Die zweite Nacht auf dem Fußboden war sogar noch besser als die erste, weshalb ich fit und munter am frühen Morgen aus meinem Schlafsack klettern konnte. Einige waren bereits zum Frühstücken in den Speisewagen gegangen, während andere noch schliefen oder einfach von ihrem Sitz aus beobachteten, wie die Sonne über dem roten Sandboden aufging. Wir hatten sogar das Glück Kängurus und Emus dabei beobachten zu können, wie sie aufgeschreckt vom Zug in Richtung Horizont davon stürmten.
Als die meisten anderen Fahrgäste vom Frühstücken zurückkamen, war die Zeit gekommen, wo die Backpacker Fraktion wieder mit LapTop, i Ped und anderer Elektronik den Speisewagen für sich in Beschlag nahm. Zum Glück hatte Jori eine Verteilersteckdose dabei, weshalb wir ohne Probleme alle über eine Steckdose arbeiten konnten. In Adelaide waren zu „meiner“ Reisegruppe noch ein Franzose, ein Italiener und ein Ire gestoßen, weshalb auch zweiten Tag im Zug keine Langeweile aufkam. Noch bevor dann auch endlich, pünktlich zur australischen Lunchzeit, mein Frühstück aß, sortierte ich Fotos und recherchierte im Internet nach günstigen Inlandflügen. Mein Frühstück bestand aus Pumpernickelbrot mit Käse, das ich mit Hühnchenfleisch aus der Dose und Gurke aufpimpte. Wie ich finde, gar nicht mal so übel für ein Backpacker-Zugfrühstück.
Den Rest des Tages, bis zum Abend verbrachten wir die Zeit damit, zwischen Zugabteil und Speisewagen hin und her zu wechseln, obwohl wir die meisten Zeit eindeutig mit unseren Computern im Speisewagen verbrachten. Der Franzose spielte Computerspiele, Jori organisierte sich über das Internet eine Unterkunft in Perth, die Australierin vertrieb sich mit Facebook-Recherchen die Zeit und ich schrieb Emails. Lange Zeit fuhren wir durch eine Landschaft, in der nur ganz vereinzelt mal ein einzelner Baum stand, weshalb es irgendwann zum running gag wurde, dass jedes Mal, wenn einer von uns einen Baum sah, alle anderen darüber informierte. Da es zwischendurch immer wieder mal regnete, sahen wir außerdem einen halbkreisförmigen Regenbogen, dessen beiden Enden ihren Ursprung im Horizont hatten.
Als wir am Abend in Kalgoorlie stoppten, machten wir uns zu sechst auf den Weg in einen Pub, um dort zu Abend zu essen. Das erste Mal in Australien und eigentlich überhaupt das erste Mal in meinem Leben, bestellte ich mir Fish und Chips. Ich bereute meine Wahl nicht, denn das Essen hat wirklich sehr gut geschmeckt. Am interessantesten an diesem Abend war jedoch die Zusammensetzung der verschiedenen Nationalitäten. Außerdem spannend war zu sehen, wie sehr sich unsere Reisepläne voneinander unterschieden. Da war zum Einen die Australierin, die zum Verwandtenbesuch in Sydney gewesen war, Jori aus San Fransisco, der nur für drei Wochen in Australien ist, der Italiener, dessen erstes Anliegen es ist, einen Job zu finden und eben wir anderen drei Backpacker. Leider endete auch dieser Abend schneller als mir lieb gewesen war, aber den Zug verpassen wollten wir schließlich alle nicht.
Als wir wieder im Zug waren, war es bereits nach 23:00 Uhr, weshalb das Licht ausgeschaltet war und einige auch schon auf ihren Sitzen schliefen. Bis sich der Zug wieder in Bewegung setzte, verging jedoch noch mindestens eine Stunde. Das war dann auch für mich der Moment, wo ich mich wieder in meinen Schlafsack auf den Boden legte. Der Beginn der dritten Nacht im Zug.