voll von alten Forts und Burgen, Karawansereien und heiligen religiösen Stätten.


Infos

Pamir-Highway ANREISE: Flüge nach Kirgistan oder Tadschikistan gibt es von Deutschland aus mit Umsteigen zum Beispiel in Istanbul (Turkish Airlines), Moskau (Aeroflot) oder London (British Airways). FORMALITÄTEN: Deutsche brauchen für Tadschikistan einen Pass und ein Visum, das bei der Botschaft in Berlin beantragt werden kann. Außerdem ist ein sogenanntes GBAO-Permit für den Aufenthalt in der autonomen Provinz Gorno-Badachschan zu beantragen. Ausländer sind verpflichtet, sich spätestens drei Tage nach der Einreise bei den tadschikischen Innenbehörden zu registrieren. Das Visum für Kirgistan kann zwar bei der Einreise am Flughafen Manas in den Pass gestempelt werden. Das Auswärtige Amt rät aber, das Visum bei den Konsulaten von Kirgistan in Berlin, Bonn und Frankfurt/Main zu beantragen. KLIMA UND REISEZEIT: In den Höhenlagen des Pamirs sind die Winter lang und kalt, die Sommer kurz und kühl. In tieferen Regionen kann es aber auch heiß werden. Die beste Reisezeit ist Juni bis September. INFORMATIONEN: Botschaft Kirgistan, Otto-Suhr Allee 146, 10585 Berlin; Telefon: 030/34 78 13 61; Botschaft Tadschikistan, Otto-Suhr-Allee 84, 10585 Berlin; Telefon: 030/347 93 00.

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