Im Schatten Roms: Die Reize der Region Latium Der Neptunsbrunnen gehört zum Garten der Villa d'Este in Tivoli, der im 16. Jahrhundert angelegt wurde. (Bild: Kaffsack/dpa/tmn") Von Hanns-Jochen Kaffsack, dpa Rom (dpa/tmn) - Alle Straßen führen nach Rom - aber auch wieder hinaus. Römische Villen, antiker Zauber, prächtige mediterrane Natur mit sanften Hügeln und versteckten Seen, dazu die geheimnisvollen Spuren der Etrusker und das Meer: Das alles ist Latium vor den Toren der Stadt.
Bald zwei Jahrhunderte ist es her, dass deutsche Künstler hier zuhauf aufs Land zogen, weil sie ein Paradies gefunden zu haben glaubten. Was ist davon geblieben? Auf keinen Fall will die mittelitalienische Region ein Stiefkind sein, das sich recken muss, um auch mal aufzufallen, und auch kein «Aschenbrödel» oder die Wochenendbeute gestresster Römer. Das in der Vergangenheit so magische Ziel Italien-süchtiger Maler und Dichter, die dort Motive, Beschaulichkeit und Anregung suchten als Kontrast zur Fülle der Kirchen und Denkmäler in Rom, glänzt noch immer durch Vielfalt. Es ist ein Reichtum nicht zuletzt auch kulinarischer Art: Das Land schüttet ein wahres Füllhorn aus, so dass jeder Besucher bei seinen Entdeckungstouren etwas finden kann.
Eine Möglichkeit für einen Ausflug ist die eher gemächliche Zugfahrt nach Frascati und zu den Albaner Bergen mit der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo. Sicher, die zersiedelten Vororte Roms müssen erst einmal hinter einem liegen. Doch dann öffnet sich nur etwa 20 Kilometer südöstlich der Hauptstadt der Panoramablick über die Campagna. Auf den Tischen vor den Bars steht jener süffig-leichte Weißwein, für den Frascati weltweit bekannt ist. Vor den kleinen Marktständen bilden sich Trauben, angezogen vom Duft einer anderen Spezialität dieser Region - leckere Scheiben «porchetta», Spanferkel also. Da ist das quirlige Rom rasch vergessen, auch wenn die Hauptstadt ganz in der Ferne im flirrenden Sonnenlicht doch noch durchschimmert.
 Die Ruinen von Ostia Antica lassen die Größe der Hafenstadt zu Zeiten des Römischen Reiches noch gut erahnen. (Bild: dpa/tmn) Wer sich in Frascati beim Spanferkel zurückgehalten hat, kann ganz in der Nähe der Sommerresidenz von Papst Benedikt XVI. hoch über dem Albaner See gemütlich zu Mittag speisen - und sich die Frage stellen: Isst das katholische Kirchenoberhaupt, das sich gern in Castel Gandolfo aufhält, vielleicht hinter der dicken Mauer seiner Residenz auch gerade sein sicherlich leichtes mittägliches Menü?
Mit dem Weg weiter nach Tivoli legen Touristen auch die Strecke in die Antike zurück. Etwas außerhalb des Städtchens östlich von Rom liegt die Hadrians-Villa. In dem Komplex ließ der Kaiser, Philosoph und Weltreisende (76 bis 138 nach Christus) seine Erinnerungen an Syrien, Ägypten oder Griechenland in Stein hauen und zu einer Traumresidenz zwischen Pinien, Zypressen und Eichen ausbauen. Hadrian wünschte sich eine Art frühe Weltausstellung mit Wasserbecken, Seetheater und allem drum herum - heute ist es Unesco-Weltkulturerbe.
Das gilt auch für eine der Attraktionen in Tivoli selbst: Der Kardinal Ippolito d'Este hat in seiner Villa seinem ehrgeizigen Machtstreben ein Denkmal gesetzt, nachdem er im Vatikan ausgebootet worden war. Der 35 000 Quadratmeter große Renaissance-Garten der Villa d'Este ist aber vor allem ein erstaunliches Gesamtkunstwerk aus Wasserspielen dank raffinierter Hydraulik, vielfältiger Perspektiven und mythologischer Anspielungen. Ein 600 Meter langer Kanal lieferte bereits im 16. Jahrhundert pro Sekunde 600 Liter Wasser aus dem Fluss Aniene. Während die Nachwelt das alles bewundern kann, blieben dem Kardinal dafür nur einige Jahre bis zum Tod 1572.
 Wie eine antike Weltausstellung: Die Hadrians-Villa bei Tivoli gehört heute zum Weltkulturerbe der Unesco. (Bild: ENIT/De Agostini/dpa/tmn) Entspannend ist es, ein paar Kilometer abseits des Strandrummels die antike Hafenstadt Ostia Antica an der Mündung des Tiber zu durchwandern. Weil über die Jahrhunderte in Vergessenheit geraten, gilt dieses weitläufige Kleinod der antiken Kultur als gut erhaltenes Zeugnis römischer Baukunst - und vor allem des Alltags in der einst blühenden Handelsstadt. Dreistöckige Wohnhäuser wurden nach der Wiederentdeckung Ostia Anticas aus dem Dunkel der Vergangenheit geholt, Latrinen mit Marmorsitzen und Wasserkanälen als Spülung darunter, aber auch antike Imbissstuben.
Während die Zikaden im Chor zirpen, machen sich ausländische Studiengruppen im Rund des Amphitheaters aus der Zeit des Kaisers Augustus breit. Das Theater im Herzen von Ostia Antica ist so gut erhalten, dass es auch heute als Schauplatz für Konzerte im Freien dient. Für ein Picknick zieht sich der Wanderer in der antiken Welt allerdings besser unter eine der Schirmpinien zurück. Diese bieten Schatten, erlauben aber den ungestörten Blick über die Ruinenlandschaft.
Und wem dies alles noch nicht genug ist, der macht sich auf den Weg nach Cerveteri nordwestlich von Rom, um die Nekropolen der von den Römern verdrängten Etrusker zu bestaunen. Er nimmt ein Bad im Bolsena-See mit seinen Inseln nahe der Grenze zu Toskana und Umbrien oder auch in dem näher an der Ewigen Stadt gelegenen Lago di Bracciano - doch Vorsicht, dies ist an den Wochenenden ein bevorzugter Tummelplatz der Römer. Aber Latium ist reich an Seen und an Sehenswürdigkeiten - man kann immer noch ausweichen.
 Schöne Ziele in allen Himmelrichtungen: Latium eignet sich nicht zuletzt für Tagesausflüge aus Rom heraus. (Bild: Hauschildt/dpa/tmn) Informationen: Italienische Zentrale für Tourismus ENIT, Neue Mainzer Strasse 26, 60311 Frankfurt, Telefon. : 069/23 74 34
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