Quirlige Souks, alte Moscheen: Marrakeschs Gesichter Von außen unscheinbar, umso eindrucksvoller von innen: Ben Youssef war jahrhundertelang die größte und schönste Medersa der Maghreb-Länder. (Bild: Heimann/dpa/tmn) Von Andreas Heimann, dpa Marrakesch (dpa/tmn) - Marrakesch gehört nicht nur zu Afrikas aufregendsten Städten - für manche ist sie auch die schönste. Gut 150 Kilometer sind es bis zum Atlantik und nicht einmal 50 bis zum Hohen Atlas.
Für Karawanen, die früher aus der Sahara hierherkamen, war sie nach Wochen der Entbehrung wie eine Offenbarung. Ein bisschen geht das Touristen immer noch so, die aus dem kargen Süden Marokkos nach Marrakesch kommen - in eine Stadt mit vielen Gesichtern.
Dürre Bäumchen stehen am Rande trockener Felder, Bauern pflügen den rissigen Boden mit dem Esel. Viele Häuser in den Dörfern sind unscheinbare Lehmklötze mit Flachdach. Junge Marrokkaner sehen auf dem Land oft keine Zukunft mehr - und wenn man diese Dörfer sieht, kann man das gut verstehen.
 Der Djemaa el Fna ist der berühmteste Platz von Marrakesch - Schlangenbeschwörer sind fester Bestandteil des täglichen Showprogramms. (Bild: Heimann/dpa/tmn) Immer mehr Jüngere zieht es in die Städte wie Casablanca, Marokkos Boomtown in einem Großraum mit sechs Millionen Menschen. Auch Marrakesch, nach Agadir das zweitwichtigste Tourismusziel des Landes, zählt schon mehr als 900 000 Einwohner. Vor dem Stadtrand liegt eine große Zementfabrik - hier ist keine Spur von 1001 Nacht. Die Flachdächer der Mietskasernen sind bestückt mit einer Armada von Satellitenschüsseln. An einer Straßenecke steht ein McDonald-Restaurant, an der nächsten ein «Pizza Hut».
Marrakesch ist das Zentrum des Südens, auch in wirtschaftlicher Hinsicht, was nicht heißt, dass es keine Armut gibt: Am Straßenrand sitzen Tagelöhner und warten auf Aufträge als Transporteur von Waren, die in die Stadt gebracht werden sollen.
Berühmt ist Marrakesch vor allem für die Medina genannte Altstadt und für die Souks, die größten in ganz Marrokko. In den Gängen des Marktes ist es fast immer voll und immer lebendig. Ein Hahn läuft hektisch vor einem der Stände vorbei, an dem Spiegel, Messingkannen und Hängelampen verkauft werden. Nur ein paar Schritte weiter ist Gemüsemarkt: Erbsenschoten liegen neben Auberginen. Obst gibt es kistenweise und auf Decken auf dem Boden ausgebreitet. Ein anderer Händler verkauft Schnecken aus randvollen Schüsseln.
 Die Souks von Marrakesch sind die größten des Landes - Besucher können sich dort stundenlang umschauen. (Bild: Heimann/dpa/tmn) Wer sich durch den Souk treiben lässt, landet über kurz oder lang am Djemaa el Fna, dem quirligsten Platz Nordafrikas. Einst wurden hier die Köpfe der Hingerichteten auf Pfählen zur Schau gestellt. Heute ist der Platz Bühne, Basar und Touristenfalle. Für jedes Foto und für jede Liveshow muss bezahlt werden. Die Affendresseure legen auf prompte Barzahlung genauso Wert wie die Schlangenbeschwörer und Wasserträger. Vom «Platz der Gaukler» aus ist das Wahrzeichen der Stadt, das Minarett der Koutoubia-Moschee, schon zu sehen. Noch bekannter aber ist die Medersa Ben Youssef im Norden der Altstadt, die anders als die Koutoubia-Moschee auch von Nicht-Moslems besichtigt werden darf.
Jahrhundertelang war sie die größte und schönste Medersa der Maghreb-Länder, eine Mischung aus Gotteshaus und höherer Schule für islamisches Recht und Theologie. Von außen wirkt sie unscheinbar - und umso eindrucksvoller von innen: Ein Wasserbecken steht im Zentrum des Innenhofes. Die hohen Wände, die ihn abschließen, sind dekoriert mit Stuck aus Gips und Marmor und mit Kalligraphie oder floralen und geometrischen Mustern überdeckt.
Eine ganz andere Seite Marrakeschs zeigt sich im «Jardin Majorelle». Jacques Majorelle war ein Franzose mit einem Faible für Marokko und einem Händchen für Gartenarchitektur. Er kaufte das Gelände in den 1920er Jahren. Seit 1947 ist sein Garten öffentlich zugänglich. Später gehörte die grüne Oase eine Zeit lang dem Modeschöpfer Yves Saint Laurent.
 Traditionelle Muster und bunte Farben - in den Souks gibt es auch Teller, Schüsseln und Schalen aus marokkanischen Töpferwerkstätten. (Bild: Heimann/dpa/tmn) Grün dominiert dort deutlich, abgesehen von den Blumenkübeln in Gelb und Blau. Es gibt ein Museum für marokkanische Kunst und ein Café in einem Innenhof. An einem Teich mit Seerosen lassen sich Schildkröten beobachten. Ein Märchen aus 1001 Nacht ist auch der «Jardin Majorelle» nicht - aber er kommt dem schon ziemlich nahe.
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